Wirtschaftsminister in Argentinien Axel Kicillof gilt als Tausendsassa und Schreckgespenst zugleich

PUEBLA · Er hasst Krawatten, und die Boulevardpresse hat ihn zum Sexsymbol stilisiert. Ansonsten scheiden sich die Geister an Axel Kicillof, dem 42 Jahre jungen Wirtschaftsminister Argentiniens, dem Drahtzieher hinter dem Machtkampf mit den Hedgefonds.

 Offenes Hemd, offene Worte: Axel Kicillof.

Offenes Hemd, offene Worte: Axel Kicillof.

Foto: AP

Für die einen ist er ignorant, für die anderen brillant, für die einen ein perverser Marxist, für die anderen der Retter des Vaterlandes. Der Mann mit den offenen Sporthemden und den langen Koteletten ist der Lieblingsjünger von Präsidentin Cristina Kirchner, die ihn lobt, wann immer sie kann. Unternehmern und Investoren ist er ein rotes Tuch, denn wann immer er auftauche, gebe es Probleme, sagen sie unter vorgehaltener Hand.

So habe seine Reise nach New York vorige Woche einen fast schon fertigen Plan zur Vermeidung der Staatspleite durchkreuzt, den Privatbankiers zusammen mit den Hedgefonds erarbeitet hatten. Von Kirchner erntete der dynamische Tausendsassa dafür Applaus. Man könne schliesslich nicht alles unterzeichnen, nur um von den Finanzmärkten beklatscht zu werden, bekräftigte sie. Kicillof strahlte übers ganze Gesicht.

Der Sohn einer Psychologin und eines Psychiaters wuchs mit zwei Geschwistern in einem behüteten, jüdischen Bürgerhaushalt auf. Schon als Schüler und Student galt er als Wunderkind. Mit nur 24 Jahren beendete er sein Wirtschaftsstudium mit Auszeichnung, promovierte anschließend mit einer Arbeit über Wirtschaftsgeschichte und John Maynard Keynes, und begann danach als Dozent an der Universität von Buenos Aires.

Kommilitonen bezeichnen ihn als ehrgeizig, fleissig, charismatisch, aber auch überheblich, stur und sendungsbewusst. Er wollte hoch hinaus, und die Politik war schon früh sein Steckenpferd. Kicillof rief eine linke Studentenorganisation namens TNT (eine Abkürzung für "dumm aber nur ein bisschen") ins Leben, die sich unter anderem um die Jahrtausendwende populäre Formel "Alle müssen weg" gegen etablierte Politiker wandte und zur Stimmenthaltung aufrief.

Die Wirtschaftspolitik kritisierte er stets, auch der verstorbene Mann Cristinas, Ex-Präsident Nestor Kirchner, blieb davon nicht verschont. Das brachte ihm Kritik des liberalen Lagers ein. Er sei ein ökonomischer Ignorant, bescheinigte ihm der Historiker Juan José Sebreli. Ex-Zentralbankpräsident Alfonso Prat Gay hält Kicillof für einen "Amateur".

Erst unter Cristina kam es ab 2007 zur Annäherung an die Regierung. Sie holte ihn 2009 als Manager in die verstaatlichte Fluggesellschaft Aerolineas Argentinas. Kicillof trat in die Jugendorganisation "Cámpora" ein, die Kaderschmiede der Regierung. Fortan ging es bergauf: 2011 ging es weiter als staatlicher Vertreter in den Stahlkonzerns Siderar, 2012 wurde Kicillof für seinen Einsatz für die Verstaatlichung des Erdölkonzerns YPF mit einem Vorstandsposten belohnt. Gleichzeitig wurde er Vorsitzender der Kommission zur strategischen Energieplanung und nutzte dies, um seine Macht auszubauen und Vertraute in zahlreichen Staatsunternehmen unterzubringen.

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