Übergang von Schule in Beruf Schüler in Bad Godesberg bekommen Tipps für die Bewerbung

Bad Godesberg · Wie bewirbt man sich richtig? Im Gespräch mit möglichen Arbeitgebern bekommen Schüler des Friedrich-List-Berufskollegs viele nützliche Tipps.

Den Schnellhefter mit verknickten Seiten und Handyfoto durfte der Bewerber gleich wieder mitnehmen. „Der erste Eindruck zählt. Die Bewerbungsmappe ist quasi die Visitenkarte, die man dem Unternehmen überreicht“, sagte Karsten Kisselbach, kaufmännischer Assistent des Geschäftsführers im Bechtle IT-Systemhaus Bonn/Köln. Der IT-Dienstleister, der pro Jahr sieben bis acht Auszubildende einstellt, war eins von rund 40 Unternehmen, die sich am Mittwoch am „Speeddating“ für Schüler des Friedrich-List-Berufskollegs beteiligt haben.

Die Schule reklamiert für sich, vor zehn Jahren die erste Bonner Kontaktbörse für Unternehmen und Bewerber veranstaltet zu haben. Inzwischen haben andere das Speeddatingformat aufgegriffen, wie kürzlich Jobcenter und Arbeitsagentur Bonn/Rhein-Sieg in der Stadthalle. „Wir haben die Schüler ein Jahr lang auf diesen Tag vorbereitet und möchten sie neugierig machen auf die Arbeitswelt“, berichtete Schulleiter Hermann Hohn, der gespannt beobachtete, wie sich die rund 250 Jugendlichen präsentierten. Wie man sich vorstellt, wie man eine schriftliche Bewerbung verfasst, wie man sich über die Unternehmen informiert und ein Bewerbungsgespräch vorbereitet, wissen sie – „in der Theorie“, so Lehrerin Heike Schäfer, die das Speeddating organisiert hat. An den Bewerbungstischen sahen die Ergebnisse am Mittwoch recht unterschiedlich aus.

Nicht breitbeinig sitzen

„Das Schöne an dieser Plattform ist, dass man Bewerbern direkt Feedback geben kann“, sagte Karsten Kisselbach. Bei seinem zweiten Bewerber hatte er einen positiven Eindruck: Anzug, Hemd, geputzte Schuhe und ein freundliches Auftreten, das zum Vertrieb passen würde. In den Bewerbungsunterlagen schaut Kisselbach, ob die klassischen Fragen beantwortet sind: „Warum will ich zu diesem Unternehmen? Warum möchte ich diesen Beruf erlernen?“ Es gibt Pluspunkte, wenn Bewerber sich gut vorbereitet haben. Ob der Wunschberuf wirklich passt, kann ein Praktikum bei Bechtle zeigen, wie bei einer Kandidatin des Speeddatings vom vergangenen Jahr, die im September ihre Ausbildung als IT-Systemkauffrau beginnt.

Jens Stadtke ging motiviert in seine fünf Gespräche. Er hatte zuvor am Coaching mit Paul Reinhold Linn (siehe „Kurz gefragt“) teilgenommen. Die wichtigste Botschaft aus Sicht des Schülers war, dass man als Bewerber natürlich und authentisch wirken und eine „gewisse Zurückhaltung“ zeigen solle. Das bedeute: Nicht breitbeinig sitzen, kein ständiger Blick auf die Uhr und natürlich auch kein klingelndes Handy. Der 19-Jährige würde nach dem Fachabitur 2018 am liebsten ein duales Studium bei der Telekom beginnen.

Ein Anzug muss nicht immer sein

Nikolaus Leuwer, Leiter Innendienst bei der Emiko Handelsgesellschaft aus Meckenheim, achtet darauf, ob der Bewerber oder die Bewerberin ein ansprechender Mensch ist, „der auch ein bisschen aus sich heraus kommt“. Ein belangloses Anschreiben, das keinen Bezug zum Unternehmen hat, ist ein K.o.-Kriterium. Leuwer erwartet, dass sich die Kandidaten vorher mit dem Unternehmen beschäftigt haben.

Und das Zeugnis? „Ganz ehrlich: Noten sind nicht entscheidend“, sagte er dem GA. Ein Schüler zum Beispiel konnte seine Startschwierigkeiten am Berufskolleg erklären und stellte Verbesserungen in Aussicht. Auf einen Anzug legt Leuwer nicht unbedingt Wert, aber die Jeans sollten auch keine Löcher haben. Das Wichtigste für ihn: „Es muss passen und ehrlich rüberkommen, warum man Interesse am Unternehmen hat“, findet der Innendienstleiter. Einmal hat das schon geklappt: Die erste Auszubildende der Emiko Handelsgesellschaft, die Produkte mit Effektiven Mikroorganismen vertreibt, kommt aus dem List-Berufskolleg. Die 20-minütigen Gespräche waren für die Unternehmen gleichzeitig Gelegenheit, für sich zu werben. Auch da zählt der erste Eindruck.

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