Mitarbeiter aus 50 Nationen Gelbe Multikulti-Truppe

BONN · Mit fast 510 000 Mitarbeitern weltweit ist die Deutsche Post DHL Group einer der größten internationalen Arbeitgeber Deutschlands. Allein 211 000 Beschäftigte sind in Deutschland tätig. Es liegt in der Natur der Sache beziehungsweise in der Art der Dienstleistung, dass vor allem „einfaches“ Personal wie Paketboten, Fahrer, Zusteller, Lagerarbeiter und Hilfskräfte das Gros der Belegschaft ausmacht.

 Ein international agierender Konzern braucht eine internationale Belegschaft. Bei der Deutschen Post DHL Group kommen selbst die Trainees aus unterschiedlichen Nationen. FOTO: KAY HERSCHELMANN/DEUTSCHE POST DHL GROUP

Ein international agierender Konzern braucht eine internationale Belegschaft. Bei der Deutschen Post DHL Group kommen selbst die Trainees aus unterschiedlichen Nationen. FOTO: KAY HERSCHELMANN/DEUTSCHE POST DHL GROUP

Foto: KAY HERSCHELMANN

Aktuellen Schätzungen zufolge ist jeder vierte Beschäftigte in der Logistik- und Versandbranche dem Niedriglohnsektor zuzuordnen. Hinzu kommen zehntausende Arbeitnehmer mit befristeten Verträgen, die oft nur wenige Tage lang Gültigkeit haben. Gesetzlich ist das legitim, aber die Wochenzeitung „Die Zeit“ bezeichnet diese in einem Artikel von 2016 als ein „Heer von Tagelöhnern“. Diese Problematik betrifft natürlich auch andere Branchen mit saisonalen Auftragsspitzen, wie es vor allem die Weihnachtszeit bei der Deutschen Post ist.

Für alle gilt: Der Konkurrenzdruck ist enorm, der Anteil ausländischer Arbeitskräfte extrem hoch und die Fluktuation im Job ebenso. Aus Sicht der Beschäftigten „hangelt“ man sich einfach von einem Job zum nächsten. Verständigungsprobleme sind an der Tagesordnung, ein nachhaltiges Arbeits- oder Kundenverhältnis ist oftmals nicht in Sicht. Nun tut die Deutsche Post aber so einiges, um speziell die Integration von ausländischen Arbeitnehmern und Minderheiten zu verbessern. Und darüber hinaus sind auch über 15 000 Menschen mit Behinderung im Konzern beschäftigt.

Toleranz und Vielfalt werden gefördert

Die weltweiten Geschäfte der Deutschen Post DHL Group werden von der Bonner Zentrale aus gelenkt. Auch hier sind Mitarbeiter aus nahezu 50 Nationen im Einsatz, insgesamt über 2000. Arbeitssprache über alle Ebenen hinweg ist Englisch. Die Kantine wartet jeden Tag unter anderem mit vegetarischen und schweinefleischfreien Gerichten auf, so dass nach Möglichkeit alle etwas nach ihrem Geschmack finden. Wichtiger aber: In der Zentrale werden Konzernleitlinien entwickelt, die sich mit über einer halben Million Angestellter rund um den Globus befassen.

Dabei wird die Deutsche Post ihrer sozialen Verantwortung als multinationaler Konzern gerecht. Die Einstellungskriterien zielen allein auf die Qualifikation der Bewerber ab. Alter, Geschlecht, Religion und Herkunft der Kandidaten gelten grundsätzlich als nebensächlich und dürfen keinen Einfluss auf die Auswahlverfahren nehmen. „Alle verschieden, zusammen erfolgreich“ lautet das Motto des sogenannten Diversity Managements, das sich speziell der personellen Vielfalt im Konzern widmet und dazu beitragen soll, ausländische Arbeitnehmer optimal in die Arbeitswelt des jeweiligen Aufenthaltslandes zu integrieren.

Chance für Geflüchtete

In diesem Zusammenhang zeigt die Deutsche Post auch Engagement für Flüchtlinge. Spracherwerb und Berufsvorbereitung stehen im Mittelpunkt eines Programms, durch das über 450 geflüchteten Menschen berufliche Chancen eröffnet wurden und das für fast 300 in einer Festanstellung mündete. Für dieses Engagement ist der Konzern unter anderem mit dem CSR-Preis der Bundesregierung ausgezeichnet worden, der Unternehmen für die Übernahme sozialer Verantwortung würdigt.

Auch die sexuelle Gleichberechtigung ist ein Thema bei der Deutschen Post. Mit dem sogenannten „Rainbownet“ hat man ein eigenes internationales Netzwerk für homosexuelle, bisexuelle, transsexuelle und intersexuelle Mitarbeiter geschaffen. Der Konzern zählt ferner zu den Gründungsmitgliedern der 2014 ins Leben gerufenen „Prout at work“-Stiftung, die sich für mehr Chancengleichheit für nicht heterosexuelle Menschen in der Arbeitswelt einsetzt.

Um die Loyalität zum Unternehmen und den Teamgeist untereinander zu stärken, führt die Deutsche Post zusätzlich einmal im Jahr eine umfassende Mitarbeiterbefragung durch. Dabei darf jeder Einzelne Handlungsfelder benennen, in denen es Verbesserungspotenzial gibt. Ideen, die sich im Arbeitsalltag als hilfreich erweisen, werden über ein Prämiensystem honoriert. Darüber hinaus gibt es umfassende Trainingsangebote, die auch gering qualifizierten Arbeitskräften gute Chancen zur internen Weiterbildung ermöglichen.

Alles für alle?

Leitlinien, Prämiensysteme, Netzwerke, Umfragen, Fortbildungen − im Grunde genommen tun Deutschlands Global Player wie die Deutsche Post alles Erdenkliche, um bestmögliche Bedingungen für alle Abgestellten zu schaffen. Die Frage muss dennoch erlaubt sein, wie viel „von oben verordnete“ Personalpolitik tatsächlich an der Arbeitsbasis ankommt, insbesondere bei der von der „Zeit“ als „Tagelöhner“ bezeichneten Berufsgruppe. Nicht ohne Grund erinnert dies alles ein wenig an die reale politische Landschaft dieser Tage. Die Vorgaben stimmen, die Zahlen sind prima, den meisten geht’s gut – und dennoch klafft die soziale Schere gefühlt immer weiter auseinander.

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