U-Bahn in Bonn Es liegt ein Schatz im Untergrund

BONN · Eine Fahrt mit der U-Bahn ist vor allem als Kind nie langweilig: Braun, Orange, Blau – was kommt wohl als nächstes? Die Rede ist von den Farben der der Bonner Bahn im Untergrund. Doch bei einem Rundgang ging es nicht nur darum.

 Martin Bredenbeck führt interessierte Teilnehmer seiner Führung durch die Bonner U-Bahn.

Martin Bredenbeck führt interessierte Teilnehmer seiner Führung durch die Bonner U-Bahn.

Foto: Benjamin Westhoff

So gab es auch einen bunten Abend mit Filmen, bunten „U-Bahn Petit Fours“ und Expertenvorträgen im Haus der Bildung.

„Die Bahn ist gewissermaßen ein Teil der Identität dieser Stadt“, betonte Alexander Kleinschrodt von der Werkstatt Baukultur die Bedeutung des Transportmittels, das auf rund neun Kilometern unterhalb der Bundesstadt verläuft.

Mit der Volkshochschule und dem Historischen Verein der Stadtwerke Bonn (SWB) entstand anlässlich des 40. Geburtstages der U-Bahn im vergangenen Jahr die Idee zu einer umfassenden Veranstaltungsreihe. Denn neben dem bunten Abend stehen auch noch andere Aktionen an.

Gerade die Führungen durch die Stationen, die man so oft nur vertieft in die Zeitung oder aufs Smartphone starrend passiert, sollen den Blick schärfen. Insbesondere für die Besonderheiten des „bunten Schatzes im Untergrund“, wie Martin Bredenbeck von der Werkstatt Baukultur die Stadtbahn titulierte.

„Damit wollen wir auch ein Bewusstsein für den Wert der Bahn und deren Architektur schaffen und im Hinblick auf mögliche Veränderungen der nächsten Zeit sensibilisieren“, sagte Kleinschrodt, der sich auch über die hohe Akzeptanz der Stadtbahn, die mit jeder Fahrt 300 Menschen von A nach B bringen kann, freute.

"Ein architektonisches Kleinod"

Die aus heutiger Sicht so typische 70er-Jahre-Architektur – weiche Kanten, die Beleuchtung und die spezielle Farbgestaltung – galt damals noch als futuristisch. Und auch wenn einen die Bahn mal nervt, etwa wenn es zu Verspätungen oder Überfüllungen in der Rushhour kommt, sei sie doch das Mittel der Wahl, wenn es um eine schnelle Fahrt nach Bad Godesberg geht, sagte VHS-Leiterin Ingrid Schöll in ihrer „Fahrplanauskunft“ zu Beginn. „Wir haben hier ein architektonisches Kleinod“, betonte sie. Mit Blick auf andere Städte könne man außerdem stolz auf den guten Zustand der hiesigen Bahn sein.

Welch riesiger Fortschritt der Bau dieser Bahn für die Stadt im Jahrzehnt der Ölkrise war, bewiesen auch viele Schwarz-Weiß-Fotos aus Jahrzehnten vor dem Bau der U-Bahn, die der Historische Verein zur Veranschaulichung präsentierte. Seit dem Beginn des Bonner Nahverkehrs vor 125 Jahren, an den Thomas Nehiba, Vorsitzender des Vereins erinnerte, hat sich freilich viel verändert. Pferdebahnen, wie damals üblich, bevölkern nur noch äußerst selten die B 9.

Der ehemalige Oberbürgermeister Hans Daniels verriet im Gespräch, dass die Bahn damals primär als Konjunkturprogramm gedacht war. „Verkehrspolitisch war das eine vergleichsweise unsinnige Idee“, sagte Daniels, von 1975, dem Geburtsjahr der Bahn, bis 1994 erster Bürger der Stadt.

Was mit Blick auf die heutige Realisierung derartiger Großprojekte, von Elbphilharmonie bis WCCB, erstaunlich anmutet: Probleme gab es laut Daniels beim damaligen Bau kaum: „Wichtig war uns aber, dass die Bahn nicht nur technisch funktioniert, sondern auch schön ist.“

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