Natur zwischen Poppelsdorf und Ippendorf Die scheue Schleiereule ist im Melbtal zu Hause

Venusberg · Olaf Stümpel vom Naturschutzbund spürt mit Kindern dem Waldkauz und anderen nächtlichen Jägern nach. Gesehen hat die Truppe aber nur Kröten und Frösche.

 Wie sieht ein Waldkauz überhaupt aus? Olaf Stümpel zeigt den Exkursionsteilnehmern eine Plüschversion.

Wie sieht ein Waldkauz überhaupt aus? Olaf Stümpel zeigt den Exkursionsteilnehmern eine Plüschversion.

Foto: Stefan Knopp

Alle Taschenlampen verloschen, die Gespräche verstummten. Zu sehen waren nur die Umrisse der Scheune des Guts Melb in der Dunkelheit. Man hörte nur noch das Prasseln des Regens und die Eulenrufe aus der Soundbox, die der Umweltpädagoge Olaf Stümpel mitgebracht hatte. Gespanntes Warten, dann sah die Gruppe tatsächlich eine Bewegung an einem der Fenster. Ein Schatten huschte hinaus und flog in einen Bogen in die Nacht. Alle hielten den Atem an: Das war der Augenblick, den sich die 30 Teilnehmer an der Eulenexkursion am Samstagabend erhofft hatten.

Nur diesen einen Blick konnten sie auf die Schleiereule werfen, die in der Scheune lebt. Die zwölf Kinder waren begeistert. Dafür hatte sich der Ausflug gelohnt. Und dann gab es noch ein weiteres Highlight, denn die Gruppe durfte in die Scheune des denkmalgeschützten Guts, um nach dem Gewölle – das sind die ausgewürgten unverdaulichen Nahrungsreste – des nächtlichen Jägers zu suchen. Einiges hatte Stümpel dort zuvor deutlich sichtbar hingelegt, anderes fanden die Beteiligten selber. Darauf hatte Daris gewartet. Der Sechsjährige hatte einen ganz besonderen Grund, bei der Eulenexkursion mitzumachen: Er wollte Gewölle sammeln. „Ich will die Knochen aussortieren und die Tiere zusammensetzen“, berichtete er. Die Wanderung begann auf dem Parkplatz des Melbbads, wo Stümpel, Mitglied der Kreisgruppe Bonn des Natuschutzbundes, Wissenswertes rund um Eulen vermittelte. Die größte, der Uhu, sei seit 2007 im Siebengebirge nachgewiesen. Die Schleiereule lebe als Kulturfolger nur in Gebäuden; Käuze erkenne man daran, dass sie, anders als Eulen, keine Federbüsche an den Ohren haben. Allen Eulen gemeinsam seien das herausragende Gehör, die gute Sicht bei schwachem Licht und die Beschaffenheit der Federn, die einen lautlosen Flug ermögliche. Früher habe man vor allem Schleiereulen dämonisiert, bis man herausfand, dass sie auf den Bauernhöfen die Mäuse fressen. Und der Waldkauz sei doppelt so groß wie der Steinkauz und betrachte diesen mitunter als Beute.

Stümpel ließ auch Eulenfedern herumgehen und eine griechische Euromünze, auf der eine Eule abgebildet ist, als Symbol für Weisheit. Die Kinder zeigten sich aufgeschlossen und stellten viele Fragen. Das Tolle an der Eule sei, „dass sie sehr weit sehen kann, auch im Dunkeln“, fand Maurice (8). „Aber die meisten Eulen jagen mit dem Gehör.“ Er war mit seinem gleichaltrigen Kumpel Luc dabei; beide interessieren sich für Greifvögel.

Natürlich gehörte auch Kritisches zum Programm. Die Eulenpopulationen würden durch wachsende Städte, Straßen und Autobahnen immer weiter eingeengt, so Stümpel. Er lockte mit dem Ruf des Waldkauzes, dem Vogel des Jahres 2017. der auch im Melbtal heimisch ist, auf der Soundbox – allerdings vergeblich. Dafür sahen die Teilnehmer Kröten und Frösche, die im Regen auf Wanderschaft gingen.

Die nächste Führung ist am Samstag, 8. April, ab 19 Uhr. Infosund Anmeldung unter 02 28/25 04 59 oder per Mail an olaf.stuempel@gmx.de.

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