Fußball Nach 3:0-Sieg der U19: DFB will Talentförderung anpassen

Reutlingen · Lernen fürs Fußballer-Leben: Die U19-Junioren haben bei der Heim-EM die Alles-oder-Nichts-Prüfung beim 3:0 gegen Österreich bestanden und spielen um die Teilnahme an der U20-WM 2017. Dennoch sieht der DFB Handlungsbedarf und will die Nachwuchsförderung verändern.

 Das U19-Team besiegte Österreich mit 3:0.

Das U19-Team besiegte Österreich mit 3:0.

Foto: Uli Deck

Nach dem souveränen 3:0 (0:0) gegen Österreich war die Erleichterung groß im Team der deutschen U19-Fußballer.

"Wir standen defensiv sehr gut und haben vorne die Dinger reingemacht", sagte Mittelfeld-Organisator Benjamin Henrichs von Bayer Leverkusen - letztendlich versöhnte der Auftritt zum Vorrunden-Ende bei der Europameisterschaft in Baden-Württemberg.

Hatte die U19 des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) beim Auftakt gegen Italien (0:1) in der Chancenverwertung gepatzt und gegen Portugal (3:4) in der Abwehr Schwächen gezeigt, so stimmte im Reutlinger Stadion an der Kreuzeiche endlich der Gesamtauftritt.

Das Turnier sei zwar bisher nicht so gelaufen, "wie wir das erwartet haben", räumte DFB-Sportdirektor Hans-Dieter Flick ein. Schließlich sollte das Team mindestens das Halbfinale oder mehr erreichen. Dennoch war auch der frühere Assistent von Bundestrainer Joachim Löw nach den Toren von Phil Neumann (50. Minute), Cedric Teuchert (52.) und Gökhan Gül (86.) froh, dass der Nachwuchs durch den ersten Sieg als Dritter der Gruppe A nun wenigstens die Chance hat, noch das letzte europäische Ticket für die U20-WM 2017 in Südkorea zu lösen.

Denn die Turniererfahrung, das betonte U19-Trainer Guido Streichsbier, sei für die jungen Fußballer enorm wichtig. Um das "Minimalziel" zu erreichen, muss der Europameister von 2008 und 2014 in der Playoff-Partie in Sandhausen am Donnerstag die Niederlande schlagen. Diese schlossen die Gruppe B nach einer 1:5-Niederlage gegen Frankreich ebenfalls als Dritter ab.

Auch Flick weiß, dass Nationen wie Frankreich und England, der Sieger der Gruppe B, in der Ausbildung ihrer Talente aufgeholt haben. Zwar rücken weiterhin Hochbegabte wie Schalkes Leroy Sané, der Dortmunder Julian Weigl oder Leverkusens Julian Brandt nach. Doch gerade das A-Nationalteam, das im EM-Halbfinale Frankreich unterlag, hat gezeigt, dass auf der Mittelstürmerposition und bei den Außenverteidigern Nachholbedarf besteht - auch wenn der 19-jährige Jannes Horn vom VfL Wolfsburg gegen Österreich hinten links stark aufspielte und alle drei Tore vorbereitete.

"Die Effizienz muss bei uns besser werden, daran wollen wir arbeiten", betonte Flick. Er fordert, künftig im Nachwuchsbereich positionsbezogener zu trainieren und individueller zu fördern. Die wichtigste Frage sei: "Wie kann man Spieler besser machen, wie kann man Positionen besser ausfüllen, wie kann man Talente auf diesen Positionen besser heranführen?", so der 51-Jährige. Zudem solle, zumindest in einem frühen Alter, nicht das Ergebnis, sondern die Entwicklung im Vordergrund stehen.

Das ändert nichts daran, dass Talente besonders von solchen Alles-oder-Nichts-Spielen wie gegen Österreich profitieren. "Ich finde, diese Turniererfahrung ist wichtig - so eine Situation zu erleben und sich zu stellen", sagte Streichsbier. "Wenn man einmal etwas schafft, dann weiß man, dass es auch wieder so gehen kann." Man könnte auch sagen: Lernen fürs Fußballer-Leben.

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