Richard Schröder vom Bonner Universitätsclub ausgezeichnet

Der Philosoph und Theologe erhält den Ernst-Robert-Curtius-Preis für Essayistik

  Richard Schröder  (links) und Bonns früherer Oberbürgermeister Hans Daniels mit der Urkunde.

Richard Schröder (links) und Bonns früherer Oberbürgermeister Hans Daniels mit der Urkunde.

Foto: Horst Müller

Bonn. Die Vorzüge eines Preisträgers aufzuzählen, ist das eine. Geht es jedoch um eine Auszeichnung für Essayistik, seien dem Laudator Abweichungen von dieser Norm durchaus gestattet.

So wie Bundestagspräsident Norbert Lammert, der sich am Donnerstagabend im Bonner Universitätsclub bei der Verleihung des mit 8 000 Euro dotierten Ernst-Robert-Curtius-Preises für Essayistik 2009 an den Berliner Philosophen und evangelischen Theologen Richard Schröder (66) eines Karl-Kraus-Zitates bediente: "Es genügt nicht, keine Gedanken zu haben. Man muss auch unfähig sein, sie auszudrücken."

Exakt das Gegenteil dessen treffe auf den Preisträger 2009 zu. Schröder selbst führte in seiner Dankesrede den heiter-ironischen Ton fort. "Sie haben eine gute Entscheidung getroffen, wenn es auch nicht die einzig mögliche war." Dass er ein Essayist sei, habe ihn selbst überrascht, setzte er hinzu.

Wohl wissend, dass die Wahl der Jury 20 Jahre nach dem Fall der Mauer nicht zuletzt auch von seinen Verdiensten um die Wiedervereinigung bestimmt worden ist. Richard Schröder, geboren am 26. Dezember 1943 im sächsischen Frohburg war 1990 Abgeordneter und Fraktionsvorsitzender der SPD in der Volkskammer der DDR, Abgeordneter im Deutschen Bundestag sowie Mitglied des Beirates beim Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR und Verfassungsrichter des Landes Brandenburg.

Er ist Vorsitzender des Fördervereins Berliner Schloss, Vorstandsvorsitzender der von Helmut Schmidt gegründeten Deutschen Nationalstiftung und gehört dem Nationalen Ethikrat an. Der vor 25 Jahren von Thomas Grundmann (Bouvier) gestiftete Ernst-Robert-Curtius-Preis ist nun die jüngste Auszeichnung des Ehrendoktors der Universität Göttingen und des Bundesverdienstkreuzträgers, der die Gelegenheit nutzte, um mit einigen hartnäckigen Vorurteilen seit 1989 und jeglicher Ostalgie aufzuräumen und für einen selbstverständlicheren Umgang miteinander zu plädieren.

"Vollendung setzt ein Ende voraus." Und das sei im Fall der deutschen Einheit sicher nicht das Ziel, fügte er scherzhaft hinzu. Der mit 4 000 Euro dotierte Förderpreis wurde an Raoul Löbbert (32) verliehen. Der ehemalige Mitarbeiter des General-Anzeigers (Region) ist heute Kulturredakteur bei der Wochenzeitung "Rheinischer Merkur" in Bonn.

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