"Es ist einfach großartig, in Bonn zu spielen"

Ex-Kapitän der Telekom Baskets Paul Burke kehrt am Dienstag mit Snaidero Udine in die Hardtberghalle zurück - Letztes Spiel für die Italiener? Hagen lockt - Vorfreude auf das Duell mit Terrence Rencher

Bonn. Es wird aus Bonner Sicht vielleicht eines der interessantesten Spiele des ULEB-Cups. Dienstag abend (19.30 Uhr, Hardtberghalle) treffen die Telekom Baskets auf den italienischen Erstligisten Snaidero Udine. Und im Team des Gegners steht ein Spieler, den die Baskets-Fans eigentlich gerne in ihrer Mannschaft gesehen hätten: Paul Burke.

Der Amerikaner mit schwedischem Pass hat zwei Jahre lang für die Bonner gespielt und war als Kapitän auf und neben dem Feld eine entscheidende Figur. Zur Vertragsverlängerung kam es aber nicht, weil die Baskets Burke nur einen Kontrakt zu reduzierten Bezügen anboten und der mit sich selbst andere Pläne hatte.

"Eigentlich wollte ich Bonn nicht verlassen. Ich habe mich hier sehr wohl gefühlt. Die Stadt, die Menschen - es ist einfach großartig, in Bonn zu spielen. Das meine ich ehrlich", schwärmte Burke am Montag in einem Gespräch im Mannschaftshotel.

Und vergaß die Fans dabei nicht: "Wer immer für die Baskets spielt, muss wissen, dass es etwas ganz Spezielles ist, für dieses Publikum zu spielen." Spätestens seit er in Udine unter Vertrag sei, wisse er, wovon er rede.

"Dort spielt man", so Burke, "wie in einem Käfig. Gewinnt man, jubeln die Fans, doch nach dem Spiel will keiner Autogramme haben. Man geht vom Feld, als sei nichts gewesen. Es findet keine Interaktion statt. Verliert man, hat man als Spieler eine schlechte Zeit. Die Fans rasten dann richtig aus."

Warum ist er dann nicht gleich in Bonn geblieben? "Ich gebe zu, dass ich ein wenig enttäuscht war, dass man mir einen geringer dotierten Vertrag angeboten hat. Zu gleichen Bedingungen wäre ich wahrscheinlich geblieben.

Ich glaube, dass ich mehr wert bin. Deshalb habe ich auch versucht, den Sprung in eine Topliga wie in Spanien, Griechenland oder Italien zu schaffen", so Burke.

Aber in Udine wird der schwedische Nationalspieler sehr wahrscheinlich nicht bleiben. Schon seit Tagen wird gemutmaßt, dass er ab dem kommenden Wochenende für den Bundesligisten Brandt Hagen spielt.

"Ich stehe in Udine bis Ende des Jahres unter Vertrag, mehr will ich nicht sagen." Er sagt aber, dass er einen Verein sucht, bei dem er 30 bis 35 Minuten auf dem Feld stehen kann. "Die Europameisterschaften stehen vor der Tür.

Der schwedische Nationalcoach will mich spielen sehen, weil ich eine zentrale Figur in seiner Mannschaft bin", berichtet Burke. Kaum vorstellbar, dass die Italiener ihm dies zusichern werden.

"In 28 Stunden" könne er mehr sagen, meinte Burke am Montag. Es können aber kaum Zweifel daran bestehen, dass Burke, der in seinem Vertrag eine Ausstiegsklausel hat, dann seinen Wechsel zum Bundesligisten Brandt Hagen bekanntgeben wird.

Obwohl: In Udine ist man seit kurzem von seinen Qualitäten offenbar überzeugt. Zwar hat Snaidero in der Meisterschaft noch kein Spiel gewonnen, doch zuletzt stand Burke in der Startformation und 32 Minuten auf dem Feld. "Wir hätten eigentlich gewinnen müssen.

Wichtig für mich ist: Ich spiele zur Zeit so gut wie nie zuvor." Das soll heute in erster Linie Bonns Spielmacher Terrence Rencher zu spüren bekommen. Burke: "Ich gehe davon aus, dass ich gegen ihn spielen werde."

Rencher, so Burke, sei der Schlüsselspieler bei den Baskets. "Er ist ein großartiger Athlet und Chef auf dem Feld. Obwohl ich in Bonn gut gespielt habe, hat seine Anwesenheit meine Möglichkeiten eingeschränkt. Ich kann mehr, und das will ich beweisen."

Burke zeigt Respekt vor den Baskets. "Die Leute in Bonn verstehen etwas von ihrem Job. Sie haben ein sehr gutes Auge für talentierte Spieler. Auch das jetzige Team ist stark." Gleichwohl schätzt er Udine stärker ein.

Die besten Trümpfe haben die Italiener unter dem Korb mit Center Jeff Stern (2,08 Meter/USA) und Power Forward Demetrius Alexander (2,04/USA). Burke erwartet ein mitreißendes Duell zwischen Alexander und Bonns Aleksandar Nadjfeji. "Das werden für beide harte 40 Minuten. Die werden sich nichts schenken."

Für Burke wird es auch deshalb ein besonderes Spiel, weil seine Familie aus Schweden anreist. Mit dabei sein erst zwei Wochen alter Sohn Jakob. "Ich sehe ihn in Bonn zum ersten Mal", freut er sich.

Danach wird er wohl Hab und Gut, das er noch in Bonn hat, zusammen packen und nach Hagen ziehen. Jedenfalls wird Brandt-Coach Brad Dean in der Halle sein und darauf hoffen, dass Burke den Vertrag unterschreibt.

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