Leitbildprozess Bad Godesberg soll nicht mehr schlechtgeredet werden

Bad Godesberg · Bei der Leitbildkonferenz wird klar, dass sich die Uhr im Stadtbezirk nicht zurückdrehen lässt. So wie früher wird es nicht mehr werden, sagt die Planerin.

Unbedingt nach vorn schauen, nicht zurück: So könnte das Fazit der zweiten Leitbildkonferenz lauten. Die Resonanz war nicht ganz so groß wie beim Auftakt, aber immerhin kamen knapp 300 Interessenten in die Stadthalle, um über die Zukunft von Bad Godesberg zu diskutieren und darüber abzustimmen.

Ursula Mölders, die mit ihren Kollegen vom Kölner Planungsbüro Dr. Jansen den Prozess betreut, stellte eindringlich die Prämissen vor: „Bad Godesberg wird nicht mehr schlecht geredet“ und „Es gibt keine rückwärtsgewandte Entwicklung – Früher ist vorbei“. Dafür gab es Applaus. Die Geografin erinnerte dabei an ein Gespräch mit einer Godesbergerin, die ihr einmal sagte: „Ich möchte, dass es wieder so schön ist wie früher.“ Mölders entgegnete: „Das gibt es nicht. Das geht nicht.“ Letztlich habe sie im Stadtbezirk aber viel Schönes gesehen. Jetzt habe jeder die Gelegenheit, das Leitbild mitzugestalten, ohne dass die Pläne jetzt schon in der Bezirksvertretung oder dem Stadtrat von Politikern auf den Weg gebracht werden. Die würden erst am Ende entscheiden, wenn die Meinungen der Bürger zusammengebracht sind und das Büro Jansen seine gutachterliche Meinung verfasst hat.

Nach unzähligen Ideen und Anregungen aus der ersten Konferenz, der Onlinebeteiligung, dem Mittun von Jugendlichen und fünf Expertenworkshops mit je zehn bis 25 Teilnehmern ging es am Donnerstagabend an neun Themen: Innenstadt, Kurfürstliche Zeile, Sicherheit, Heimat für alle, Arbeit und Forschung, Kultur, Freizeit und Tourismus, Jung sein, älter werden, neue Mobilität und Image. An Tischen kamen bis zu acht Konferenzteilnehmer jeweils für zehn Minuten ins Gespräch und sollten dabei über Fragebögen abstimmen. Da drehte es sich etwa darum, ob mehr Angebot für junge Menschen geschaffen werden sollten, es ging um die Bedeutung des „Bads“ im Stadtbezirksnamen, den Aufbau eines Hochschulzentrums an der Kurfürstenallee, den Oberbürgermeister Ashok Sridharan bei seiner Begrüßung allerdings als „langen, steinigen Weg“ bezeichnete. Wenn die Menschen es wollten, werde er den aber gerne weitergehen. „Das Leitbild soll uns in den nächsten 20 Jahren begleiten.“

Viele Migranten dabei

Diesmal waren viele Ausländer und Deutsche mit ausländischen Wurzeln da – auch weil die Stadt sie direkt eingeladen hatte, unter anderem über mehrsprachige Flyer. „Wer hier ist, hat die Spielregeln zu akzeptieren“, meinte ein 56-jähriger Godesberger an einem Tisch und meinte, dass dies in anderen Ländern verschärfter gelte und er sich da auch anpasse. „Der Staat hier bietet einen größeren Spielraum“, entgegnete Younis Kamil (33) vom Sportclub ISC AlHilal Bonn. „Ich bin froh, dass es den gibt.“ Nicht einverstanden ist er mit der Meinung seines Gegenübers, dass die Stadt bei der Konzessionsvergabe einer Konzentration arabischer Betriebe wie an der Koblenzer Straße entgegenwirken solle.

Die in Bonn geborene Nuur (16), deren Mutter aus Syrien stammt, war zunächst der Meinung, dass in Godesberg alle Schilder nur auf Deutsch verfasst sein sollten. Sie ließ sich in ihrer Gruppe aber davon überzeugen, dass wichtige Dinge auch mehrsprachig sein dürfen. Ihre Freundin Salima Osselam, deren Eltern Marokkaner sind, kann die Deutschen ein wenig verstehen, wenn einige über den hohen Ausländeranteil klagen. Beide jungen Frauen denken, dass es für die Integration wichtig sei, Deutsch zu lernen. Aufs Kopftuch, das sie selbst tragen, komme es dann nicht an.

Die Organisatoren versprachen, dass sich im Prozess auch noch dem Medizintourismus gewidmet werde. Im Herbst geht es weiter mit der dritten Konferenz, deren Inhalte laut Mölders dann wieder konkreter und ganz auf Godesberg gemünzt sein sollen. „Eins nach dem anderen“, sagte die Geografin.

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