1. FC Köln Aberglaube gehört für FC-Trainer Ruthenbeck dazu

KÖLN · Wegen der siegreichen Spiele verändert FC-Trainer Stefan Ruthenbeck seine Kleidung nicht. Die Kölner haben vor dem Spiel gegen den FC Augsburg keine personellen Sorgen.

Mit welcher Startelf Stefan Ruthenbeck am Samstag gegen den FC Augsburg beginnt, lässt er sich nicht entlocken. Wie sich der FC-Trainer für das Spiel kleidet, ist dagegen kein Geheimnis: An-thrazitfarbene Hose, schwarz-graue Kaputzenjacke und schwarze Sportschuhe. Diese Kombination trägt der 45-Jährige seit den letzten beiden siegreichen Spielen.

Nichts daran ändern wird der samstägliche Stiftungsspieltag des 1. FC Köln. Dafür wurde eine rote Jacke produziert, die der Trainer eigentlich tragen sollte. „Aber da wir wissen, dass du abergläubisch bist, zieh sie unten drunter an oder leg sie auf deinen Platz auf der Bank“, zeigte Vize-Präsident Toni Schumacher Verständnis dafür, dass Stefan Ruthenbeck nicht in Rot auftritt.

„Ja, ich bin abergläubisch“, bekräftigte der Trainer, „deshalb darf ich keinesfalls etwas anderes anziehen als das, was ich in den beiden letzten Spielen getragen habe.“ Aber für die gute Sache könne er sich vorstellen, die rote Jacke unter die dunkle zu ziehen.

Mit dem Aberglauben steht der neue FC-Cheftrainer nicht alleine da. Zahlreiche Kollegen glauben ebenfalls an übernatürliche Kräfte. Berühmtestes Beispiel hierzulande war Udo Latteck mit seinem blauen Pullover. Trotz sommerlichen Temperaturen trug er den als neuer Sportchef des 1. FC Köln Anfang August 1987 beim Saisonauftakt in Karlsruhe. Die Mannschaft des damals jungen Christoph Daum kam zu einem 1:1, und Udo Latteck meinte: „Den Pullover ziehe ich erst wieder aus, wenn wir verlieren.“

Osaka zeigt keine Furcht vor der 13

14 Spiele lang hielt die Serie ohne Niederlage. Dann wurde das blaue Kultobjekt zugunsten der Kinderkrebshilfe versteigert. Der Duftwasserhersteller 4711 zahlte 36 000 D-Mark, rund 18 000 Euro. Der Pullover wurde eine Zeit lang im Firmenmuseum ausgestellt und verschwand dann spurlosAngeblich ging die Magie des Pullovers auch davon aus, dass er nie mit Wasser und Seife in Verbindung kam. Das ist bei der Kleidung von Ruthenbeck dagegen anders: „Natürlich wird alles nach den Spielen gewaschen!“

Ebenfalls blau und berühmt war das Hemd, das Ewald Lienen bei jedem Spiel überzog, als er den 1. FC Köln in der Saison 1999/2000 zurück in die Bundesliga führte. Selbst bei bitterer Kälte zog der Trainer keine Jacke darüber, stattdessen mehrere Unterhemden darunter. Auch dieses Hemd wurde später versteigert, brachte für das Kinderheim in Sülz 5666 D-Mark ein. Heute ruht es im FC-Museum. Ein Kaschmir-Pullover, ebenfalls blau, wurde auch für Joachim Löw bei der WM 2010 in Südafrika (Platz drei) zum Glücksbringer. Eine Kaufhauskette ersteigerte ihn für eine Million Euro (!) zugunsten der Aktion „Ein Herz für Kinder“ und stiftete ihn dem Deutschen Fußballmuseum.

Wie weit der Aberglaube in Deutschland noch verbreitet ist, hat die Gothaer Versicherung im Vorjahr ermitteln lassen. Demnach bezeichnen sich zwei Prozent der Bevölkerung als „sehr abergläubisch“; 22 Prozent der Männer und 35 Prozent der Frauen neigen zum Aberglauben und mehr Jüngere als Ältere. Erstaunlich hoch war bei der Befragung die Furcht vor der 13 als Unglückszahl: 82 Prozent der Deutschen denken so.

Nicht dagegen FC-Profi Yuya Osako. Er trägt die 13 auf seinem Trikot und hat kein Problem damit. Allerdings ist die 13 in seiner japanischen Heimat auch nicht mit so negativen Vorstellungen behaftet wie im christlich geprägten Deutschland. Yuya Osako ist im Übrigen einer von nicht weniger als 24 Feldspielern, die Stefan Ruthenbeck für Samstag zur Verfügung stehen. Acht von ihnen müssen auf der Tribüne Platz nehmen. Die elf Spieler für die Startelf könnten jenen entsprechen, die gegen den HSV begonnen haben – also auch Osako.

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