Familienberatung im Siebengebirge Kinder lernen soziale Fähigkeiten

Siebengebirge · Die Familienberatung der Städte Königswinter und Bad Honnef bietet ab Oktober einen Kurs an, bei dem Kinder soziale Fähigkeiten trainieren können. Gesucht werden dafür noch männliche Honorarkräfte.

Cornelia Glagla muss lachen. „Manchmal fragt mich meine Mutter, was ich eigentlich den ganzen Tag über mache.“ Glagla arbeitet in der gemeinsamen Familien- und Erziehungsberatungsstelle der Städte Bad Honnef und Königswinter. Ein Kursus, den sie anbietet, richtet sich an Acht- bis Zehnjährige. Er soll dabei helfen, dass die Kinder ihre sozialen Fertigkeiten trainieren. Dass das Angebot einen Nerv trifft, lässt sich an den Anmeldezahlen sehen: „Wir bieten diesen Kursus zum achten Mal an, und bisher war er immer ausgebucht.“

Entstanden ist er ebenfalls, weil es entsprechende Nachfragen in der alltäglichen Arbeit der Beratungsstelle gab. „Die Eltern werden häufig von den Lehrern in der Grundschule aufmerksam gemacht.“ Weil die Kinder nicht situationsangemessen, wütend, aggressiv oder sogar gewalttätig reagieren. Das ist aber nur die eine Gruppe. Andere Kinder ziehen sich still zurück, schließen keine Kontakte, verabreden sich nicht. Die Gründe mögen unterschiedlich sein, die Reaktion auch. Klar aber ist: Beide Gruppen brauchen Unterstützung. Und eine Stärkung durch das Elternhaus.

Kinder lernen, Kontakte zu knüpfen

Genau da setzt das „Training sozialer Fertigkeiten“ ein. In dem Kursus lernen die Kinder in einer Gruppe von vier bis sechs Kindern, Kontakte zu knüpfen und aufrechtzuerhalten, ihre eigenen Gefühle zu verstehen und ihre Wünsche zu erkennen. Die Kommunikation soll verbessert und das eigene Selbstwertgefühl gestärkt werden. Jedes Treffen steht unter einem Thema, „zum Beispiel Gefühle“, sagt Glagla. Über das Thema wird gesprochen, es gibt Rollenspiele, es wird gemalt, und an einem Tag wird die Gruppe in ihrer Interaktion gefilmt.

„Es ist erstaunlich, wie die Kinder reagieren, wenn sie sich selbst sehen.“ Wie in der Schule gibt es für die Teilnehmer des Kurses auch Hausaufgaben. „Sie sollen sich selbst beobachten, notieren, mit wem sie wie sprechen.“ Begleitet werden die Kurse von Einzelgesprächen mit den Eltern, die Tipps und Hinweise bekommen. Und die darauf achten sollen, dass die Kids auch ihre Hausaufgaben machen.

Aber warum diese Kurse? Vor 50 Jahren wären sie unvorstellbar gewesen. Glagla überlegt. Es liegt, sagt sie, vielleicht weniger an den Kindern als an den Eltern. Mittlerweile gebe es eine Flut an Ratgebern, „manchen Eltern fehlt das Bauchgefühl, was das Richtige für ihr Kind ist“. Dieses Gefühl sei irgendwo auf der Strecke geblieben. Manche Eltern wüssten schlicht nicht, was richtig und was falsch für ihr Kind sei. „Aber Kinder brauchen ein klares Feedback.“

Angebot ist kostenlos

Manche Eltern, die ihre Kinder – zu 80 Prozent Jungen – anmelden, haben bereits an anderer Stelle und in anderer Form Hilfe gesucht. „Aber Kinder verhalten sich beispielsweise in einer Therapie mit einem Erwachsenen anders als in einer Gruppe Kinder.“ Durch die Gruppenarbeit können Glagla und ihre Kollegen beobachten, wie die Frustrationskontrolle der Kinder gelagert ist, ob sie gleich losbrüllen oder sich immer mehr zurückziehen.

Das Angebot ist für alle Eltern aus Königswinter und Bad Honnef kostenlos und findet in der Beratungsstelle in der Königswinterer Altstadt statt. „Ich belege dann zwei Gruppenräume“, erzählt Glagla und räumt ein, dass die Treffen schon manchmal so sind wie „einen Sack Flöhe hüten“.

Um so wichtiger ist es ihr und der Beratungsstelle, eine männliche Honorarkraft für diesen Kursus zu gewinnen. „Es geht nicht nur darum, dass vor allem Jungen – das Verhältnis zu den Mädchen liegt bei vier zu zwei – diesen Kursus besuchen“, so Glagla. „Die Kinder brauchen auch ein männliches Rollenvorbild.“ Denn gerade im Kindergarten und in der Schule hätten es die Kinder nach wie vor vor allem mit Frauen zu tun. Dass so eine Stelle nicht besonders attraktiv ist, weiß Glagla selbst. „Es ist eben nur eine projektbezogene Honorarstelle.“ Das Angebot richtet sich gezielt an junge Männer, die noch in der Ausbildung oder im Studium sind. Nur weil bisher der Erfolg ausblieb, will man aber die Suche nicht aufgeben. „Wir rühren weiterhin mächtig die Werbetrommel dafür.“

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