Die Launen des Momentums 1. FC Köln vor dem Gastspiel beim HSV

KÖLN · Der Kapitän Matthias Lehmann und Vincent Koziello stehen im Kader für das nächste Abstiegskampf-„Endspiel“ des 1. FC Köln beim Hamburger SV. Damit kann der Coach personell aus dem Vollen schöpfen. Dennoch dürfte das Spiel gegen den HSV schwer werden.

 Der Trainer und sein verlängerter Arm auf dem Spielfeld: FC-Coach Stefan Ruthenbeck (rechts) mit Kapitän Matthias Lehmann.

Der Trainer und sein verlängerter Arm auf dem Spielfeld: FC-Coach Stefan Ruthenbeck (rechts) mit Kapitän Matthias Lehmann.

Foto: imago/Jan Huebner

Mit dem Momentum ist das so eine Sache. Nie kann es sich wirklich und nachhaltig für eine Seite entscheiden, weil es nun einmal in seiner launischen Natur liegt, die Seiten ohne erkennbaren Grund zu wechseln. Auch bezüglich einer verlässlichen Vorhersage taugt das Momentum im Sport nur ansatzweise. Hat das Spiel erst einmal begonnen, dreht und wendet es sich wie eine launische Diva, als hätten nie irgendwelche Voraussetzungen existiert. Die Frage darf also erlaubt sein, ob dem 1. FC Köln all die wunderbaren Dinge, die ihm am vergangenen Sonntag beim 2:1-Derbysieg über Borussia Mönchengladbach widerfahren sind, am Samstag (18.30 Uhr) im Kellerduell der Fußball-Bundesliga beim Hamburger SV überhaupt von Nutzen sein können.

Das Siegtor des neuen Sturm-Hoffnungsträgers Simon Terodde in allerletzter Sekunde, ein Erfolg über den sportlichen Erzrivalen, ein glücklich ausgefallener Videobeweis kurz vor Schluss und der zweite Dreier im heimischen Rheinenergiestadion in Folge. Zur Erinnerung: es war auch erst der zweite überhaupt in dieser Saison. Es wirkt, als seien für den FC nach all diesen Unglücken in der Hinrunde Weihnachten und Ostern zusammengefallen. Zumal Stefan Ruthenbeck auch personell in diesen Tagen bis auf die Ausfälle von Leonardo Bittencourt und Marcel Risse die schöne Qual der Wahl hat.

Bei einem Blick auf diese geradezu groteske Ansammlung von positiven Voraussetzungen könnten der Trainer und sein Team in Euphorie und den Glauben verfallen, dass im zweiten der 17 Endspiele im Kampf um den Klassenerhalt bei den Hamburgern nun mal so gar nichts mehr schief gehen kann. Es kommt ja auch noch hinzu, dass der HSV fünf Partien in Folge verloren hat und Markus Gisdol nur noch auf der äußersten Kante seines Trainerstuhls hockt. Tragendes Thema diese Woche in der Hansestadt: Verliert Gisdol auch gegen Köln, muss er gehen. Es gibt bessere Voraussetzungen für ein Spiel von solcher Bedeutung.

Duell zwischen Vorletztem und Letztem

Womit die Diskussion über das Momentum wieder auftaucht. Alles in diesem Duell zwischen Vorletztem und Letztem spricht für die Geißböcke. Der neue Glaube, den die beiden ersten Saisonsiege unter Ruthenbeck erschaffen haben, hat nun Armin Veh und seine Sicht der Dinge auf den Plan gerufen.

Der neue FC-Sportchef kennt nicht nur aus seiner Zeit als Trainer (2010-2011) das Innenleben beim HSV, er pflegt zudem einen ungetrübten Blick auf die nackte Grausamkeit der Tabelle. Da stehen die Kölner mit neun Punkten auf Rang 18 und weisen satte sechs Zähler Rückstand auf die Hamburger auf, die selbst in allergrößten Nöten stecken. Sechs Punkte sind in der Bundesliga noch immer eine Welt und es geht hier nur um den 17. Rang.

„Wir sollten die Kirche im Dorf lassen, Demut zeigen und vorsichtig sein. Vom Momentum können wir uns nichts kaufen“, erklärte Veh. Recht hat der Mann, zumal die Hamburger im eigenen Stadion erst neun Tore kassiert haben und drei ihrer vier Niederlagen gegen Dortmund, Leipzig und München kassierten. „Der HSV ist gerade in Heimspielen extrem aggressiv und spielt gut gegen den Ball“, warnt Ruthenbeck. Personell kann der Coach aus dem Vollen schöpfen. Kapitän Matthias Lehmann steht nach seinen Muskelproblemen wieder im Kader und ist laut Trainer „eine Option“. Mit nach Hamburg flog auch Vincent Koziello. Der Neuzugang aus Nizza muss aber wohl zunächst auf der Bank Platz nehmen. Für „Matze“ Lehmann und den 22-jährigen Franzosen fallen im Vergleich zum Gladbach-Spiel Tim Handwerker und Konstantin Rausch aus dem 18-er Kader. Rauschs Wechsel zu Dynamo Moskau wurde am Freitagabend als vollzogen vermeldet – für laut „kicker“ rund 1,5 Millionen Euro Ablösesumme.

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