Fahrbericht VW Polo - der eigentlich bessere Golf

Nur wenige Autos bieten ein so stimmiges Design, dass selbst nach vier Jahren noch jede Falte im Blech perfekt sitzt. Der Polo gehört dazu. Daher beließ Volkswagen es bei zarten Retuschen an Front und Heck, renovierte dafür aber umso mehr die Technik.

 Am Design des Polo wurde nicht viel verändert. Die größten Veränderungen sind unter der Haube zu finden.

Am Design des Polo wurde nicht viel verändert. Die größten Veränderungen sind unter der Haube zu finden.

Foto: VW

Highlights sind ein modernes Infotainment-System und neue sparsamere Motoren, darunter ein Dreizylinder-Diesel, der den Polo zum echten Dreiliterauto machen soll.

Schon bei seinem Debüt 2009 hieß es bei Volkswagen, wenn auch nur hinter vorgehaltener Hand, der Polo sei "der eigentlich bessere Golf" und hätte das Zeug, seinen großen Bruder "sogar im Absatz zu übertreffen". Grund: kompaktere Abmessungen, teils gleiche Motoren, ähnlich guter Komfort, aber einige tausend Euro günstiger. Eine attraktive Alternative - ohne Zweifel.

Allein im vergangenen Jahr entschieden sich 721.000 Kunden für den Polo. Der Golf liegt aber noch deutlich darüber. Dieses Verhältnis könnte sich in Zukunft allerdings ändern. VW hat seinem Kompaktmodell eine so umfangreiche Modellpflege spendiert, dass die Wolfsburger selbstbewusst vom "neuen" Polo sprechen.

Rechtfertigen sollen dies insbesondere die Motoren, die jetzt alle die strenge Abgasnorm Euro 6 erfüllen und bis zu 21 Prozent weniger verbrauchen sollen. Alle Aggregate sind mit Start-Stopp-System und Rekuperation (Energierückgewinnung) verfügbar, ab 66 kW/90 PS ist diese Technik sogar serienmäßig an Bord. Eine komplette Neukonstruktion stellt dabei der 1,4 Liter große Dreizylinder-Dieselmotor dar.

Er ersetzt den bisherigen 1,2-Liter-Motor mit ebenfalls drei Zylindern und den 1,6-Liter-Vierzylinder und deckt ein Leistungsspektrum von 55 kW/75 PS bis 77 kW/105 PS ab. Gegenüber dem 1.6-TDI wiegt er 30 Kilogramm weniger. Ein enormer Gewinn für die Agilität, weil weniger Last auf der Vorderachse liegt. Für eine erste Testfahrt stand die 90-PS-Version ab 17.800 Euro zur Verfügung.

Fahren im dritten Gang macht Spaß

Sie überzeugte durch sehr gute Elastizität aus niedrigen Drehzahlen und macht besonders im dritten Gang viel Spaß. Allerdings: Die relativ lange Übersetzung zwingt beim Abbiegen unter Tempo 30 stets zum Runterschalten. Angenehm ist auch der recht leise und geschmeidige Lauf. VW gönnte dem kleinen Vollaluminium-Selbstzünder eine aufwendige Lagerung sowie eine Ausgleichswelle nebst einem Zweimassenschwungrad.

Freuen kann sich der Fahrer auch an der Tankstelle. Der Normverbrauch liegt bei 3,4 Litern Diesel. Die etwas später kommende BlueMotion-Version mit 75 PS soll es gar auf 3,1 Liter bringen, was einem CO2-Ausstoß von 82 g/km entsprechen würde. Das ist fast so wenig wie ein Toyota Yaris Hybrid. Ende des Jahres will VW auch beim Benziner-Polo eine BlueMotion-Variante auf die Räder stellen. 4,1 Liter Super werden versprochen. Schaffen soll diesen Wert ein neu entwickelter Dreizylinder-Benziner mit 1,0-Liter-Hubraum und Turboaufladung. Bestwert im Segment lautet das Ziel.

Das Nachsehen dürften die Mitbewerber des Polo auch haben, wenn es um die Themen Assistenzsysteme und Infotainment geht. Einzug in den kleinen Volkswagen hielten unter anderem Abstandsradar, City-Notbremsfunktion, Müdigkeitserkennung und Multi-Kollisions-Bremse. Erstmals im kompakten Volumensegment können auch LED-Scheinwerfer bestellt werden. Sie sind allerdings erst ab Herbst lieferbar.

Umgestaltete Mittelkonsole

Auch im Innenraum hat sich einiges getan. Auffällig ist neben dem neuen Dreispeichen-Lenkrad und den neu gezeichneten Instrumenten auch die umgestaltete Mittelkonsole. Hier macht sich das gegen Aufpreis erhältliche Infotainment-Modul der zweiten Generation breit, das der Polo als erster Volkswagen überhaupt erhält. Zusätzlich bietet VW das sogenannte "MirrorLink" an. Hiermit lassen sich die Inhalte und Funktionen des Smartphones auf den Touchscreen im Armaturenbrett übertragen und können dort auch bedient werden. Auch Internet über einen WLAN-Hospot ist möglich.

Trotz all der neuen Technik und den vielen Verbesserungen bei Komfort und Sicherheit, preislich wollen die Wolfsburger auf altem Niveau bleiben. "Das Grundmodell, ein 60-PS-Benziner, startet weiterhin bei 12 450 Euro", sagt Martina Biene vom Produkt-Marketing. Vier Türen kosten wie gehabt 800 Euro Aufpreis. Ebenso beibehalten werden die Ausstattungslinien Trendline, Comfortline und Highline.

Teuerste Polo mit 110 PS

Der mit 20.350 Euro derzeit teuerste Polo ist der 81 kW/110 PS starke 1,4-Liter-Turbo-Benziner mit 7-Gang-DSG als Sondermodell "Fresh". Im Sommer wird dieses Modell allerdings preis- und leistungsmäßig vom BlueGT abgelöst - 110 kW/150 PS und Zylinderabschaltsystem inklusive. Freunde der kleinen Knallkisten, in Szenekreisen "Hot Hatches" genannt, können sich schon mal auf einen heißen Herbst einstellen. Dann will VW den neuen Polo GTI an den Start schicken, aus dessen Motor 141 kW/192 PS herausgekitzelt werden.

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