Hitzige Debatte Neugestaltung des Baumschulwäldchens in Bonn spaltet Anwohner

Bonn · Die Neugestaltung des Baumschulwäldchens spaltet die Anwohner. Während die einen sie bei einem Rundgang lobten, übten andere deutliche Kritik.

Die meisten Bäume sind gepflanzt, eine Wildblumenwiese eingesät und die neuen Wege angelegt: Die Projektplaner haben den Anwohnern das Baumschulwäldchen gezeigt, dessen Neugestaltung Anfang Juni beendet werden soll. Für Valentin Dreisen vom Planungsbüro scape wurde der Rundgang zu einem Spießrutenlauf. Denn neben Bürgern, denen der neue Park gefiel, waren auch viele dabei, die den damit verbundenen Kahlschlag kritisierten. Hitzige Debatten waren programmiert.

Auch wenn der Park noch nicht fertig ist, sind schon wieder viele Spaziergänger unterwegs. Auf der Wiese vor dem Kriegerdenkmal sonnen sich die ersten Gäste. „Angesichts der Baustellenabsicherung ist das etwas schwierig, aber wir haben bewusst nicht alles abgesperrt“, sagte Valentin Dreisen. Durch die Passanten zeige sich, wie wichtig das Baumschulwäldchen für die Umgebung sei. Aber nicht jedem gefällt das neue, aufgeräumte Wäldchen.

Pro und Contra

Rundgang im Baumschulwäldchen
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Rundgang im Baumschulwäldchen

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Was die einen als gut befanden, war für die anderen schlecht. Auf den Kommentar, dass zu viele Bäume gefällt worden seien, kam die Antwort, dass die ohnehin irgendwann umgekippt wären. Es gäbe zu wenig schattige Plätze – oder noch genügend, die bald durch die neuen Bäume sogar noch mehr würden. Die entfernten Sträucher könnten Dreck und Lärm des viel befahrenen Wittelsbacherrings nicht mehr filtern – endlich seien die Sträucher weg, in die Drogenabhängige ihre gebrauchten Spritzen warfen.

Ein Wort gab das andere. Einige Anwohner hatten sogar Anzeige erstattet, weil sie den Denkmalschutz beschädigt sahen. Ihrer Ansicht nach waren mehr Bäume gefällt und Sträucher entfernt worden, als zunächst angekündigt. Die Bonner Staatsanwaltschaft hat dieses Ermittlungsverfahren nun eingestellt, weil sich „keine Anhaltspunkte für ein strafrechtlich relevantes Verhalten“ ergeben hätten.

„Es erscheint uns seltsam, dass sich die Staatsanwaltschaft mit der Denkmalbegründung gar nicht auseinandergesetzt hat, sondern ungeprüft die Meinung der Denkmalbehörden übernimmt“, sagte Christa Uebel-Lepartz, eine der Anzeigenerstatterinnen. Laut Staatsanwaltschaft ist das Baumschulwäldchen 2015 nicht als Gartendenkmal eingestuft worden, die Fällung von fünf Bäumen somit rechtens. Fragt man Uebel-Lepartz, sind die Ermittler in ihrer Stellungnahme aber nicht auf den Vorwurf des Betrugs eingegangen, der deshalb weiterhin im Raum stehe.

Etwa hundert Gewächse abgeholzt worden

Neben fünf Bäumen seien etwa hundert Gewächse mit einem Stammdurchmesser von mindestens zehn Zentimetern abgeholzt worden. Beim Rundgang wurde diese Thematik angesprochen – allerdings auch versucht, sie schnell abzuhaken. „Wir sind hier, um den Stand der Bauarbeiten zu erläutern und nur Fragen dazu zu beantworten“, sagte David Baier vom Amt für Stadtgrün.

Und die sind umfangreich. Neben den größeren Wiesenflächen, die durch das Entfernen von Sträuchern entstanden sind, fallen die neuen Wege am stärksten auf. Sie sind verbreitert und mit Steinen eingefasst worden. Auf den groben Schotter wird eine feinere Schicht aufgeschüttet. „So, wie man sie von der Poppelsdorfer Allee kennt“, erklärte Dreisen. Damit sich keine Pfützen bildeten, liege der Weg etwas höher als die Wiesenflächen.

Da 28 der insgesamt 42 neuen Bäume gepflanzt seien, zeichneten sich das „Naturwäldchen“ und das „botanisches Wäldchen“ bereits ab. In den kommenden zwei Monaten werden zudem Sitzbänke, Liegen und Mülleimer sowie die große zentrale Kletteranlage für Kinder aufgestellt. „Für uns ist das eine gute Sache“, sagte Sabine Einig, stellvertretende Leiterin der Michaelschule. Die Schüler hatten bei der Aktion „Bonn blüht und summt“ eine Wildblumenwiese eingesät.

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