Meckenheimer Kantor vertonte Gedichte als Chorwerk Gefeierte Uraufführung des Oratoriums von Martin Kahle

RHEINBACH · Die Uraufführung eines Oratoriums hat man sicher noch nicht oft in Rheinbach erlebt, und so zog sie zahlreiche Besucher am Samstagabend in die Pallottikirche. Sie waren gespannt auf das weihnachtliche Oratorium, das der Meckenheimer Kantor Martin Kahle nach fast zehnjähriger Arbeit vollendet hatte.

 Martin Kahle dirigierte die Uraufführung seines Oratoriums in der Pallotti-Kirche.

Martin Kahle dirigierte die Uraufführung seines Oratoriums in der Pallotti-Kirche.

Foto: Wolfgang Henry

Inspiriert von den Gedichten, die seine Mutter als junge Frau zur Mutterschaft Mariens geschrieben hat, ist das Werk in drei Textebenen aufgeteilt, dem Evangelium nach Lukas, bekannten Weihnachtschorälen und den Gedichten von Ruth Kahle. Stilistisch zielt die Musik zwischen Klassik und populärer Musik, sie möchte nach Aussage Kahles den Zuhörer erreichen und Wohlgefühl verbreiten. Anklänge an Traditionelles, an Spätromantik, Pentatonik und Jazz-Elemente sind unüberhörbar.

Der erste Teil widmet sich der Verkündigung. Mit sphärisch anmutenden Klängen beginnt das Orchester und macht die Ankunft des Engels deutlich. Zurückhaltend setzt der Chor den Eingangschoral an und lässt ihn zu vollem Forte mit festlichen Glockenklang aufblühen. Der Bariton folgt als klassischer Erzähler des Evangeliums. Reizvoll erklingen die Choräle "O komm, du Morgenstern" und "Wie schön leuchtet der Morgenstern" im Zusammenklang mit Sopran und Chor. Mal lyrisch, mal aufwühlend komponiert, gehört die Vertonung des ersten Gedichtes ganz dem Wort. Hier brillierte der Bariton Frederik Schauhoff mit einfühlsamem Ausdruck und sensibler Stimmführung. Mit einem hochdramatischen Schlusschor endet der erste Teil. Einem Aufschrei gleich erklingt der Zorn Gottes, wie erlösend sein Ruf nach Gerechtigkeit. Wenn sich hier die Solistin Elisabeth Menke mit strahlendem Sopran über den Chor erhebt, erklingt die "Musik zum Wohlfühlen", ohne je ins Kitschige abzugleiten.

Der zweite Teil erzählt von der vergeblichen Herbergssuche, der Geburt und der Anbetung der Hirten. Auch hier stehen mit dem schmerzhaften Weg der hochschwangeren Maria und dem anrührenden Schlaflied für das neu geborene Kind zwei Gedichte im Mittelpunkt. Ergreifend einfühlsam erklang das Zusammenspiel von Solistin, Soloflöte und Orchester. Zu einem kleinen Höhepunkt geriet der Choral "Gelobet seist du, Jesu Christ". Wie erlöst über ein glückliches Ende agierte der Chor mit großem Klang.

Der hervorragend vorbereitete Meckenheimer Kammerchor hatte einen sehr großen Anteil am Gelingen des Abends. Ausgewogen im Klang und mit sauberer Intonation präsentierten sich Sängerinnen und Sänger hochmotiviert und konzentriert bis zum lobpreisenden Schlusschor und erzeugten mit ihren ausdrucksstarken Interpretationen Hochspannung im Publikum. Mit den Mitgliedern des Akademischen Orchesters Bonn stand ihnen ein ausgezeichneter Klangkörper zur Seite. Die Ovationen am Schluss gehörten ganz und gar dem Komponisten.

Die Aufführung wird am 7. 12. um 18 Uhr in der Marienkirche Bad Godesberg wiederholt.

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