Jäger mit Herz für Tiere Franz-Josef Becker besucht mit Jagdvögeln Kinder und Erwachsene

HOLZLAR · Sobald Sakerfalke Shari seine Schwingen ausbreitet, kommen die Erstklässler der Katholischen Grundschule in Holzlar aus dem Staunen nicht mehr heraus. "Das ist so windig wie bei einem Hubschrauberstart", sagt der siebenjährige David Lucajansen. Nun ja, ganz so laut und stürmisch ist es nicht, imposant aber trotzdem.

 Fuchs Susi, den Falkner und Jäger Franz-Josef Becker als Baby bekam, lässt sich von den Kindern sogar streicheln.

Fuchs Susi, den Falkner und Jäger Franz-Josef Becker als Baby bekam, lässt sich von den Kindern sogar streicheln.

Foto: Max Malsch

Mehr als 25 Mal im Jahr besucht der Bonner Falkner Franz-Josef Becker Schulen, Kindergärten, Feste und auch Altenheime mit seinen Tieren. "Das ist wichtig, um den Menschen die heimischen und zugleich fremden Tiere näherzubringen", sagt Becker. Seit mehr als 20 Jahren macht er die Vorstellungen in der Öffentlichkeit.

In Holzlar hatte er auch Wüstenbussard Harry dabei. Während Shari gerne die Flügel schlägt, wenn er von Menschen umringt ist, nimmt Harry alles sehr gelassen. "Das sind sehr sozialverträgliche Jagdvögel, die auch in der freien Wildbahn zu mehreren unterwegs sind", erklärt Becker die Ruhe der Wüstenbussarde. Dennoch merke man bei den Tieren eine gewisse Anspannung. "Vögel mögen es nicht, wenn sie auch im Rücken umstellt sind", so der 69-jährige Rentner.

Für die Erstklässler hatte er nicht nur die beiden Jagdvögel mit, sondern auch Schleiereule Krümel, Waldohreule Alfia und die Frettchen Freddy und Susi. Besonders niedlich fand Schülerin Vanessa Kellner den kleinen Fuchs Susi. "Der ist eigentlich ein Männchen", sagt Becker. Aber als er das handgroße Fuchsbaby vorbeigebracht bekam, konnte er das Geschlecht noch nicht genau erkennen.

Und weil Susi sich an den Namen gewöhnt hat, soll er auch nicht mehr gewechselt werden. Zu Hause geht Susi mit spazieren, läuft im Garten herum oder setzt sich vor den Fernseher. "So ein Fuchs ist, wenn er mit Menschen zusammenlebt, wie ein Hund", sagt Becker. Dennoch bleibe immer ein Stück Wildnis erhalten: Susi ist sehr vorsichtig und schreckhaft.

Das Frettchenpärchen kann Becker dagegen zur Jagd mitnehmen. Um Hasen aus dem Bau zu treiben, lässt er Freddy und Susi los. Gejagt wird aber nicht mit dem Gewehr, sondern mit den Vögeln: Auf der Faust lauern sie dann, bis die Hasen aus dem Bau laufen. "Blitzschnell packen die zu", erklärt Franz-Josef Becker.

Damit die Jagdvögel dazu überhaupt in der Lage sind, muss er sie wochenlang trainieren. Im Sommer verändert er die Nahrung, um den Tieren Lust auf die Jagd für die Saison zwischen August und Februar zu machen. "Das ist eine Art Diät, die Gewicht verringert und Muskeln aufbaut."

Als Jäger und Falkner hat sich Becker aber auch die ehrenamtliche Pflege der Tiere zur Aufgabe gemacht. Petra Lehnhoff und Lebensgefährtin Rosemarie Neyer unterstützen ihn. Noch während seines Besuchs am Mittwoch in der Grundschule klingelte das Telefon: Bürger hatten die Feuerwehr wegen eines "kranken Vogels" gerufen. Weil aber auch die Wehrmänner mit dem Waldkauz nichts anfangen konnten, brauchten sie den Rat von Franz-Josef Becker.

"Ich nehme die Tiere dann mit und lasse sie von einer Tierärztin untersuchen", sagt er. So sammelte er vergangenes Jahr 170 hilflose Tiere ein, die er im Anschluss bei sich zu Hause wieder aufpäppelte. "Das ist eigentlich die aufwendigste und kostspieligste Arbeit, aber es ist meine Leidenschaft."

Auffangbecken für Tiere

Der Bonner Falkner und Jäger Franz-Josef Becker stellt seine Jagdvögel nicht nur in Schulen und Kindergärten vor, er nimmt auch verletzte Tiere auf. Sollten Bürger beispielsweise einen hilflosen Vogel finden, müssen sie nicht unbedingt die Feuerwehr rufen. Becker, der unter seiner Mobilnummer 0173/9518694 zu erreichen ist, kommt gerne in der Bonner Region vorbei.

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