Bundesligasaison 2017/18 FC-Profi Bittencourt auf der Suche nach neuem Spaß

KÖLN · Der Kölner Profi hadert nach den beiden ersten Saisonspielen mit sich.

Das Bild wollte so gar nicht zu Leonardo Bittencourt passen. Wie ein Häufchen Elend hockte der 23-Jährige zu Beginn der zweiten Halbzeit im Spiel gegen den Hamburger SV auf der Auswechselbank. Der Spaßvogel im Team des 1. FC Köln hatte keinen Spaß gehabt. Zur Pause von Trainer Peter Stöger ausgetauscht, musste er tatenlos mit ansehen, wie sich seine Teamkameraden vergeblich bemühten, den 0:2-Rückstand aufzuholen, um den drohenden Fehlstart in die neue Saison der Fußball-Bundesliga zu verhindern. Null Punkte nach zwei Spielen, in Gladbach und gegen den HSV ausgewechselt. „Leo“ hatte sich das alles anders vorgestellt.

„Ich war mit meiner Leistung nicht zufrieden. Von mir und von der Mannschaft kann mehr kommen“, beschreibt Bittencourt seine Enttäuschung. Als er so freudlos da saß und mit sich und der Fußballwelt haderte, trat Peter Stöger ins Bild. Der FC-Trainer sprach zu seinem Spieler, und schon huschte ein Lächeln über Bittencourts Gesicht. „Er ist ehrlich und sagt seine Meinung. Deswegen verstehen wir uns so gut. Und er hat immer einen lockeren Spruch parat, mit dem er einen aufmuntern kann“, erklärt der Deutsch-Brasilianer sein Verhältnis zum Coach.

Peter Stögers Fähigkeiten waren in der Länderspielpause nach den beiden Auftaktniederlagen mehr denn je gefragt. Vor dem richtungsweisenden Spiel beim für den FC „immer unangenehm zu bespielenden FC Augsburg“ gilt es, die Kehrtwende einzuleiten. Leo Bittencourt ist überzeugt, dass dies gelingen wird: „Wir sind in der Vergangenheit oft wieder aufgestanden, wenn wir gefühlt am Boden lagen. Ich habe keine Angst, weil ich dieser Mannschaft und dem Trainerteam vertraue. Wir wollen in Augsburg Taten sprechen lassen.“ Sein Blick richtet sich nur nach vorne: „Die beiden Niederlagen sind genauso Vergangenheit wie unser fünfter Platz vergangene Saison. Wir müssen die Ärmel hochkrempeln und einfach spielen. Jeder muss jetzt erkannt haben, dass wir alles reinwerfen müssen.“

Bittencourt hat erkannt, dass gute Leistungen nicht automatisch nur Positives mit sich bringen. „Wir werden anders wahrgenommen, haben uns den Respekt der Gegner erarbeitet. Platz fünf macht es schwerer für uns.“ Schwerer zum Beispiel, als den Abgang von Torjäger Anthony Modeste zu verkraften, mit dem Bittencourt ein kongeniales Duo bildete. Obwohl der Offensivspieler aufgrund von Verletzungen (Knöchel-OP, Muskulatur) vergangene Saison nur 16 Spiele bestreiten konnte, war er an zehn Toren des FC beteiligt: „Wir waren nicht so abhängig von Tonys Toren, vielmehr war er abhängig von uns als Mannschaft, die ihm die Dinger aufgelegt hat. Letzte Saison waren wir perfekt aufeinander abgestimmt.“ Dann zieht Bittencourt einen interessanten Vergleich zu Neuzugang Jhon Cordorba. „Mit Tony hat es auch gedauert, bis alle Wege abgestimmt waren. Die beiden sind komplett unterschiedliche Spieler, die sich anders auf dem Platz bewegen. Mit Jhon braucht das auch etwas Zeit.“

Als Modeste 2015 zum FC kam, traf er in seinen ersten beiden Spielen nur per Elfmeter. Nach vier weiteren Treffern in fünf Partien, blieb der Franzose gar acht Spiele ohne Torerfolg. „Wir sind damals mit sieben Punkten aus drei Spielen gut gestartet. Ist Erfolg da, schauen die Leute schnell über vieles hinweg. Bei zwei Niederlagen zum Auftakt wird eben alles kritischer gesehen“, meint Bittencourt.

Als Typ fehlt der Gute-Laune-Mensch Modeste dem quirligen Dribbler: „Es ist immer schade, wenn nette Mitspieler gehen. Das ist bei Typen wie Marcel Hartel oder Daniel Mesenhöler auch nicht anders. Es ist kein großes Geheimnis, dass wir auf dem Platz und in der Kabine viel Spaß hatten.“ Diesen Spaß gilt es nun möglichst schnell mit einem Erfolgserlebnis in Augsburg wiederzufinden – für Leonardo Bittencourt und den 1. FC Köln.

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