GA-Serie Wohnen und Leben: Immobilien als Vorsorge Altersarmut trotz der eigenen vier Wände?

Bonn · Die Käufer einer Immobilie sollten ihre Schulden möglichst schnell abtragen. Andernfalls zieht sich die Finanzierung weit bis ins Rentenalter.

 Nicht immer ein Ruhekissen: die eigene Immobilie.

Nicht immer ein Ruhekissen: die eigene Immobilie.

Foto: picture alliance/dpa

Mietfrei im Alter, das dürfte für viele Menschen der entscheidende Beweggrund sein, sich ein Eigenheim anzuschaffen. Auch von Experten wird der Ansatz nahezu uneingeschränkt gestützt – sofern er auch funktioniert. Eine Stolperfalle nämlich ist nichts weniger als der vielzitierte Lauf der Zeit.

Kurz gesagt: Je früher die Immobilie abbezahlt ist, desto besser. Schwierigkeiten drohen hingegen, wenn sich die Besitzer einst unter Wahrung ihres gewohnten Lebensstandards für kleine Tilgungsraten entschieden haben und im Alter auf einer hohen Restschuld sitzen. Vorbeugen lässt sich dieser Gefahr mit hohen Tilgungsraten und der Möglichkeit von Ratenwechseln und Sondertilgungen, beispielsweise von jährlich bis zu zehn Prozent. Besonders risiko-averse Berechnungen empfehlen, den Kredit bis zum 55. Lebensjahr getilgt zu haben, um von diesem Zeitpunkt mit freiem Kapital die Rente ansparen zu können. So forsch dies klingt, so sehr besteht unter seriösen Finanzberatern Einigkeit darin, dass eine Immobilienfinanzierung möglichst nicht ins Rentenalter hineinreichen sollte.

Genau das allerdings ist häufig der Fall, weil nach dem Ende der Zinsbindungszeit eine Restschuld übrig bleibt. Hoch ist diese Wahrscheinlichkeit beispielsweise in der folgenden Konstellation: Ein 45-jähriger Familienvater mit bescheidenem Eigenkapital finanziert bei moderaten Zahlungsraten von 1200 Euro ein Wohnhaus in Bonn. Kreditsumme: 300 000 Euro. Freuen kann er sich über die aktuellen Niedrigzinsen, die er sich idealerweise für 20 Jahre sichert.

Danach allerdings wird sich die Bank mit ihm über die Restschuld unterhalten wollen, immerhin noch eine stattliche Summe von mehr als 80 000 Euro. Wenn es für den inzwischen 65-Jährigen ganz dumm läuft, sind inzwischen zudem die Zinsen gestiegen. Liegen sie am Ende der Kreditlaufzeit bei fünf Prozent, so ist der Kredit bei gleicher Rate und Tilgung erst nach weiteren sieben Jahren zurückgezahlt. Leider ist der Mann bereits im besten Rentenalter und kann entsprechend auf weniger Nettoeinkünfte zurückgreifen. Schlimmstenfalls wird das monatliche Budget so knapp, dass die eigenen vier Wände als goldener Käfig wahrgenommen werden.

Als Alternative zur selbst genutzten Immobilie kommt ein vermietetes Objekt infrage, das im Ruhestand feste Zusatzeinkünfte garantieren kann – so es bereits abbezahlt ist. Wie immer sind auch hier Finanzierungskonzept und Nebenkosten relevante Größen. Ralf Scherfling von der Verbraucherzentrale NRW verweist in dem Zusammenhang auf einen weiteren Aspekt – die Rücklagen für Instandhaltungen und Modernisierungen. „Denn“, so Scherfling: „Wenn die Immobilie endlich schuldenfrei ist, ist sie meist auch in einem Alter, in dem teure Reparaturen etwa am Dach anfallen können.“ Ein finanzieller Selbstläufer ist der Hauskauf nicht.

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