Berufsbörse im Jugendzentrum "Matchboxx" 300 Schülerinnen lernten typische Männerberufe kennen

SANKT AUGUSTIN · Die 14-jährige Dilara San schiebt das kleine Holzstück vorsichtig an die Dekupiersäge. Die feinen Holzspäne pustet sie in den Werkraum des Jugendzentrums "Matchboxx".

 Berufsbörse im Jugendzentrum "Matchboxx": Die Mädchen arbeiten mit dem Baustoff Ytong.

Berufsbörse im Jugendzentrum "Matchboxx": Die Mädchen arbeiten mit dem Baustoff Ytong.

Foto: Arndt

Im Rahmen der Mädchenberufsbörse können Achtklässlerinnen der Förder- und Hauptschulen des Kreises dort jedes Jahr im November ihre handwerklichen und technischen Fähigkeiten austesten. Sie lernen somit auch Branchen kennen, die lange als "typische" Männerdomänen galten.

"Wir wollen das Selbstbewusstsein der Mädchen stärken", sagt Irmgard Schillo von der Gleichstellungsstelle des Rhein-Sieg-Kreises, die gemeinsam mit der Koordinierungsstelle für Jugendberufshilfe des Kreisjugendamtes die Berufsbörse organisiert hat.

Neben Informationen zu einzelnen Berufen gab es bei der Berufsbörse viele Möglichkeiten, in Metall- und Elektrotechnik, Garten- und Landschaftsbau oder ins Baugewerbe hineinzuschnuppern.

Holztechnik ist auch ein Bereich, der den Mädchen nähergebracht werden soll. Hauptschülerin Dilara San hat bereits im Unterricht ihre Begeisterung für das Arbeiten mit Holz entdeckt. Nach dem Schulabschluss wolle sie jedoch Polizistin werden. "Hauptsache ein Beruf mit Aktion; nur hinter einem Schreibtisch zu sitzen, macht mir keinen Spaß."

Wie das perfekte Bewerbungsfoto aussieht und welche Kleidung fürs Vorstellungsgespräch geeignet ist, das konnte Dilara ebenfalls auf dem Aktionstag erfahren. Rund 300 Schülerinnen aus 17 Schulen kamen ins Jugendzentrum, um sich zu informieren.

Wenn sie schwindelfrei sind, könnte eventuell der Beruf der Dachdeckerin etwas für sie sein. Edmund Markert vom Kreisverband "lernen fördern" betreut Schüler, die beruflich aufs Dach steigen wollen. Er führte selbst jahrelang einen Dachdeckerbetrieb und weiß, dass drei Lehrjahre umfangreiches Wissen vermitteln.

Im Innenhof des Jugendzentrums konnten die Mädchen aus Schieferplatten und Gasbeton mit passendem Werkzeug Herzen schlagen. Geduld brauchten sie auch für das Adventskranzbasteln, das Malen mit Schablonen und das Tüfteln mit Netzsteckern. Mit diesen Aktionen stellten unter anderem Mitarbeiter des Berufskollegs Sankt Ansgar in Hennef vielfältige Tätigkeiten vom Maler bis zum Elektrotechniker vor.

Zurück im Werkraum des Jugendzentrums, zeigt Elke Kerkhoff vom Handwerkerinnenhaus Köln ein paar Techniken für den letzten Schliff. "Das ist zwar ein ganz einfaches Angebot, aber es vermittelt den Mädchen: Wenn sie das schaffen, dann können sie vielleicht noch viel mehr." Auch im Männerberuf.

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