Aula des Schulzentrums Menden "Blau-Wiesse Essele" feiern ihr 60-jähriges Bestehen

SANKT AUGUSTIN · Wenn am Freitagabend Prinzessin Elke I. und Prinz Jörg I. in der Aula des Schulzentrums Menden zum neuen Mendener Prinzenpaar proklamiert werden, startet für die Karnevalsgesellschaft "Blau-Wiesse Essele" das 60. Jahr ihres Bestehens.

Ein Bild aus den Anfängen: Das Tanzkorps der KG "Blau-Wiesse Essele" bei einem Auftritt im Jahr 1957.

Ein Bild aus den Anfängen: Das Tanzkorps der KG "Blau-Wiesse Essele" bei einem Auftritt im Jahr 1957.

Foto: CHRONIK KG BLAU-WIESSE ESSELE

Viel Närrisches ist seither passiert bei den "Essele", die ihren Namen dem inoffiziellen Wappentier von Menden entliehen haben (siehe Kasten). Die Wurzeln ihres närrischen Treibens liegen aber keineswegs bei langohrigen Lasttieren, mit deren Ruf "I-A" die "Essele" längst das kölsche Alaaf ersetzt haben.

Im Jahr 1952, nach erfolgreichen ersten Tanz- und Karnevalsauftritten der Damenriege des Turnvereins Menden war das Karnevalsvirus im Dorf ausgebrochen. Und spätestens nachdem Heinrich Weiler in der Session 1952/1953 der ersten Prinz von Menden wurde, wurde der Ruf nach einer Karnevalsgesellschaft laut. So laut, dass sich aus den Reihen des Turnvereins am 9. August 1954 eine Karnevalsgesellschaft ausgründete. Wilhelm Pilger und Rainer Hildenbrandt wurden die ersten Vorsitzenden, Otto Werner erster Präsident.

Den Namen "Blau-Wiesse Essele" beschloss man wenige Wochen später, am 10. Oktober 1954. Gleichgesinnte fand man schnell: Seit den Gründungstagen pflegen die Essele eine enge Freundschaft zur "KG Halt Pool" aus Friedrich-Wilhelms-Hütte. Weil es dort an geeigneten Räumen mangelte, gastierten die Troisdorfer bis 1970 im Saal Helikum in Menden.

Zwar lösten die "Essele" ihre Tanzgruppe bereits im Jahr 1964 wieder auf, doch tat dies dem närrischen Treiben keinen Abbruch: Längst platzte der für Sitzungen genutzte Saal im Mendener Hof aus allen Nähten, sodass der Neubau des Schulzentrums mit der großen Aula wie gerufen kam. Seit dem 25. Januar 1975 sind die "Essele" hier "zu Hause".

Derart viele Besucher kamen über die Jahre, dass man 1981 eine zweite Prunksitzung einführte. Diese wurde 1993 durch die Herrensitzung ersetzt. "Maßgebliche Kölner Karnevalisten bestätigen uns immer wieder, dass wir mit den Hochburgen in Köln und Düsseldorf konkurrieren können", resümiert Josef Bauriedl als Literat für die Chronik der "Essele".

Dazu zählen auch die Damensitzungen, die zu Spitzenzeiten mehr als 1500 Damen - so viele wir sonst nirgends im Kreis - zum Karneval nach Menden lockten. Das höchste Fest der "Essele" ist jedoch der Rosenmontagszug, wenn Prinz, Prinzenpaar oder auch Dreigestirn durch den Ort ziehen.

"Leider können wir nach all den Jahren keinen eigenen Wagen mehr bauen, da in Menden keine Halle zur Verfügung steht", schreibt Bauriedl in der Chronik. Diese ist ab der heutigen Sitzung (Beginn 19 Uhr) erhältlich und berichtet aus den 60 Jahren Vereinsleben, nicht aber von "Vivian". Weil Orkan Vivian 1990 zu Rosenmontag wütete, fiel der Zug durch Menden aus. Statt für die Düsseldorfer Lösung, den Zug im Mai nachzuholen, entschieden sich Prinzessin Gabi I. und Prinz Uwe I. für eine Ehrenrunde und holten den Zug als Gabi II. und Uwe II. 1991 nach.

Der Mendener Esel

Zu den "Essele" zu gehören, ist in Menden kein Schimpfwort, sondern närrische Ehre. Denn der störrische Vierbeiner ist nicht ohne Grund das inoffizielle Wappentier des einst in der Region für sein gleichnamiges Amt bekannten Ortes.

Die Bedeutung erraten kann, wer die alte Bezeichnung des Volksmundes für Mendener als "Heu-Esel" kennt: Vor etlichen Jahrzehnten wurden die Esel als fleißige Arbeitstiere vom Drachenfels und den Steinbrüchen und Weinbergen im Siebengebirge zum Grasen und zur Erholung auf die Mendener Eselsweiden gebracht.

Denn dort, wo heute "Kaiserbau" und Wohnhäuser stehen, war früher Weideland. Statt eines Wohnturmes fand man hier eher kleine Türme aus Heu, welches dann mit den störrischen Arbeitstieren in die Umgebung gebracht wurde. Erst 1816 erkannte man die Esel auch als geeignet für den Personentransport hinauf zum Drachenfels. Bis heute lieben und ehren die Mendener die fleißigen Grautiere mit einer Statue am Markt und dem Ruf "Mengde - I-A" im Karneval.

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