Feist in Köln Ein Liebesbeweis

KÖLN · Die kanadische Folk-Pop-Sängerin Feist und ihr kurzes, aber beglückendes Konzert am Kölner Tanzbrunnen, das mit einem Liebesbeweis endet. Das Publikum klatschte laut und lange.

 Free Pussy Riot: Leslie Feist in Köln mit politischer Botschaft.

Free Pussy Riot: Leslie Feist in Köln mit politischer Botschaft.

Foto: Thomas Brill

Am Ende ein Liebesbeweis. Feist hat gerade ihre zweite und letzte Zugabe beendet, den fast kontemplativen, zärtlichen Song "Intuition" von ihrem dritten Album "The Reminder" (2007). Die letzte ins Mikrofon gehauchte Silbe schwebt aus den Lautsprechern heraus in die sommerliche Abendluft am Kölner Tanzbrunnen.

Feist löst ihre Hände vom Mikrofonstativ, macht einen kleinen Schritt zurück. Einen Wimpernschlag bevor der große Schlussapplaus aufbrandet, brüllt ein Verehrer vorne an der Bühne: "We love you!" Die folgenden Ovationen halten eine ganze Weile an. Schließlich Frau Feists Antwort mit allerliebstem Akzent: "Ich liebe Dich." Sie lächelt dabei ins Auditorium hinein, streift sich durch ihre langen braunen Haare, dann winkt sie, und dann ist sie weg.

Leslie Feist (36) stammt aus dem Kaff Amherst in der kanadischen Provinz Nova Scotia und hat die Welt erobert. Nicht unwesentlich geholfen haben ihr dabei zwei Werbespots, in denen Feist-Songs verwendet wurden. "Mushaboom" lief in einer Lacoste-Werbung, und durch einen Apple-Spot geriet "1234" zu ihrem bislang populärsten Lied.

Feist durfte es sogar während ihres Gastauftritts in der US-Ausgabe der "Sesamstraße" darbieten - ein popkultureller Ritterschlag, vergleichbar nur noch mit einem Besuch bei den Muppets. Die Folk-Pop-Künstlerin scheint ihres bislang größten Hits inzwischen eher überdrüssig zu sein. In ihrem Kölner Konzert wird "1234" ausgespart und auch nicht wirklich vermisst.

Im Vordergrund steht Feists aktuelles, im Vorjahr erschienenes Album "Metals", von dem die kleine, charismatische Sängerin neun Songs zu Gehör bringt, darunter "A Commotion" als Auftakt und "Undiscovered First". Unterstützt wird Feist von ihrem Bandtrio und nicht zuletzt drei jungen Damen, die in mittelalterliche Gewänder gehüllt sind, den Hintergrundgesang beisteuern und überdies entrückte tanzähnliche Bewegungen vollführen.

Knapp 2000 Zuhörer erleben in intimer Open-Air-Atmosphäre eine Ausnahmekünstlerin. Ihre Stimme ist magisches Land: wild und zerklüftet, schwelgend und jauchzend, verträumt und verspielt, rotzig und aufbegehrend, großherzig und sensitiv.

Vom "Reminder"-Longplayer kommen fünf Titel, darunter "So Sorry", das stark umjubelte "I Feel It All" und eine rockige Version von "My Moon My Man". Das Nina-Simone-Cover "Sealion" erscheint als abgefahrene Party-Punk-Nummer mit saftigem experimentellen Touch.

Feist beherrscht das alles mit einer beeindruckenden Leichtigkeit und Selbstverständlichkeit. Die Frau, die gegen soziale Netzwerke im Internet allergisch ist, dafür handgeschriebene Briefe und Hunde liebt, was sie umso sympathischer macht, kann aus dem Vollen schöpfen. In Köln leider nur für 75 Minuten plus zwei Songs.

Zwischen den beiden Zugaben eine überraschend lange Pause. "Ich muss dafür wirklich überzeugt werden", erklärt sie lächelnd. Der Tanzbrunnen entlässt glückliche Menschen in die Sommernacht. Ein unvergesslicher Abend, der große Sehnsucht ausgelöst hat.

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