Kinderklinik in Sankt Augustin Der lange Weg in ein normales Leben

Sankt Augustin · Aktion des Bunten Kreises zum Mutter- und Vatertag rückt den Alltag von Frühchen-Eltern in den Fokus.

 Mutter-Vatertags-Aktion für Frühgeborene des Bunten Kreis in der Kinderklinik: Svetlana Kelzon (von links), Katharina Kloza, Jana Ina Zarella, Alexandra Sonntag und Kathrin Gottschalk mit Jennifer.

Mutter-Vatertags-Aktion für Frühgeborene des Bunten Kreis in der Kinderklinik: Svetlana Kelzon (von links), Katharina Kloza, Jana Ina Zarella, Alexandra Sonntag und Kathrin Gottschalk mit Jennifer.

Foto: Nadine Quadt

Jennifer reckt sich in ihrem Bettchen, seufzt tief und schläft weiter. 2990 Gramm hat die Waage am Morgen angezeigt. „Vielleicht haben wir morgen die Drei-Kilo-Marke geknackt“, gibt sich ihre Mutter Katharina Kloza zuversichtlich. Das wäre ihr schönstes Geschenk zum Muttertag. Hinter der Familie liegen Wochen des Bangens. Nur 803 Gramm wog Jennifer, als sie am 1. Februar zur Welt kam, in der 26. Schwangerschaftswoche. Als „Frühchen“ wird sie seither in der Neonatologie der Asklepios-Kinderklinik versorgt – wie bis zu 40 weitere Frühgeborene im Jahr. Deren Eltern gratuliert der Bunte Kreis Rheinland mit einem symbolischen Schmetterling und einer Glückwunschkarte zum Mutter- und Vatertag.

„Wir wollen zeigen, dass man auch Eltern von Frühgeborenen gratulieren darf“, sagt die Vorstandsvorsitzende Inka Orth. Freunde seien oft unsicher, hätten Berührungsängste. Dabei sei es wichtig, Eltern zu zeigen, dass man an ihrem Schicksal teilnimmt. Mit seiner Aktion möchte der Bunte Kreis daher Müttern wie Vätern signalisieren: „Wir sind in Gedanken bei Ihnen“. Katharina Kloza freut sich über den Besuch. Sofort ist sie vertieft in ein Gespräch mit Jana Ina Zarella. Erzählt dem Model, wie schwierig es war, Anziehsachen für ein nur 35 Zentimeter großes Baby zu finden. Die 39-Jährige unterstützt den Bunten Kreis als Botschafterin. „Mir liegt die Arbeit sehr am Herzen“, sagt die Mutter zweier Kinder. Gerade am Anfang bräuchten Eltern jemanden an ihrer Seite.

Seit 2003 bietet der Bunte Kreis eine sozialmedizinische Nachsorge für Familien mit chronisch- und schwerkranken oder früh- und risikogeborenen Kindern an. Das interdisziplinäre Team, bestehend aus Kinderkrankenschwestern, Sozialpädagoginnen, Psychologinnen sowie Kinderärzten, arbeitet eng mit sechs Kliniken, darunter die Sankt Augustiner Kinderklinik, zusammen. Es bietet seine Hilfe während des stationären Aufenthalts an, um Betroffenen Halt zu geben und sie in der neuen Situation zu unterstützen. „Die Eltern wachsen mit dem Kind“, sagt Alexandra Sonntag vom Case Management der Kinderklinik. Daher gebe es in Sankt Augustin das Angebot, Mütter von Frühgeborenen stationär aufzunehmen. „Mit der Sicherheit der Fachkräfte im Hintergrund können sie so für den Alltag zu Hause üben“, so Sonntag.

Jennifers Mutter hat das Angebot angenommen. Sie ist bei ihrer Tochter, begleitet jeden ihrer Fortschritte. Ein pinker Luftballon neben dem Überwachungsmonitor dokumentiert einen wichtigen Schritt. Am 1. April war Jennifer mehr als zwei Kilogramm schwer.

„Wir freuen uns auf zu Hause“, sagt Katharina Kloza. Auch dann wird der Bunte Kreis an ihrer Seite sein. „Wir betreuen Eltern nach dem stationären Aufenthalt, geben Hilfestellungen in vielen Bereichen“, sagt Kathrin Gottschalk, Leiterin des Sankt Augustiner Teams. Katharina Kloza hat es aber nicht eilig. „Wir sind jetzt so lange hier, da kommt es auf ein paar Tage mehr nicht an.“ Jeden dieser Tage hat Kloza seit Jennifers Geburt in einem Buch dokumentiert. Mit Fotos, mit ihren Ängsten und Sorgen. Auch der Besuch vom Bunten Kreis ist verewigt, mit einem Foto und vielen guten Wünschen für die junge Familie.

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