Kölner Festkonzert Jubel für den Mandarin

KÖLN · Er sei sehr bewegt, Teil dieses Orchesters zu sein, sagte Kölns neuer Generalmusikdirektor François-Xavier Roth gestern am Ende des frenetisch gefeierten Festkonzertes, bevor die Streicher des Gürzenich-Orchesters in der ausverkauften Philharmonie ein kleines Andantino von George Bizet als Zugabe anstimmten.

 François-Xavier Roth in der Kölner Philharmonie.

François-Xavier Roth in der Kölner Philharmonie.

Foto: Brill

Dass Roth dies Lob mit gutem Grund zum Besten gab, belegen schon die für dieses Konzert ausgewählten Werke. Denn Johannes Brahms' Doppelkonzert für Violine, Violoncello und Orchester, Richard Strauss' sinfonische Dichtung "Till Eulenspiegels lustige Streiche" und Béla Bartóks "Der wunderbare Mandarin" eint, dass sie alle durch das Gürzenich-Orchester aus der Taufe gehoben wurden.

Nachdem Roth bereits in der vergangenen Woche seinen eindrucksvollen Einstand gegeben hatte, demonstrierte er beim Festkonzert erneut, dass seine Leidenschaft und Begeisterung ansteckend auf Musiker wie Publikum wirken. Das Orchester war jedenfalls von Beginn an bei der Sache, als es den Geiger Tedi Papavrami und den Cellisten Jean-Guihen Queyras in Brahms' Doppelkonzert begleitete.

Die beiden Solisten bildeten aber auch untereinander ein perfekt eingespieltes Team. Wunderbar, mit welch lyrischer Geschmeidigkeit und gesanglichem Ton Papavrami Queyras' nicht weniger warm intoniertes Solo fortspann. Brahms' spätes Werk beschenkt seine Interpreten mit schönen Episoden, mit einem Andante, dessen Melos direkt das Herz berührte und einem überaus schmissigen Finale, das von Solisten und Orchester mit tänzerischer Verve wiedergegeben wurde.

Dass Roth ein Experte in Sachen Richard Strauss ist, hat er zuletzt mehrfach mit dem SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg unter Beweis gestellt. Der in der Philharmonie zu hörende "Till Eulenspiegel" unterstrich diese Expertise: Der Orchesterklang blieb in jedem Augenblick transparent, was der ohne Taktstock dirigierende Roth nutzte, um den Stimmen- und Farbenreichtum der Partitur hell auszuleuchten. Vor allem die Bläserpassagen erhielten eine selten so zu vernehmende Klarheit, die die Wildheit und Modernität dieses Schelmenstückes deutlich spürbar werden ließ.

Der Skandal um die Uraufführung von Bartóks "Der wunderbare Mandarin" mit anschließendem Aufführungsverbot durch OB Konrad Adenauer ist legendär. Die nun aufgeführte Konzertsuite aus dem Ballett versöhnte mit der alten Geschichte. Das Gürzenich-Orchester spielte gestern mit einer Virtuosität, deren Exzessivität beim Hören den Atem stocken ließ. Vor dem Konzert hatte Noch-OB Jürgen Roters dem neuen GMD das Kölner Publikum so beschrieben: "Wir sind wagemutig, wir wollen nicht nur das Bekannte hören." So ändern sich die Zeiten.

Nachzuhören ist das Konzert am Montag, 20.05 Uhr, auf WDR 3.

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