Studie des Bundesumweltministeriums So will die Jugend gegen den Klimawandel vorgehen

Bonn · Eine Studie des Bundesumweltministeriums zeigt, wie junge Erwachsene in Deutschland über den Klimawandel denken. Nur ein Bruchteil kann sich dabei vorstellen, auf das Smartphone zu verzichten.

Ohne Smartphone geht heute kaum noch ein Jugendlicher vor die Tür. Mobil surfen, chatten bei Whatsapp und Fotos schießen für Instagram: Nur Wenige wollen darauf verzichten. Dem Klima hilft das nicht – im Gegenteil. Und trotzdem behaupten nicht wenige junge Erwachsene in Deutschland von sich selbst, dass sie sich akute Sorgen über die globale Erderwärmung machen. Wie passt das zusammen?

Eine aktuelle Studie des Bundesumweltministeriums im Vorfeld der Cop23 hat sich mit dieser und anderen Fragen beschäftigt. Ende September wurden dazu drei zeitgleiche Treffen in Bochum, Eberswalde und Nürnberg organisiert, bei denen insgesamt rund 200 junge Erwachsene im Alter von 16 bis 25 Jahren zusammenkamen, um über den Klimawandel zu sprechen und nach Lösungen zu suchen. Unter dem Titel "Our Climate! Our Future! – Youth Dialogue" wurden aufschlussreiche Erkenntnisse gewonnen, die im Anschluss von insgesamt 24 Jugendbotschaftern auf einem Workshop im Oktober herausgearbeitet wurden.

Kritik an behäbigen Institutionen

Unter anderem wurde die Frage gestellt, worauf die Teilnehmer am ehesten verzichten würden, um das Klima zu retten. Das Votum fiel relativ eindeutig aus. Die Wenigsten wollen ihre elektronischen Geräte wie Smartphones und Computer aufgeben. Gerade einmal drei Prozent der befragten jungen Erwachsenen wären dazu freiwillig bereit. Auch möchten nur sehr wenige von ihnen auf Reisen verzichten (acht Prozent). Der überwiegende Teil könnte sich stattdessen vorstellen, weniger Fleisch zu essen (32 Prozent).

Aufschlussreich ist auch das Ergebnis auf die Frage, was den Klimaschutz in Deutschland bremse: 45 Prozent der jungen Erwachsenen sind der Meinung, dass dafür die Art und Weise verantwortlich ist, wie Unternehmen produzieren und Gewinne erwirtschaften.

„Häufig steht nur der ökonomische, nicht aber der ökologische Aspekt im Vordergrund“, kritisierte zum Beispiel Moritz Paetow, der die Ergebnisse am Donnerstag mit den anderen Jugendbotschaftern sowie Jochen Flasbarth, Staatssekretär im Bundesumweltministerium, bei der Cop23 vorstellte. Viele der Befragten sind zudem der Meinung, dass die politischen Institutionen häufig zu behäbig agieren (24 Prozent). Hinzu komme das private Fehlverhalten von Bürgern (21 Prozent) sowie internationale Abhängigkeiten durch die Globalisierung (neun Prozent).

Forderung nach mehr E-Mobilität

Die jungen Erwachsenen haben genaue Vorstellungen, wie die Situation des Klimaschutzes in Deutschland verbessert werden könnte. Am wichtigsten seien finanzielle Anreize zur Entwicklung klimafreundlicher Produkte (46 Prozent). „Vor allem die E-Mobilität muss ausgebaut werden“, forderte Annika Lutz, eine weitere Jugendbotschafterin, bei der Pressekonferenz in Bonn. Der öffentliche Nahverkehr müsse erschwinglicher werden, damit er attraktiver werde.

Viele sind aber auch der Meinung, dass mehr Weiterbildung über den Klimaschutz benötigt wird, um jeden Einzelnen in Zukunft für das Thema zu sensibilisieren (27 Prozent). Weitere Optionen seien gesetzliche Vorgaben (16 Prozent), mehr Förderung von Forschung (acht Prozent) sowie die Unterstützung ärmerer Bevölkerungsgruppen, die es schwerer haben, sich beim Klimaschutz zu beteiligen (drei Prozent).

Mit einem verschmitzten Lächeln verfolgte Flasbarth die Präsentation der Ergebnisse und die zahlreichen Ideen der jungen Generation: „Klimaschutz ist keine Einbahnstraße“, lautete sein Fazit. Jeder müsse sich daran beteiligen: „Wir wollen möglichst viele Menschen einbinden, damit wir erfolgreich sein können.“ Es sei schön, dass die Jugend bereits an Bord ist. Alle Ergebnisse der Studie gibt es unter cop23.de

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