Marsimoto gibt im Kölner Palladium umjubeltes Konzert "Ich bin grün, ich will sprüh'n"

Köln · Rapper Marteria ist einer der erfolgreichsten des Genres in Deutschland. Offenbar fühlt sich Marten Laciny, so sein bürgerlicher Name, aber in dieser Rolle nicht 100-prozentig ausgelastet. Aus diesem Grunde hatte er sich bereits vor Jahren eine zweite Musikerpersönlichkeit zugelegt: Marsimoto.

 Schillernde Show: Marsimoto im Kölner Palladium.

Schillernde Show: Marsimoto im Kölner Palladium.

Foto: Brill

Sein Alter Ego, ein eher böse mit Kalorien-fetten Beats rappender Saulus ist ein Kontrast zum pop-orientiert harmonischen Hip-Hop-Paulus Marteria. Im Rahmen seiner "Green Tour 2015" machte Marsi, wie er von seinen Fans liebevoll genannt wird, im Kölner Palladium Station, wo er rund 3500 von ihnen immer wieder in schiere Begeisterung versetzte.

"Ich bin grün, ich will sprüh'n, ich bin Marsimoto", singt er in in einem grün-goldenen Jumpsuit, trägt eine Maske dazu, und sieht dabei aus wie eine Art Super-Lurchi vom Öko-Biotop. Auch viele Fans haben sich für ein grünes Marsimoto-Fan-Outfit entschieden, so dass das Konzert fast einer Innungsversammlung von Gärtnern gleicht.

"La Saga" ist das erste von mehreren noch folgenden Liedern seines jüngsten Albums "Ring der Nebelungen", das jedoch trotz der kurz besungenen Loreley weder mit Richard Wagners Opus, noch mit dem Zustand der Atmungsorgane von Smog geplagten Einwohnern Pekings zu tun hat. Aber auch Songs seiner Vorgänger-Alben "Grüner Samt" sowie "Halloziehnation" veranlassen die Fans, ihre Arme zu recken und Marsimoto in seinem Gesang zwischen Reggae-Stilistiken und Hip-Hop zu unterstützen.

Geschmackssache ist sicherlich seine hochgepitchte Singstimme im Helium-Sound, die den Eindruck unterstreicht, Donald Duck hätte nun den Hip-Hop für sich entdeckt. Hinzu kommt, dass im Konzert Marsimotos Texte leider nur fragmentarisch zu verstehen sind.

Ein Scherz, der bitter-böse rüberkommt

Was auf CD uneingeschränkten Respekt, wenn nicht gar Bewunderung verdient, nämlich seine Reime und Wortspiele, die mit aberwitzigen Mehrdeutigkeiten jonglieren, gehen im Konzert leider nahezu unter. Weil seiner Ansicht nach mittlerweile zu viele Normalos zum Joint greifen, artikuliert er seinen Protest in "Illegalize It" und ruft tatsächlich nach der Polizei, die alle Kiffer einfach wieder einsperren soll. Ein Scherz, der bitter-böse rüberkommt.

Das folgende "Tijuana Flow" verströmt dann aber die passende Atmosphäre zu den herb-süßlichen Schwaden, die durch die Konzerthalle ziehen. Schließlich stimmen alle in "Anarchie" ein, und einmal mehr sind alle Arme oben. Ein Konzert für Fans, die entsprechend textsicher sind und von daher auch den wesentlichen Reiz der Musik, den sprachlichen Anspruch seiner Texte, mitbekommen haben.

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