Kommentar Ein Armutszeugnis

Die Zahl der Menschen, die sich einmal in der Woche bei der Bonner Tafel Lebensmittel abholen, und darauf wegen ihrer Armut auch tatsächlich angewiesen sind, steigt.

Das zeigt, wie notwendig die Arbeit der Bonner Tafel an der Mackestraße ist. Die ehrenamtlichen Helfer stöhnen, dass sie am Ende ihrer Kapazitäten angekommen sind, und wissen nicht, was man dagegen tun kann. Sie müssen Brot, Gemüse und Käse ja nicht nur verteilen, sondern auch in Supermärkten abholen.

Und noch lange nicht jedes Geschäft hat Interesse daran, Überschüssiges für die Tafel vorzusortieren. Schade, denn manche Tomate, die noch perfekt für den Kochtopf ist, wandert so in den Müll.

16 000 Kinder und Jugendliche haben nach Auskunft der Wohlfahrtsverbände in Bonn Anspruch auf Leistungen aus dem Bildungs- und Teilhabepaket und sind so Empfänger von Sozialleistungen. Nicht wenige von ihnen erhalten Mahlzeiten von der Tafel in Kitas, Schulen und Jugendzentren.

Während Erwachsene eher offen mit ihrer Not umgehen, schämen sich Schüler und wollen nicht, dass Klassenkameraden sie in der Warteschlange in der Nordstadt sehen. Verständlich und traurig zugleich. Eigentlich ist es ein Armutszeugnis der Gesellschaft, dass es die Tafel überhaupt geben muss.

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