Kolumne "ausgecopelt" Cop-Teilnehmer treffen am Samstag auf Karnevalisten

Am Samstag kommt es in Bonn zum Treffen zwischen feiernden Karnevalisten und Teilnehmern der Klimakonferenz. Für Letztere empfiehlt sich im jecken Treiben: Learning by doing. Eine Kolumne von Nils Rüdel.

Als ich vor gut 20 Jahren ins Rheinland emigrierte, war mein erster Karneval ein kleiner Kulturschock. Unverständliche Lieder, Klaustrophobie in den Kneipen, Frieren im Nieselregen, mir unbekannte Tollitäten. Und alle immer jot drupp. Mit anthropologischem Interesse nahm ich Dinge wahr, die es nur hier gibt. Etwa, dass im November in der Kölner U-Bahn mitten am Wochentag ein Bär mit Bierflasche zusteigt und niemand auch nur aufblickt. Verwirrend waren die neuen Erfahrungen. Aber auch ganz wunderbar.

Ich zog damals nur aus Bayern zu, wurde schnell heimisch im Karneval. Aber wie ergeht es einem Besucher aus, sagen wir, Burkina Faso? Oder den Fidschi-Inseln, Grönland, der Mongolei? Am Samstag wird sich das beobachten lassen. Am 11.11. werden in der Stadt Tausende Cop23-Besucher aus aller Welt auf Tausende Karnevalisten treffen. Und einige Tausend Klima-Demonstranten kommen auch noch dazu.

Der Festausschuss Bonner Karneval bereitet die internationalen Gäste schon mal mit einer auf Englisch verfassten Broschüre vor: Elf wichtige Fakten zur fünften Jahreszeit. „What’s a Vedelszooch?“, heißt es darin, oder „Shouting ,Kamelle’ is highly recommended!”. Entkommen können die Cop-Besucher dem Karneval ohnehin nicht: Eine Abordnung der Beueler Stadtsoldaten und der UN-Funken wird Samstagnachmittag bis aufs Konferenzgelände vordringen.

Ansonsten gilt für die ausländischen Besucher: Learning by doing. So wie bei mir damals. Und das geht auch erstaunlich schnell. Man wird ja eher geschunkelt, als dass man es selbst tut. Die Karnevalslieder hat man auch schnell raus, sie werden selbst von vielen Einheimischen höchstens schief gebrummt. Auch die Sprachbarriere ist kein Problem, man versteht sich in den Kneipen ohnehin mit Handzeichen am besten. Und das Kölsch entfaltet seine Wirkung bei allen, unabhängig von der Staatsangehörigkeit. Im Übrigen gilt Artikel 2 des Kölschen Grundgesetzes: Et kütt wie et kütt, oder, für die Cop-Besucher: What will be, will be.

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