Trockenheit und Wassermangel in Italien

Seit 1994 ist die jährliche Regenmenge kontinuierlich zurückgegangen - die Flüsse führen um 20 Prozent weniger Wasser

  Eine frisch gepflanzter Rotkohlsetzling  auf einem trockenen Feld bei Biberehren (Unterfranken). Die anhaltende Trockenheit bereitet den Bauern zunehmend Probleme.

Eine frisch gepflanzter Rotkohlsetzling auf einem trockenen Feld bei Biberehren (Unterfranken). Die anhaltende Trockenheit bereitet den Bauern zunehmend Probleme.

Foto: dpa

Rom. Rein klimatisch gesehen ist heute der 7. Juni, nicht der 25 April: 45 Tage, so der Befund italienischer Medien, ist das Klima jetzt schon dem Kalender voraus. Drei Grad wärmer ist es als sonst im April-Mittel und die Wasserstände bereits bedrohlich niedrig.

Auch in der Politik ist das Sommerthema "Trockenheit" schon jetzt angekommen - kaum ein Politiker, der nicht "Wasseraktionspläne" vorlegt.

Tatsächlich, alles wie im Sommer: Vor der römischen Engelsburg heben sich Schlammbänke aus dem langsam fließenden Tiber. Die römische Stadtverwaltung klärt mit der Aktion "Notfall Hitze" schon jetzt alte Menschen über Verhalten bei hohen Temperaturen auf. Essen, so der Rat, sollten sie sich vom Supermarkt ins Haus liefern lassen.

In den Obst- und Gemüseanbaugebieten in der Po-Ebene befürchten viele Bauern einen "Jahrtausendsommer" wie 2003. Damals verursachte er Schäden in Höhe von fünf Milliarden Euro. Umweltverbände und Zeitungen spucken eine Katastrophenzahl nach der anderen aus: Der Winter 2006/07 war der wärmste in Italien seit 1804.

Seit 1994 ist die jährliche Regenmenge kontinuierlich zurückgegangen. Die Flüsse führen um 20 Prozent weniger Wasser. Statt 550 Kubikmetern Wasser fließen derzeit in der Sekunde nur 179 Kubikmeter den Fluss Po hinunter. Schon jetzt rechnet die Landwirtschaft für 2007 mit einem Schaden von einer Milliarde Euro.

Auch die Stromkonzerne plagen Hitzesorgen: Die Klimaanlagen-Saison steht bevor, aber die Kraftwerke entlang des Po stellten in den ersten Monaten wegen des Wassermangels 20 Prozent weniger Strom her als normal.

Um einen landesweiten Stromausfall wie 2003 zu verhindern, hat der Staat Verträge mit Strom-Großkunden in der Industrie geschlossen. Gegen Entschädigungen dürfen die Stromlieferer deren Versorgung unterbrechen. Aus dem Ausland soll noch mehr Strom zugekauft werden. Auch "strukturell" soll das Wassermangel-Problem angegangen werden und natürlich gibt es eine "task force", eine Einsatzgruppe zum Thema, in der Regierung.

Am Montag versammelte sich das Kabinett, um zu beraten, ob der "Wasser-Notstand" ausgerufen werden soll und wie ein Krisenplan aussehen könnte. "Wir werden Leitlinien zum effizienten Gebrauch von Wasser herausgeben", sagte Umweltminister Pecoraro Scanio. Schon beginnt der Verteilungskampf ums knappe Gut: Soll erst die Landwirtschaft sparen, die 60 Prozent des Wassers verbraucht? Oder Verbraucher und Industrie?

Ermete Realacci, der Ausschussvorsitzende im Parlament, hat sich bereits den Ärger der Maisanbauer zugezogen, als er zu einem möglichen Verteilungsplan anmerkte: "Zwischen den Weinen des Piemont und dem Mais würde ich die Ersteren wählen." Dreht die Regierung manchen Bauern den Wasserhahn ab? Italien droht nicht nur ein trockener, sondern ein auch in solchen Fragen heißer Sommer.

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