Ein spannender Lihtbildervortrag Gräber und Geschichten

BAD HONNEF · Kunsthistorikerin Andrea Raffauf-Schäfer hat zum Alten Friedhof auf dem Pompbeuel geforscht.

 Das Mausoleum zu Ehren der 1887 verstorbenen Sängerin Mila Röder ist eine der herausragenden Grabstätten auf dem Alten Friedhof.

Das Mausoleum zu Ehren der 1887 verstorbenen Sängerin Mila Röder ist eine der herausragenden Grabstätten auf dem Alten Friedhof.

Foto: Homann

Hermine Bovet war Klavierlehrerin. Sie komponierte auch und führte Stücke im Kursaal auf. Und sie überließ offensichtlich nichts dem Zufall. Schon zu Lebzeiten kümmerte sich die aus einem preußischen Offiziershaushalt stammende Dame um einen passenden Platz für ihre Bestattung und erwarb eine Gruft in der Nähe der Priestergräber auf dem Alten Friedhof. Aus Italien brachte sie eine Engelskulptur mit, die sie dort auf einem Sockel platzierte und regelmäßig mit Seife bearbeitete.

Kunsthistorikerin Andrea Raffauf-Schäfer verknüpfte bei ihrem Lichtbildervortrag über den Alten Friedhof, den sie im Gutenberghaus hielt, Geschichten von Menschen mit sehenswerten Grabsteinen. Und Hermine Bovet, die am 3. Januar 1842 geboren wurde, gehörte dazu.

Heimatdichter Franzjosef Schneider hatte ihr in seinen Schriften bereits ein Denkmal gesetzt. Durch ihn ist bekannt, dass die alte Dame ihre Schüler gelegentlich zu Friedhofsgärtner Neffgen schickte, damit dieser die Gruft lüfte. Am 5. März 1930 starb sie im hohen Alter von 88 Jahren und bezog ihre sorgsam ausgewählte letzte Ruhestätte.

Ebenfalls preußischer Abstammung war Hugo Moritz Anton Heinrich Freiherr von Obernitz. Der Flügeladjutant Kaiser Wilhelm I. ließ sich 1888 nach 52 Dienstjahren mit seiner Frau in Honnef nieder. Er erwarb damals die heutige Villa Modersohn, die von der Rheinklinik umfassend renoviert wurde.

Auch die pompöse Grabstätte des Generals ist noch zu finden. Nur der preußische Adler aus Bronze fehlt seit 1988. Er wurde gestohlen. Raffauf-Schäfer: "Vermutlich ist er eingeschmolzen." Mit einer Grabstätte mit neugotischem Turm ist die Geschichte eines Honnefer Wirtes verknüpft: 1935 zog Josef Becker mit seiner Frau Magdalene in das alte Haus Nummer 24 an der Rommersdorfer Straße ein. Becker war Küfermeister. Als der Bedarf an Holzfässern zurückging, gründete er im Erdgeschoss die "Gaststätte zum Küfer Jupp". Diese Wirtschaft ist noch heute Kult. Josef Becker und seine Frau fanden im Jahr 1988 ihre letzte Ruhe auf dem Alten Friedhof. "Dieses Grab ist, wie einige weitere, mit einem historischen Grabstein geziert, den man restauriert und mit neuer Beschriftung versehen hat", so Andrea Raffauf-Schäfer.

Auch auf dem Melatenfriedhof in Köln und auf dem Alten Friedhof in Bonn ermögliche die Stadt die Nutzung der alten Gräber unter der Bedingung, dass die Kosten für die Restaurierung der "wieder verwerteten Grabstätten" übernommen würden. "Dies ist die wunderbare Möglichkeit, historische Grabanlagen zu erhalten", erläuterte die Referentin, die noch viel mehr interessante Geschichten für ihren Vortrag ausgehoben hatte.

Mit Namen, die mit der Historie der Stadt Bad Honnef verbunden sind, wie etwa die Bürgermeister Clemens Adams und Theodor Waechter, oder großherzige Gönner wie die Ehepaare Hölterhoff und Göring, Unternehmer wie August Lepper, Karl Werber oder die Weckbeckers, durch die Honnef zum Kurort wurde. Welches Schicksal mag sich wohl hinter dem Namen Marie Catherine Papandopoulos verbergen, die 1903 bestattet wurde und ein barockes Grabmal erhielt - vielleicht weilte sie im Sanatorium auf Hohenhonnef? Das ist auch noch für Andrea Raffauf-Schäfer ein Rätsel.

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