Geständnis vor dem Bonner Amtsgericht Serienbetrügerin tankte Benzin zum Nulltarif

Bonn · Acht Monate lang war sie der Schrecken von Tankstellen in Bonn und der Region: Die 27-Jährige fuhr an die Zapfsäulen, füllte den Tank und oft noch mehrere Kanister – und brauste ohne zu bezahlen davon. Vor dem Amtsgericht legte sie nun ein umfassendes Geständnis ab.

 Das Amtsgericht in Bonn.

Das Amtsgericht in Bonn.

Foto: Gustavo Sanchez

Tankbetrug in 23 Fällen warf die Anklage ihr vor, davon die meisten Fälle als gewerbsmäßigen Betrug. Ein weiterer Vorwurf lautete Urkundenfälschung, weil sie mit gestohlenen Autokennzeichen herumfuhr. Und außerdem machte sie sich in allen Fällen des Fahrens ohne Fahrerlaubnis schuldig, weil die ihr bereits entzogen worden war. Grund: Drogen am Steuer.

Drogen waren es auch, die sie immer tiefer in den Abgrund geführt hatten, wie sich im Prozess vor dem Schöffengericht herausstellte. Mit 15 hatte sie erstmals Amphetamine genommen und war nicht mehr davon losgekommen. Sie wuchs unter sehr ungünstigen Bedingungen auf, bekam mit 16 eine Tochter, die ihr weggenommen wurde und zu Pflegeeltern kam. Die Angeklagte geriet immer mehr in kriminelle Kreise, und die nutzten sie und ihre Drogensucht aus. Für die Personen aus diesem Umfeld begann sie ab August Benzin zum Nulltarif zu tanken, unter anderem an Tankstellen in Duisdorf, Rötten, in Bornheim, Rheinbach, Hennef und anderen Orten.

Zwar wurden sie und die Wagen immer wieder gefilmt, aber wegen der gestohlenen Kennzeichen kam man ihr lange nicht auf ihre Spur. Sie geriet zwar in Verdacht, als bei Verkehrskontrollen die Benzinkanister im und die gestohlenen Kennzeichen am Auto entdeckt wurden. Doch weil sie Beamten verschiedener Dienststellen auffiel, dauerte es, bis sie als Serienbetrügerin entlarvt wurde. Der Schaden, den sie anrichtete, betrug insgesamt knapp 3400 Euro.

Seit August aber, so erklärte im Prozess ihr Verteidiger Martin Kretschmer, hat die 27-Jährige ihre Probleme angepackt. Damals wurde ihr der dreijährige Sohn auch noch weggenommen, „ein Warnschuss, der sie aufweckte“, so der Anwalt. Seitdem ließ sie die Finger von den Drogen, hat sich aus den üblen Kreisen gelöst und eine Arbeit als Kellnerin angenommen. Und ihre Chefin bescheinigte ihr nun schriftlich eine „überdurchschnittliche Arbeitsqualität“.

Auch ihre Bewährungshelferin lobte sie als sehr kooperativ und erklärte vor Gericht, die 27-Jährige sei auf dem besten Weg, sich zu stabilisieren. Und obwohl sie seit 2012 schon acht Vorstrafen angesammelt hat und ihr bei ihrer Betrugsserie eine „hohe kriminelle Energie“ nicht abgesprochen werden konnte, waren sich am Ende alle Prozessbeteiligten einig: Sie hat noch eine Chance verdient.

Das Gericht verurteilte sie dem Antrag des Staatsanwalts gemäß zu einmal 15 und zwei Mal zehn Monaten Haft – auf Bewährung. Ein ungewöhnliches Urteil, das sich dadurch erklärt, dass frühere, während der Betrugsserie, ergangene Verurteilungen mit einbezogen wurden. Die 27-Jährige versprach, die Chance zu nutzen.

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