Boxster S Falscher Polizei-Porsche aus Alfter sorgt für Furore

Alfter-Impekoven · Porschefans sind ins Schwärmen geraten, die Nostalgiker unter ihnen sowieso. Und all die anderen? Haben im Rück- oder Seitenspiegel ebenfalls einen zweiten Blick riskiert - vielleicht sogar einen dritten -, als Stephan Schwill mit seinem grün-weißen Porsche Boxster S an ihnen vorbeizog.

Und dies vor allem der ungewöhnlichen Aufschrift wegen: "IEZILOP" steht auf dem Firmenwagen des 40-jährigen gelernten Schilder- und Lichtreklameherstellers.

Im Spiegel wird daraus das Wort Polizei, allerdings mit den vier verkehrten Buchstaben P, L, Z und E. Und weckt spontan Erinnerungen an die 70er und 80er Jahre, als die Sportwagen im Dienste von Recht und Ordnung noch im Original unterwegs waren. Das letzte Exemplar dieser Art, ein Carrera 911, ist heute im Porsche Museum in Stuttgart-Zuffenhausen zu bewundern.

Rund ein Jahr lang hat Schwill mit seinem eigenen Modell somit auch ein Stück Geschichte auf die Straße zurückgeholt. "Ich habe schon immer von einem Porsche geträumt und wie viele darauf gespart", erzählt er.

2006 war es endlich soweit. Übers Internet fand Schwill sein Traumauto. Der Wagen, Baujahr 2000 und im Originallack silbergrau, trug zunächst zwei Jahre lang mattschwarz. "Dann wollte ich im Januar 2009 wieder mal etwas Neues ausprobieren. Etwas, das mehr Aufsehen erregt."

Dafür hat Schwill den Wagen weder lackiert noch beklebt, sondern foliert. Das ist sein Handwerk, darauf versteht sich der gebürtige Bonner. Im väterlichen Betrieb lernte und arbeitete er und machte sich vor sechs Jahren selbstständig.

Heute verklebt er Flächen und Gegenstände nach Vorgaben seiner Geschäftskunden. Branding heißt der Fachausdruck dafür, und diesem Service verdanken zahlreiche Busse und Bahnen in Bonn und Umgebung sowie der Chempark Leverkusen ihr unverwechselbares Äußeres.

Einen großen Teil seiner Aufträge bekommt Schwill aus der Automobilbranche, unter anderem von Porsche. Dass die Mitarbeiter dort an seiner ausgefallenen Art der Eigenwerbung Spaß hatten, versteht sich von selbst.

Ebenso wie die Tatsache, dass es kaum zwei Wochen dauerte, bis die echte Polizei bei Stephan Schwill vor der Tür stand. "Ein Beamter der Duisdorfer Wache wollte den Wagen sehen", erinnert sich dessen Besitzer. "Er meinte, das alles sei nicht erlaubt und ich würde innerhalb der nächsten Wochen Post von der Staatsanwaltschaft erhalten. Dann hätte ich die Folien tatsächlich abziehen müssen. Doch es ist nie ein Brief gekommen."

So fuhr Schwill mit seinem Blickfang auch weiterhin aus. Und sammelte fleißig Erfahrungen. Mit Autofahrern, die ihm im Vorbeifahren fröhlich zuwinkten oder den Porsche mit der Handykamera fotografierten.

"Die Reaktionen waren fast alle positiv. Mein Auto ist zu einem richtigen Sympathieträger geworden", fügt der 40-Jährige mit Augenzwinkern hinzu. Offenbar flößte der Auftritt auch dem einen oder anderen Verkehrsteilnehmer Respekt ein.

"Dass Raser auf der Autobahn dann doch etwas auf die Bremse traten oder mich beim Einfädeln besonders zuvorkommend in die Lücke gelassen haben, das ist mir schon aufgefallen", erklärt Schwill das Phänomen Polizei-Porsche.

Um sein Schmuckstück "artgerecht zu halten", geht es regelmäßig hinaus auf den Nürburgring. "Im normalen Straßenverkehr dagegen hat das Auto auch auf mich selbst einen erzieherischen Effekt ausgeübt", beschreibt Schwill das Fahrgefühl der vergangenen zwölf Monate. Rücksichtslose Manöver oder Raserei passen in seinen Augen erst recht nicht zu den ehemaligen Farben der Polizei.

Ärger blieb ihm dennoch nicht erspart. So zum Beispiel im September auf der Autobahn 61. "Dort hat mich eine Polizeistreife mit Blaulicht aus dem Verkehr gefischt und auf einen Parkplatz gelotst. Nach einigen Recherchen und Rücksprachen mussten mich die Beamten mehr oder weniger widerwillig weiterfahren lassen."

"Not amused" sei im Oktober auch ein Düsseldorfer Polizist gewesen. "Möglicherweise hat er sich durch die Schreibweise IEZILOP veräppelt gefühlt", vermutet Schwill. Dabei habe er nie die Absicht gehabt, sich über die Polizei lustig zu machen, betont er. Ganz im Gegenteil.

Jetzt jedenfalls sind die Tage in Grün-Weiß gezählt. Die neuen Folien in Anthrazit-Metallic liegen schon bereit. "Zeit, mal wieder inkognito unterwegs zu sein", sagt Schwill mit einem Lächeln. Wehmut? "Vielleicht ein bisschen..." Doch was er an seinem Auto hat, weiß er so oder so. Und würde es gegen kein anderes eintauschen wollen. In welcher Farbe auch immer.

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