Sinkende Schülerzahlen Bad Honnef hat eine Grundschule zu viel

Bad Honnef · Sinkende Schülerzahlen in Bad Honnef und die möglichen Konsequenzen beschäftigen die Politik. Es gibt Überlegungen, einen Verbund der Grundschulen zu schaffen. Eine weiterführende Schule in Aegidienberg wird es nicht geben.

Einen Tag, bevor die Schule wieder beginnt, müssen sich die Honnefer Politiker bereits wieder intensiv mit dem Thema befassen. Denn dann wird dem Bildungsausschuss der neue Schulentwicklungsplan für die Stadt vorgestellt. Und der hat es an einigen Stellen in sich: Vor dem Hintergrund der sinkenden Schülerzahlen stelle sich im Grundschulbereich die Frage nach dem Erhalt des Standorts Rhöndorf, in Selhof und Am Reichenberg müsse man gegebenenfalls über einen Verbund der Schulen nachdenken.

Eine klare Absage erteilen die Planer der „Projektgruppe Bildung und Region“ den Überlegungen, in Aegidienberg eine weiterführende Schule zu errichten. Fragen und Antworten zu den wichtigsten Themen im neuen Schulentwicklungsplan.

Wie beurteilen die Planer die Entwicklung bei den Grundschülern?

Bei der Entwicklung der Schülerzahlen gehen die Planer von einem weiteren Rückgang aus. Besuchten zum Schuljahr 2011/12 noch 980 Kinder eine Grundschule, sind es derzeit 935. Für das Schuljahr 2025/26 gehen sie von einem Tiefststand von 824 Schülern aus, 2030/31 könnten die Zahlen dann wieder leicht auf 852 Schüler steigen.

Was empfehlen die Gutachter daher?

Sie verweisen auf die bereits seit Längerem rückläufige Schülerzahl, die aber in den Vorjahren „nicht mit der Reduktion der Zahl der Schulstandorte einherging“. Daher stelle sich die Frage nach der möglichen Anzahl an Schulstandorten und dem Erhalt des Standorts Rhöndorf. Zwar können durch die Verbundlösung Schüler einfacher „verteilt“ werden, zu klären sei jedoch, ob ein generelles „Verschieben“ der Rhöndorfer Kinder ins Zentrum nicht die sinnvollere Variante wäre.

Welche Konsequenzen hätte die Aufgabe des Schulstandorts Rhöndorf?

In diesem Fall, so die Planer, wären Verbundlösungen zu untersuchen. Angesichts der sinkenden Schülerzahlen in den Einzugsbereichen der Grundschule Sankt Martinus Selhof sowie der Grundschule Am Reichenberg könnte – falls keine Übernahme des Standorts Am Reichenberg durch einen freien Träger erfolgt – ein Verbund zwischen den beiden Standorten laut Planern dazu führen, dass die Klassenbildung vereinfacht wird.

Welche anderen Alternativen gibt es für den Standort Am Reichenberg?

Gerade die deutliche Verschiebung des Anmeldeschwerpunkts von der Grundschule Am Reichenberg hin zur Löwenburgschule gelte es in Zukunft näher zu betrachten. Gegebenenfalls, so die Gutachter, könnte der Standort durch eine noch stärkere Fokussierung der Schule auf ihren Unterricht nach Montessori-Prinzipien und dessen Kommunikation wieder mehr Kinder anlocken, die räumlichen Kapazitäten wären vorhanden. Zudem würde dies laut Schulentwicklungsplan die bestehende Lücke in der Montessori-Pädagogik zwischen Kindertagesstätte und weiterführender Schule schließen.

Gibt es für eine Montessori-Grundschule ausreichendes Interesse?

In den letzten vier Übergangsjahren wurden die beiden explizit nach Montessori arbeitenden Kindertagesstätten von im Schnitt 36 Vorschulkindern besucht – mit zusätzlichen Kindern aus dem fußläufigen Einzugsbereich ergäbe sich eine stabile Zweizügigkeit, glauben die Planer.

Wie sieht es mit dem Grundschulstandort Aegidienberg aus?

Hier sehen die Planer keinen Handlungsbedarf; dort könne auch in den kommenden Jahren dreizügig gearbeitet werden, was den räumlichen Kapazitäten entspreche. Die Verteilung der OGS-Räume auf verschiedene Stockwerke entspreche – wie die dort praktizierte Doppelnutzung von Räumen für Unterricht am Vormittag und OGS am Nachmittag – einem zukunftsweisenden Raumansatz.

Welche Entwicklungen gibt es im Sekundarbereich?

Im mittelfristigen Prognosezeitraum werde das Siebengebirgsgymnasium (Sibi) keinen fünften Zug mehr bilden. Damit entspanne sich die Situation zwar, es fehlten aber weiterhin Räume. Der Fehlbedarf liege danach noch immer bei acht großen sowie drei kleineren Räumen. Da im Wettbewerb der Schulen auch die räumliche Attraktivität einer Schule eine Rolle spiele, „sind Optionen zu prüfen, wie eine räumliche Optimierung gelingen könnte“.

Wie wollen die Gutachter den Raumbedarf am Sibi decken?

Vorstellbar wäre, heißt es im Gutachten, beispielsweise ein Gebäudetausch: Die Grundschule Löwenburg könnte in das ehemalige Hauptschulgebäude ziehen – alleine, zusammen mit den Rhöndorfer Kindern oder zusammen mit den Kindern der Grundschule Am Reichenberg. Das Sibi könnte dann das Gebäude der Grundschule Löwenburg als Junior-Gymnasium oder zur Beschulung von Schülern in der Sekundarstufe II nutzen.

Was ist mit einer weiterführenden Schule für Aegidienberg?

Von der Einrichtung einer zusätzlichen weiterführenden Schule in Aegidienberg rät das Büro „eindringlich ab“. Ein solches Angebot hätte laut Gutachten die Auswirkung, dass der neu gegründeten privaten Gesamtschule ein gesamter Zug Schüler verloren gehen würde, und auch dem Sibi würde ein Zug fehlen. Angesichts der insgesamt rückläufigen Schülerzahlen wäre dies ein Verlust, der gegebenenfalls eine noch größere Abwanderung an Schülern zur Folge hätte, weil durch das dann wahrscheinliche Unterschreiten der Vierzügigkeit nicht mehr alle heute vorhandenen Angebote aufrechterhalten werden könnten.

Welche Schulform kann überhaupt errichtet werden?

Für ein weiteres Gymnasium im Einzugsbereich besteht angesichts der Demografie von Bad Honnef und Königswinter kein Bedarf, eine Sekundarschule sei im nahen Umfeld von Gesamtschulen keine erfolgreiche Schulform. Bei einer Dependance der Gesamtschule Oberpleis in Aegidienberg wäre zwar die Anmeldung von zwei Zügen sicher zu erreichen; die negativen Auswirkungen für die anderen Schulsysteme vor Ort überwögen aber.

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