Messerattacke in der Bonner Altstadt Taxifahrer leidet unter den Folgen des Mordversuchs

Bonn · Im Prozess um den gewalttätigen Überfall auf einen Taxifahrer im Annagraben in der Bonner Altstadt am 12. Januar hat der Staatsanwalt jetzt siebeneinhalb Jahre Haft gefordert.

Der gewalttätige Überfall hat das Leben des 46-jährigen Taxifahrers unwiderruflich verändert: Am 12. Januar wurde der Familienvater im Annagraben in der Altstadt von einem Fahrgast überfallen und mit Messerstichen in Hals und Kopf schwer verletzt. Der drogensüchtige Mann, der ihm das antat, soll nun für Jahre hinter Gefängnisgittern und den Mauern einer Entziehungsanstalt verschwinden: Staatsanwalt Sebastian Weikinger beantragte am Montag für den 33-jährigen Angeklagten wegen versuchten Mordes siebeneinhalb Jahre Haft und Unterbringung in einer Entziehungsanstalt. Wie gravierend die Folgen nicht nur für ihn, sondern auch für seine Familie sind, schilderte der 46-Jährige am Montag vor dem Schwurgericht.

Im Beistand seiner Anwältin trat der selbstständige Taxifahrer in den Zeugenstand – und sah erstmals den Mann wieder, der ihm das angetan hat. Der 33-jährige Angeklagte, dem die Staatsanwaltschaft einen Mordversuch aus Heimtücke, Habgier und zur Ermöglichung eines Raubes vorwirft, zeigte keine Regung, als sein Opfer schilderte, wie er an jenem Mittag um sein Leben kämpfte – und wie dieser Überfall alles verändert hat: „Die Tat hat mich und meine Familie getroffen wie ein Tsunami.“

Dabei habe er an dem Tag keinerlei Argwohn gehabt, als er den 33-Jährigen in Duisdorf in sein Taxi aufnahm. Der 46-Jährige, der schon einmal 2007 in seinem Taxi von einem Fahrgast mit einem Hammer überfallen worden war, glaubte sich an dem Mittag sicher: „Es war schließlich helllichter Tag, und die Fahrt ging in die Innenstadt.“ Deshalb habe er auch keinen Verdacht geschöpft, als der 33-Jährige auf dem Rücksitz immer weiter zur Seite gerückt sei, bis er genau hinter ihm gesessen habe.

Als er den Mann dann am Anfang des Annagrabens habe aussteigen lassen wollen, habe der jedoch weitergefahren werden wollen und ihn erst in der Mitte des Annagrabens anhalten lassen. Und dort sei er über ihn hergefallen, habe mit dem linken Arm seinen Hals umfasst und ihm mit der rechten Hand ein Messer an die rechte Halsseite gehalten. Als er sich, so der Taxifahrer, in Panik habe losschnallen und aussteigen wollen, habe er die Stiche gespürt.

Mehrfach stach der 33-Jährige zu, sprang dann aus dem Taxi, riss die Tür auf, um den Fahrer vom Sitz zu zerren, weil er das Taxi haben wollte. Der 46-Jährige wehrte sich verzweifelt, erhielt einen Stich in die Hand und rief um Hilfe. Als sich eine Richterin des nahe gelegenen Gerichts näherte, flüchtete der Räuber.

Sein Opfer wurde notoperiert und leidet noch heute unter Schmerzen. Aber gravierender sind die seelischen Folgen. Er war zwar kurz in einer Traumatherapie, doch mehr, so erklärte er, könne er sich nicht leisten: „Ich muss arbeiten und für meine Frau und die kleinen Kinder Geld verdienen.“ Seine Frau ist überdies schwer krank, wie seine Anwältin Gudrun Roth erklärte und betonte: „Die Tat hat ihn fast völlig aus der Bahn geworfen, und die Folgen verfolgen ihn und seine Familie bis ans Lebensende.“ Weil der 46-Jährige keine Abend- und Nachtfahrten mehr machen kann, verdiene er nun auch viel weniger.

Der Ankläger stellte fest: Die Drogensucht, die das Leben des 33-Jährigen seit der Jugend bestimmt, führte zu der Tat mit massiven Folgen für das Opfer. Allerdings hält der Ankläger dem 33-Jährigen zugute, dass er gestand und bisher straffrei blieb. Anwältin Roth nannte den Strafantrag des Staatsanwalts „sehr moderat“.

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