Götz Alsmann entzündet kuscheliges Kaminfeuer in Beethovenhalle

Der Entertainer und seine Band gastieren auf ihrer Tournee "Engel oder Teufel" in Bonn

Götz Alsmann entzündet kuscheliges Kaminfeuer in Beethovenhalle
Foto: dpa

Bonn. Dunkelheit umschloss die Beethovenhalle. Feinster Sprühregen legte sich wie ein glitschiger Film auf die Gesichtshäute der Ankömmlinge. Wie gut, dass Götz Alsmann und seine Band im Innern und im übertragenen Sinn, versteht sich, ein kuscheliges Kaminfeuer zu entzünden vermochten.

Behaglich knisternd wusste es die geneigte Adeptenschar in der fast ausverkauften Konzertstätte mit gepflegtem, herrlich nostalgischem deutschsprachigem Jazz-Schlagergut zu erwärmen - angereichert mit einer ordentlichen und überaus wohltuenden Portion Ironie. Die aktuelle Tournee trägt den Titel des in diesem Jahr aufgenommenen, jüngsten Tonträgers "Engel oder Teufel".

Der Doktor der Musikwissenschaft Alsmann, der 2007 als erster deutscher Solokünstler bei der bedeutendsten aller Jazz-Plattenfirmen, bei Blue Note/EMI, einen Vertrag unterschrieb, wurde vorzüglich von seiner treuen Combo begleitet. Markus Passlick (Percussion), Rudi Marhold (Schlagzeug), Michael Ottomar Müller (Bassgitarre) und Altfrid M. Sicking an Vibraphon, Xylophon, Marimba, Glockenspiel, Röhrenglocken und Trompete.

Ein Schlegel-Schamane mit einer atemberaubenden Vorstellung. Das Eröffnungslied "Große Momente" durfte durchaus programmatisch aufgefasst werden. Der "Dr. Mabuse des Jazz" (Passlick über Alsmann) spielte am großen Flügel ebenso versiert wie am Kinderklavier, auf dem Akkordeon und der Ukulele.

Gediegene, verträumte Entspannung mit "Eine unter Millionen", dem sanft moussierenden "Hätt' ich nur Dich" und "Meine Süße": Sänger Alsmann schraubte den Säuselfaktor genüsslich Richtung Hallendecke, und die Band kreierte die cremige Zuckerguss-Ummantelung dazu.

Im flotten Cha-Cha-Stil kam die "Liebespolizei" daher, und das Instrumentalstück "Misirlou" war pure orientalische Ekstase. Rollende Steppenhexen und heulende Kojoten beschwor die nachtschwarze, hypnotische Western-Nummer "Geisterreiter" in der Fantasie der Zuhörer herauf. Meisterhaft. Vier Zugaben, dann erlosch das Kaminfeuer.

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