Theater Bad Godesberg Märchen vom "Aschenbrödel" in der Stadthalle

BAD GODESBERG · Bei Mädchen ist es das beliebteste Märchen überhaupt, erfuhr man kürzlich in dieser Zeitung. Aschenputtel, von allen missachtet, gewinnt den Traumprinzen und wird Königin.

 "Aschenbrödel" kommt in die Stadthalle Bad Godesberg.

"Aschenbrödel" kommt in die Stadthalle Bad Godesberg.

Foto: KT

"Aschenbrödel", wie das Waisenmädchen in einigen Fassungen des romantischen Stoffs genannt wird, ist das traditionelle Weihnachtsmärchen, mit dem das Kleine Theater Bad Godesberg in diesem Jahr in der Stadthalle gastiert. Premiere der Koproduktion mit der Landesbühne Rheinland-Pfalz war im Schlosstheater Neuwied, wo das Stück stets vor ausverkauftem Haus lief.

Die Geschichte, nach dem bekannten Märchen der Brüder Grimm für die Bühne bearbeitet von Walter Anders, enttäuscht auch Cinderella-Fans gewiss nicht. In der witzigen Inszenierung von Oliver Grabus leidet Aschenputtel, sympathisch verkörpert von Vanessa Frankenbach, keineswegs unter einem Cinderella-Komplex, sondern ist ein durchaus selbstbewusstes Geschöpf.

Außerdem brave Tierschützerin, weshalb sie auf dem Weg zum Markt zwei Jägern ordentlich die Leviten liest. Sie hätte das wahrscheinlich sogar getan, wenn sie geahnt hätte, dass einer der beiden durchgeknallten Herren der Prinz persönlich ist. Jedenfalls ist der leicht verwirrt erscheinende Melancholiker (köstlich überdreht: Konstantin Hertel) sofort hingerissen von dem aufgeweckten Mädel. Zumal er eine Braut sucht, die ihn nicht wegen seines Standes, sondern als Mensch liebt.

Aschenputtel, übel schikaniert von der bösen Stiefmutter, bleibt stets nett und fleißig. Obwohl ihre arroganten Stiefschwestern (Lisa Bräuniger und Laura Weider als reizend gemeines Duo) echte Nervensägen sind, denen man das berühmte "Blut im Schuh" fast schon gönnt. Dafür greift deren ehrgeizige Mama (als komische Horrorlady: Gunhild Branchart) sogar zum Paradeschwert des Prinzen.

Natürlich gibt's auch die hilfreichen Tauben beim Erbsensortieren und das wundersame Friedhofs-Bäumchen, das unter Gold- und Silberregen ein Traumkleid herbeizaubert für den großen Ball am königlichen Hof. Als schrulliger Kammerdiener bewährt sich Alexander Hanfland, unter dessen Anleitung die Zuschauer nach der Pause selbst ein bisschen üben dürfen für das rauschende Fest und die Begrüßung des Thronfolgers als Popstar.

Die Küche im liebevoll mit hübschen Details versehenen Bühnenbild von Rolf Cofflet hat sich derweil verwandelt in eine prächtige Ballsaal-Kulisse. Aschenputtels Freundin, die pfiffige Dienstmagd (Cheryl Angelika Baulig), traut sich sogar im punkigen Lumpen-Outfit zur höfischen Maskerade. Die entzückenden Kostüme von Aline Hüttner sind ein Pluspunkt der ansehnlichen Aufführung. Der ruppige Soundtrack und die Playback-Nummern bei der im Bonner Augustinum besichtigten Vorstellung waren eher eine Zumutung.

Ohne übermäßige Kunst- und Deutungsanstrengung wird hier spielerisch vergnüglich aufgepeppt eine alte Story vom Triumph der Tüchtigen gezeigt. Schlichtes Märchenglück für Publikum ab fünf Jahren. Übrigens auch für Jungs.

Ca. 1 ¾ Stunden inkl. Pause. Für die Aufführungen am 19. und 20.Dezember um 15 Uhr gibt es noch Restkarten beim Kleinen Theater (Tel. 0228-36 28 39) oder jeweils ab 14 Uhr an der Tageskasse in der Stadthalle.

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