Kommentar zum Anschlag in der Türkei Tödliche Gefahr

Seit Dienstag befindet sich die Türkei in einer neuen Phase des Kampfes gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS). Ankara macht die Extremisten für den Selbstmordanschlag von Istanbul verantwortlich, bei dem zehn Menschen starben, die meisten offenbar Deutsche.

Für die Türkei bildet die Gewalttat eine Herausforderung, die neu ist für das Land: Eine Terrororganisation aus dem Nachbarland sagt Ankara den Kampf an.

Gegner von Präsident Recep Tayyip Erdogan sagen, die Bedrohung durch den IS sei auch eine Folge eines Schmusekurses, den Ankara zumindest eine Zeit lang fuhr, um die IS-Extremisten von just solchen Gewalttaten abzuhalten, wie Istanbul sie am Dienstag erlebte. Auch westliche Diplomaten werfen der türkischen Führung vor, zumindest vorübergehend geglaubt zu haben, extremistische Gruppen in Syrien als Werkzeug im Kampf gegen den syrischen Präsidenten Baschar al-Assad benutzen zu können. Ankara weist dies zurück, doch Zweifel bleiben. Auf Twitter wurde gestern der Vorwurf laut, Linke, Kurden und jetzt auch Touristen stünden in der Türkei im Fadenkreuz des IS - nur die Regierung nicht.

Ob Schmusekurs oder nicht: Fest steht, dass der Syrien-Krieg gestern den Bosporus erreicht hat. Spätestens seit der Bombe von Sultanahmet muss jedem türkischen Politiker klar sein, dass der IS eine tödliche Gefahr für die Türkei bildet. Doch man kann vielleicht auch darauf hoffen, dass die Türkei und ihre Partner jetzt energischer als zuvor gegen den IS vorgehen werden.

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