Auftakt zu neuer Konzertreihe in Bonn Musik und Politik mit Dota Kehr

Bonn · Etwa 50 Gäste sind am Donnerstagabend in die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) gekommen, um mit Liedermacherin Dota Kehr den Auftakt der Veranstaltungsreihe „bpb: unplugged“ einzuläuten.

 Die Sängerin Dota Kehr während ihres Auftritts in der Bundeszentrale für politische Bildung.

Die Sängerin Dota Kehr während ihres Auftritts in der Bundeszentrale für politische Bildung.

Foto: Barbara Frommann

Etwa 50 Gäste sind am Donnerstagabend in die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) gekommen, um mit Liedermacherin Dota Kehr den Auftakt der Veranstaltungsreihe „bpb: unplugged“ einzuläuten. Kurz vor Beginn um 19 Uhr stehen die Zuhörer mit Fassbrause in der Hand um Stehtische, umgeben von Büchern zu Politik und handschriftlichen Plakaten von Geflüchteten. Dann betritt die Frau mit den langen, blonden Haaren und dem schwarzen Lurexjäckchen die Bühne.

„Vor einem Jahr haben wir uns gefragt: Wie könnten wir das Medienzentrum mit mehr Leben füllen? Wie können wir unterschiedliche Zielgruppen gewinnen, um mit ihnen über politische Themen zu sprechen?“, erklärt bpb-Pressesprecher Daniel Kraft. „Dann ist ein syrischer Musiker hier unplugged aufgetreten und wir haben festgestellt: Das funktioniert sehr gut.“ Der relativ kleine Raum eigne sich ideal dafür, Musiker unplugged, also ohne elektrische Verstärkung, auftreten zu lassen. „Für weitere Veranstaltungen der Reihe suchen wir Künstler, die bereit sind, über Politik zu diskutieren, und mindestens drei politische Lieder mitbringen“, so Kraft.

Doch bevor Dota Kehr ihre Lieder mit dem Publikum teilt, spricht sie mit bpb-Referentin Anna Hoff über eigene Grenzen, politisches Bewusstsein und Vorbilder. Auf die Frage, welche Ereignisse sie politisiert haben, nennt Kehr neben dem Mauerfall auch die Angriffe auf das Flüchtlingsheim in Ro-stock-Lichtenhagen 1992: „Die wurden im Fernsehen, aber auch in der Schule viel diskutiert. Denn Politisierung findet ganz stark im Dialog statt. Und damals war ein Punkt gekommen, an dem wir dachten: Wir müssen gegen Rassismus auf die Straße gehen.“

Sie habe sich jedoch nie vorgenommen, politische Lieder zu schreiben: „Das kommt eben vor, weil es Teil des Lebens ist“, findet die 37-jährige. Nach dem Gespräch gehört die kleine Bühne, in grünes und violettes Licht getaucht, ganz ihr. Den Beginn macht sie mit einem unpolitischen Song: „Ein Lied über die unpolitischste Jahreszeit überhaupt: Sommer“. Poetisch eingefangene Details vermittelt die Sängerin allein mit ihrer Stimme und ihrer Gitarre.

Spätestens beim zweiten Stück „Erschlossenes Land“ wird deutlich, dass „unplugged“ hier tatsächlich gut funktioniert: Der Raum, in den die Musik tritt, ist aufmerksam still und nur von Zeit zu Zeit mit kleinen Kinderstimmen erfüllt. Im Laufe des Abends schafft Kehr es sogar, ihre Zuhörer zum Mitsingen zu bewegen. Und schließlich, um wieder politisch zu werden, singt sie: „Sie müssen nicht zwischen den Ländern verlaufen, aber zwischen den Menschen. Nicht aus Stacheldraht sollen sie sein, sondern aus Respekt - es gibt Grenzen.“

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