Kunst!Palast in Bonn Mexikanisches Feuer - Band Calexico begeisterte ihr Publikum

GRONAU · Der Spanier Javier Zavala hatte Mittwoch einen langen Arbeitstag. Bevor der Gitarrist mit seinen Kollegen der amerikanischen Band Calexico die Bühne des Kunst!Palast-Zeltes in der Gronau betrat, brachte er das Bonner Publikum mit seiner eigenen Band Depredo schon einmal ein bisschen in Stimmung

 Musik, die unter die Haut geht: Die Band Calexico mit ihrem ganz eigenen Desert-Rock-Sound.

Musik, die unter die Haut geht: Die Band Calexico mit ihrem ganz eigenen Desert-Rock-Sound.

Foto: Ingo Firley

Die Musik harmoniert nicht schlecht zu Calexico, der Band, die einige Kilometer nördlich von der mexikanischen Grenze in Tucson/Arizona beheimatet ist und seit dem Ende der 90er Jahre mit ihrem Mix aus mexikanischen Mariachi-Klängen, Country, Jazz und vielen Einflüssen mehr ihren ganz eigenen Desert-Rock-Sound geprägt hat.

Mit "Epic", dem Eröffnungsstück ihrer jüngsten CD "Algiers", steigen sie ein, der fast schon orchestrale Sound, den die sieben Musiker um die zwei Gründer Joey Burns und John Convertin

o auf der Bühne produzieren, lässt unwillkürlich Bilder im Kopf entstehen, von weiten Landschaften, von Wüste, unerträglicher Hitze.

In ihren Songs geht es oft um die politischen Probleme der amerikanisch-mexikanischen Grenzregion, um das Leid illegaler Einwanderer und Flüchtlinge. "Across The Wire", das die Band gleich als zweites Stück des Konzertes spielt, ist so ein Stück, das vom Elend dieser Menschen handelt.

[kein Linktext vorhanden]Joey Burns singt die Zeilen mit seiner hellen, oft sanften Stimme, die live noch ausdrucksvoller klingt als auf CD; die Trompeten des Berliners Martin Wenk (der auch das Akkordeon spielte) und von Jacob Valenzuela liefern dazu atmosphärische Mariachi-Einsprengsel. Und Schlagzeuger Convertino spielt farbige, immer sehr inspirierte Rhythmus-Muster. Calexico ist allerdings weit davon entfernt, eine reine Polit-Rockgruppe zu sein.

Calexico im Kunst!Palast
62 Bilder

Calexico im Kunst!Palast

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Im Mittelpunkt steht immer die Musik. Die Trompeten in "Roka (Danza De La Muerte)" klingen hinreißend, die instrumentalen Nummern entwickeln mit ihren tänzerischen Klängen eine unwiderstehliche Sogwirkung. Bejubelt wurde auch der jazzige Sound von "Sonic Wind". In "Not Even Stevie Nick" gegen Ende des Bonner Sets tauscht Burns seine Akustik-Gitarre gegen eine E-Gitarre und die Band rockt mit einem Joy-Division-Zitat ("Love Will Tear Us Apart") zur Freude der Zuhörer wie entfesselt los.

Im Zentrum des Konzertes stehen die Songs der jüngsten Calexico-CD "Algiers", die im gleichnamigen Stadtteil von New Orleans aufgenommen wurden. Zu hören waren etwa "Splitter", wo Burns und Zavala sich wunderbar an den Gitarren ergänzen, oder "Para", eine Art düsteres Liebeslied, das mit Wucht auf seinen Refrain zusteuert.

Das ist Musik, die unter die Haut geht. Oder das grandiose "Maybe on Monday", das Zavala mit einem tollen Gitarrensolo schmückt. Die Ballade "Fortune Teller" wirkt durch ihre zauberhafte instrumentale Reduktion mit Steelguitar, akustischem Bass und feinen Schlagzeug-Rhythmen.

Mit einer rasant-rastlosen Version von "Puerto" beendet Calexico den offiziellen Teil des Konzertes, das zu den besten der aktuellen Kunstrasen-Saison zählte, obwohl das Zelt kaum mehr als zur Hälfte gefüllt war. Natürlich kam die Band für ein paar Zugaben noch einmal auf die Bühne zurück, spielte das "The Call"-Cover "The Wall Came Down". Mit "Güero Canelo" kam nochmals richtig Stimmung auf.

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