Chorjubiläum St. Lambertus Geburtstagsständchen für den Kaiser

ALFTER-WITTERSCHLICK · Der Witterschlicker Kirchenchor blickt auf eine 275-jährige Geschichte zurück. Ostern beginnt das Jubiläumsprogramm.

Im Bruderbuch der "Bruderschaft Jesus, Maria, Josef" führt der damalige Pastor Johann Peter Monten erstmals 1737 "neun Sänger und acht Sängerinnen namentlich auf". Jenes Jahr verstand die Witterschlicker Kirchengemeinde Sankt Lambertus stets als Geburtsstunde ihres Kirchenchores. Daher begeht er in diesem Jahr 275-jähriges Bestehen und ist damit der älteste gemischte Kirchenchor in der Erzdiözese Köln - ein großartiges Jubiläum, das die zurzeit zweiundzwanzig Aktiven und ihr Chorleiter Jan Groth mit einem gut gefüllten Jahresprogramm würdig begehen. Es beginnt am Ostersonntag mit einem Festhochamt und der Aufführung der Missa brevis op. 43 von Frantisek Picka.

In der Chorchronik findet man einige bemerkenswerte Eintragungen. 1764 heißt es im Lagerbuch der Pfarrei: "Die Kirche gibt jährlich zwei Choressen; in der Kreuzwoche erhalten die Sänger einen Trunk und einen Wecken." Doch schon 1770 erhob der Nachfolger von Pfarrer Monten, Pfarrer van Haeffs "gegen die Verabreichung von Wein und Weißbrot am heiligen Fronleichnamsfeste" Einspruch.

Heute singen die Mitglieder natürlich ausschließlich zum Lobe Gottes und zur Freude der Kirchenbesucher. Dechant Rainald Ollig ist sich aber auch sicher: "Der Chor ist ein wichtiger Bestandteil im Ortsleben und für die Liturgie unverzichtbar. Er hält viele Traditionen aufrecht und belebt das Dorfleben bei privaten Ehrungen und Festen." Dass das in der langen Chorgeschichte immer schon Tradition hatte, beweist eine Eintragung in der Chronik des Kriegervereins anlässlich der "Feier des Geburtstages S. M. unseres allergnädigsten Kaisers und Königs vom 21.1.1898": "Der hiesige Pfarr-Cäcilienchor trug ... mehrere patriotische Lieder mehrstimmig vor, welche großen Beifall fanden, ein Zeichen dafür, das der wackere Dirigent G. Weber keine Mühen scheute, um das Fest zu verschönern." Mit welcher Begeisterung bis heute die Sänger dabei sind, zeigt das Beispiel des 81-jährigen Fritz Henseler, der seit 37 Jahren vorbildhaft keine Probe und keinen Auftritt verpasst hat. "Für mich ist Singen in netter Gemeinschaft eine wunderbare Freizeitgestaltung", sagt er.

Chorjubiläum St. Lambertus
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Gerade das abwechslungsreiche Gemeinschaftsleben bietet vielen Mitgliedern eine gesellschaftliche Heimat. "Als ich vor 40 Jahren hierher zog, war ich durch den Chor sofort in die Dorfgemeinschaft integriert", berichtet Christa Thole. Begeistert denken die Chormitglieder an die mehrtägigen Reisen nach Rom, Lourdes oder Prag. "Der Höhepunkt in meinem Sängerleben war ein Auftritt unseres Chores im Parlament von Budapest", schwärmt Klaus Brunner.

Ein Wermutstropfen ist für die Sängerinnen und Sänger das Thema fehlender Nachwuchs. Das ist aber offensichtlich kein ganz neues Phänomen. Schon 1937 heißt es in der Chronik: "Der Zuwachs von jugendlichen Sängern hört fast ganz auf. Ein Zeichen der Zeit."

Eine Werbung für den Chorgesang und Anreiz, sich der singenden Gemeinschaft anzuschließen, dürfte das abwechslungsreiche Programm im Jubiläumsjahr sein. Auftritte mit Gastchören aus der näheren und weiteren Umgebung, gesellige Stunden bei Goldhochzeiten und der Kirmes folgen im Jahresverlauf, bis zum Höhepunkt, dem Cäcilienfest im November. "Dafür proben wir an der 'Missa Pastoril' für Solo, Chor und Orchester von José Nunes Garcia", berichtet Chorleiter Jan Groth und fügt hinzu: "Für mich ist es auch nach acht Jahren immer noch eine große Freude, mit diesen engagierten Sängerinnen und Sängern, die immer offen für Neues sind, zu arbeiten."

Der Chor gestaltet den Festgottesdienst am Ostersonntag mit der Missa brevis op. 43 von Frantisek Picka. Das Hochamt beginnt um 11 Uhr in der Pfarrkirche Sankt Lambertus, Hauptstraße.

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