Ein besonderer Abschlussball im Tanzhaus Integrativ und bewegt

Beuel · Wir tanzen wieder" heißt das Projekt, zu dem die Bonner Caritas und das Tanzhaus Bonn jeden Donnerstag Senioren mit und ohne Demenzerkankung in die Vilicher Arkaden laden.

 Im Gleichschritt: Timo und Sybille Müller machen es vor, die Ballgäste folgen später ihrem Beispiel.

Im Gleichschritt: Timo und Sybille Müller machen es vor, die Ballgäste folgen später ihrem Beispiel.

Foto: Fotograf/Malsch/Max Malsch

Seit zwei Jahren gibt es die Initiative, die auf ein Projekt des Kölner Tanzlehrers Hans-Georg Stallnig zurückgeht und vom Team des Tanzhauses Bonn um Geschäftsführer Timo Müller weiterentwickelt wurde. Nun trafen sich die Teilnehmer, um das erfolgreiche Tanzjahr mit einem Abschlussball zu feiern.

"Unsere Musikauswahl besteht sowohl aus modernen als auch älteren Stücken. Damit möchten wir die Senioren dazu anregen, sich an schöne Zeiten zurückzuerinnern und zeitgleich auch unsere jüngeren Teilnehmer begeistern", so Müller. Der älteste Teilnehmer, der an den Kursen in diesem Jahr teilgenommen hat, ist 97 Jahre alt, die jüngste Teilnehmerin 15 Jahre.

Besonders die Teilnehmer unserer Jugendschülerkurse helfen hier begeistert mit", lobt Müller die jugendlichen Tänzer, die den Senioren als Mentoren und Tanzpartner zur Seite stehen.

Das Projekt "Wir tanzen wieder" hat eine therapeutische Komponente. Menschen, die an Demenz erkrankt sind, profitieren von der mit Musik kombinierten Bewegung. Zudem wurden die Tanzlehrer im Rahmen von Fortbildungen gemeinsam mit Ärzten und Therapeuten auf die Arbeit mit den Demenzerkrankten vorbereitet. "'Wir tanzen wieder' führen wir in Kooperation mit der Caritas durch, die in Heimen und der ambulanten Pflege Werbung für unser Projekt macht", erklärt Müller.

Häufig mangele es bei dementen Menschen an der gesellschaftlichen Teilhabe, bei vielen sorge die Krankheit für Isolation. Das Projekt beuge dem vor, wie Müller erklärt: "Das Tanzen hat einen integrativen Charakter. Hier verbringen die Senioren Zeit mit anderen Menschen, es entstehen sogar Freundschaften."

Das Projekt ist mittlerweile so beliebt, dass auch Senioren ohne Demenz die Donnerstage im Tanzhaus genießen. So auch Martin Hofenbitzer, der im Rollstuhl sitzt. Das hindert ihn nicht daran, beim Discofox oder Walzer die Hände einzusetzen und - sichtlich amüsiert - mitzuschwingen. "Ich war früher einmal Karnevalsprinz. Tanzen kann ich also und auch heute noch bereitet mir die rhythmische Bewegung eine große Freude", erzählt er. Marianne Gillesen ergänzt: "Ich finde es klasse, dass wir keine festen Tanzpartner haben müssen. So lerne ich immer wieder neue Leute kennen." Pflegerin Anna Barquero von der Caritas Beuel nimmt mit Gillesen am Abschlussball teil.

Gemeinsam hatten sich beide schon am frühen Nachmittag vorbereitet. "Frau Gillesen hat auf den heutigen Tag hingefiebert. Sie hat sich so sehr gefreut, dass wir über eine halbe Stunde damit verbracht haben, die richtige Frisur herzurichten", so die Pflegerin. Wenn ab Donnerstag, 21. Januar, die neuen Kurse beginnen, möchten sie - das ist für alle drei selbstverständlich - wieder das Tanzbein schwingen.

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