Rathaus Altenahr Marlyse Permantier aus Berg zeigt Tiefdruckarbeiten und Lithografien

ALTENAHR · Druckgrafik erlaubt viele Spielarten künstlerischer Gestaltung. Marlyse Permantier, Jahrgang 1931, gebürtig in Belgien, kombiniert ihre Kenntnis der Techniken mit der Freude am Tüfteln. Bis zum 5. Mai zeigt die in Berg wohnhafte Künstlerin unter dem Titel "Faser, Sand und Nadel" Tiefdruckarbeiten und Lithografien im Rathaus Altenahr.

 Marlyse Permantier bei der Vernissage im Altenahrer Rathaus.

Marlyse Permantier bei der Vernissage im Altenahrer Rathaus.

Foto: Martin Gausmann

Faszinierend sind Arbeiten, bei denen die Rinde des japanischen Maulbeerbaums Kozo zum Material der künstlerischen Gestaltung wird. Es entstehen geheimnisvolle, filigrane Bilder, die dem Betrachter eine Fülle von Möglichkeiten bieten, in dem Gewirr von Linien, Verästelungen, Knoten seine Phantasie spielen zu lassen.

Ausgangspunkt war die Bekanntschaft der Künstlerin mit dem in Rheinbach-Hilberath lebenden Papierkünstler John Gerard, dessen nach dem Muster der traditionellen Japanpapiere hergestellte Papiere Permantier für ihre Drucke verwendet. Sie stellte fest, dass die Kozo-Faser sich in aufgeweichtem Zustand gestalten lässt und entdeckte sie für ihre eigene Kunst.

Geglättet, auseinandergezogen, wieder zusammengesetzt formt sie das Material zu skurrilen, witzigen Figuren, Fabelwesen, Gnomen, Waldgeistern, trocknet es, gibt Farbe darauf und schiebt das Bild in die Druckpresse. Mehr als drei Abzüge lassen sich nicht machen, berichtet sie, meist sind es weniger.

"Materialdruck" nennt Permantier diese Technik. "Let's dance" ist Titel eines der Blätter, auf dem zwei feingliedrige Gestalten sich miteinander bewegen zu scheinen. Zu den experimentellen Drucktechniken gehört auch der Carborundum-Druck, für den Schleifsand auf noch feuchte Spachtelmasse gebracht und das Überschüssige nach dem Trocknen wieder abgebürstet wird. Die Platte mit den festen Partikeln wird eingefärbt. "Gezeiten" heißt eines der eindrucksvollsten Bilder mit drei Frauenköpfen, die drei Lebensalter beschreiben.

Schon als Gymnasiastin hat Marlyse Permantier gemalt, später an der "Académie Julian" in Paris und der "Académie des Beaux Arts" in Lüttich Kunst studiert. Mit geprägt hat sie ein drei Jahre langer Aufenthalt in Ruanda, bei dem sie auch einige Wandmalereien angefertigt hat. An diese Zeit erinnert die in Rost-Tönen gehaltene Arbeit mit dem Titel "Auf Ruandas Straßen".

Man sieht mannshoch bepackte Radfahrer sowie Frauen mit Krügen auf dem Kopf und Babys auf dem Rücken. Das eindrucksvolle Blatt "Nyeragongo" hat den immer glühenden Vulkan zum Thema. "Wenn in der Welt etwas passiert, habe ich das Bedürfnis, etwas zu malen", sagt Permantier und zeigt auf das in zackigen, unwirtlichen Linien gestaltete Bild "Ausbruch", entstanden nach dem Tsunami in Japan.

Als fünffache Mutter musste Permantier die Kunst lange zurückstecken - bis zum Jahr 2000, als sie sich für Grafik als Schwerpunkt entschied. Die Künstlerin ist Mitglied im Rheinbacher "Kunstforum ?99" und zeigt ihre Arbeiten bei zahlreichen Gruppenausstellungen im In- und Ausland.

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