Kommentar zum öffentlichen Dienst Krise als Chance

Meinung · Die Krise als Chance: Die Organisationen des öffentlichen Dienstes nehmen die Allerweltsfloskel wörtlich. Beweist nicht die Flüchtlingskrise, was sie seit Jahren anprangern.

Dass der öffentliche Dienst von der Politik kaputtgespart wird? Als Beleg dient zum Beispiel die Situation beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF), das von der Welle der Asylbewerber überrollt wurde und über 600.000 unerledigte Asylanträge vor sich her schiebt.

In der Interpretation von Beamtenbund und Co. ist das BAMF nur die Spitze des Eisbergs - und die Beschäftigten der Behörde werden von vereinzelten Politikern noch wegen angeblicher Bequemlichkeit beschimpft. Das sorgt für Verbitterung. Denn jenseits von politischer Polemik und Behördenversagen in Einzelfällen, das in der Regel Führungsversagen ist: Die staatliche Verwaltung hat ihre größte Bewährungsprobe der vergangenen Jahre im großen und ganzen bestanden. Das ist den Hunderttausenden ehrenamtlichen Helfern zu verdanken, aber eben auch den Verwaltungsprofis vor Ort, ohne deren manchmal unermüdlichen Einsatz es nicht gegangen wäre und weiterhin nicht gehen wird.

Daraus erwachsen Ansprüche. Wie die sich in Zahlen vor und hinter dem Komma manifestieren, wird die Öffentlichkeit in den Wochen vor dem anstehenden Auftakt der Tarifgespräche für die Beschäftigten von Bund und Kommunen erfahren. Dass sich die Gewerkschaften die Gelegenheit entgehen lassen, die Krise als Chance für eine selbstbewusste Tarifforderung zu nutzen, ist kaum zu erwarten.

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