Aus Furcht vor Dieben Neuer Platz für die Glocke

Stieldorf · Aufmerksame Stieldorfer werden es bereits bemerkt haben: Die Glocke, die seit fast 20 Jahren auf einem Basaltsockel auf dem Kirchplatz steht, ist verschwunden. Die rund eine Tonne schwere Glocke aus Bronze, die vermutlich aus dem 15. Jahrhundert stammt, wird zurzeit in den Niederlanden repariert.

Sie hatte einen Riss und muss geschweißt werden. Damit kann Peter Fuchs gut leben. Doch was nach der Rückkehr der Glocke geplant ist, ist dem ehemaligen Vorsitzenden des Bürgervereins ein Dorn im Auge. Dann soll sie einen Platz im Inneren der Kirche Sankt Margareta zugewiesen bekommen. Man wird dann erst das Stieldorfer Gotteshaus betreten müssen, um das gute Stück zu besichtigen.

Damit sieht Fuchs ein früheres Ansinnen des Bürgervereins konterkariert. Nachdem die Glocke bereits seit Mitte der 1950er Jahre ein Schattendasein in einer Ecke des Kirchplatzes gefristet hatte, erhielt sie im Oktober 1996 den neuen Platz auf dem Sockel, was der Bürgerverein sich damals immerhin 7000 Mark kosten ließ - der Erlös von zwei Kirmesveranstaltungen.

Doch dem Kirchenvorstand waren in der Standortfrage jetzt die Hände gebunden, wie der leitende Pfarrer Markus Hoitz betont. Sowohl das Erzbistum als auch die Bezirksregierung in Köln hätten ihnen nahegelegt, die Glocke vor Metalldieben in Sicherheit zu bringen. Die Gefahr, dass die Glocke entwendet werden könnte, sei durchaus real. Die Bezirksregierung ist an der Finanzierung beteiligt, weil das Gotteshaus eine so genannte Patronatskirche ist.

Der Staat hatte sich im Zuge der Säkularisierung zur Kompensation von enteigneten Kirchengütern rechtlich verpflichtet, die Baulast an sogenannten Patronatsgebäuden zu übernehmen. "Der neue Standort in der Kirche dient der langfristigen Sicherung der Glocke", so

Hoitz. Sie werde der Bevölkerung dadurch keinesfalls entzogen. Peter Fuchs hält das für übertrieben. "Die Glocke ist erst vor einem Jahr mit Krampen gegen Diebstahl gesichert worden", sagt er. "Die Krampen reichen nicht aus", meint hingegen Hoitz.

Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges hätte der Glocke schon einmal fast die letzte Stunde geschlagen. Sie sollte damals eingeschmolzen und zu Munition verarbeitet werden. Dazu kam es aber nicht mehr. Nach dem Krieg wurde die Glocke wieder aufgehängt, bekam jedoch gleich beim ersten Glockenschlag einen Sprung. Nach der Reparatur wurde im Jahr 1967 ein weiterer Versuch unternommen, doch erneut sprang die Glocke. Damals beschloss man, sie in eine Ecke auf dem Kirchplatz zu stellen. Bis sich der Bürgerverein im Jahr 1996 ihrer annahm.

Bei der Aufstellung auf dem neuen Sockel nannte der damalige Pfarrer Leo Vetter-Dietz die Glocke ein Mahnzeichen, Gott und die Kirche nicht zu vergessen, auch wenn sie nicht mehr zum Gottesdienst rufen könne. Der stellvertretende Bürgermeister Hans Remig ergänzte: "Möge dieser Kirchplatz nun wieder zu einem Mittelpunkt in der Gemeinde werden." In Zukunft wird er diese Funktion ohne Glocke wahrnehmen müssen.

Eine Reparatur, damit die Glocke geläutet werden könnte, hätte im Übrigen rund 35.000 Euro gekostet. Nach dem Schweißen soll sie künftig bei entsprechenden Gelegenheiten aber zumindest wieder von Hand angeschlagen werden können.

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