Sinziger Dialog zwischen Bürgern und Politik Zweite Bürgerwerkstatt

Sinzig · Das Sinziger Bürgerforum hat seine Veranstaltungsreihe Bürgerwerkstatt mit der zweiten Veranstaltung im Freiwegheim fortgeführt. Zentrale Themen hießen Bürgerbeteiligung, Spielplatzsituation und Sauberkeit in der Stadt.

 Im Stuhlkreis trat die Bürgerwerkstatt zusammen. FOTO: MARTIN GAUSMANN

Im Stuhlkreis trat die Bürgerwerkstatt zusammen. FOTO: MARTIN GAUSMANN

Foto: Martin Gausmann

Diesmal war es keine Massenveranstaltung, sondern eine sehr intensive Gesprächsrunde aus etwa 30 Bürgern und Politikern, die im großen Beratungskreis Platz genommen hatte.

Alleine bei der Begrifflichkeit Bürgerbeteiligung wurde es sehr intensiv und komplex. Bürgerforums-Chef Manfred Ruch hatte da eine ganz andere Vorstellung als Bürgermeister Wolfgang Kroeger, die Vertreter der Stadtratsfraktionen wiederum eine andere als die Bürger. Allein die Klärung dieser Begrifflichkeit war kein einfacher Job für Moderator Nikolaus Wilhelmy vom Bürgerforum.

Gelobt wurde dabei von allen Beteiligten ein Musterbeispiel für die Bürgerbeteiligung. Denn an den Vorbereitungen der Feierlichkeiten 750 Jahre Stadtrechte waren auf vielfältige Weise jede Menge Bürger einbezogen worden. Doch dieses Paradebeispiel ist nicht selbstverständlich. Dies räumte auch Sinzigs Bürgermeister Wolfgang Kroeger unumwunden ein, als er nach einer Schulnote für die Bürgerbeteiligung gefragt wurde. Für den Ist-Zustand in Sinzig gab er eine Note vier mit viel Luft nach oben.

Klar wurde in der Diskussionsrunde aber auch, dass alle Beteiligten in vielfältiger Weise ehrenamtlich in Sinzig tätig sind. Und es wurde eine Reihe von Missverständnissen und Fehleinschätzungen deutlich. So gab es den latenten Vorwurf in Richtung Stadtrat, dass dessen Mitglieder sich nicht genug für die Stadt einsetzten. Dem trat SPD-Fraktionschef Hartmut Tann entgegen: „Die Politarbeit im Stadtrat bringt eine hohe Grundbelastung und viel Engagement mit sich“. Franz Hermann Deres, Parteichef der CDU, erinnerte daran, dass man längst nicht mehr in guten alten Zeiten lebe.

„Viele Bürger, die in der Sinziger Innenstadt leben, arbeiten nicht mehr in der Stadt und haben nicht mehr den früher vorhandenen direkten Bezug“, so Deres. Wiederholt wurde bei der Versammlung festgestellt, dass dies in den Sinziger Ortsteilen zum Teil noch vollkommen anders sei. Ein Lob in Sachen Bürgerbeteiligung gab es für die Bürgerfragestunde des Ortsbeirates, die immer viele Besucher anlocke undmit viel Leben gefüllt sei. Für den Stadtrat solle eine ähnliche Veranstaltung angestrebt werden.

Eine Sinziger Zukunftsvision fordert geradezu die Bürgerbeteiligung. Denn wenn Sinzig in den nächsten Jahren in das Stadtsanierungsprogramm „Aktive Stadt“ aufgenommen wird, dann sollen die Bürger massiv mit einbezogen werden. Dies hatte Planer Frank Böhme bei der Vorstellung der ersten Überlegungen bereits ganz klar herausgestellt. Eine Feststellung des Abends war auch, dass sich die wenigsten Bürger auf ein langfristiges Engagement etwa im Parteiengefüge einlassen. Bürgerforumsvorsitzender Manfred Ruch sprach von möglichst niederschwelligen Angeboten, um die Bürger zur Mitarbeit zu bewegen.

Etwas konkreter wurde es dann, als Vanessa Ehlen von der AG Familienstadt ihre Studie zum Zustand der elf Innenstadt-Spielplätze vorstellte. Die hatte sie mit einer kleinen Arbeitsgruppe erstellt und der Politik und dem Stadtrat zur Verfügung gestellt.

In der Zusammenarbeit mit Politik und Stadt gab es aber dann wiederum eine Reihe von Missverständnissen. Bürgermeister Wolfgang Kroeger hatte darauf hingewiesen, dass im Etat 2017 rund 300 000 Euro für die Spielplätze zur Verfügung stünden. In deren konkrete Verteilung soll nun die AG Familien mit eingebunden werden.

Das Thema Sauberkeit in der Stadt konnte wegen der fortgeschrittenen Zeit nicht mehr behandelt werden. Dies soll bei einer weiteren Bürgerwerkstatt erfolgen. Die Stimmung nach dieser intensiven Gesprächsrunde war im Freiwegheim gut. Fast alle Beteiligten blieben bei einem kleinen Neujahrsempfang des Bürgerforums vor Ort, um Gespräche fortzuführen.

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