Fahrbericht Opel Adam: An dem Kleinwagen gibt es nur wenig zu mäkeln

Kleinwagen bilden ein wichtiges Segment in der bundesdeutschen Zulassungsstatistik. Bis Oktober kamen 408 100 dieser Mini-Fahrzeuge neu auf die Straßen. Das entspricht 16,4 Prozent der Gesamtzulassungen. Die Anbieter setzen auf zwei Rezepte. Einmal auf möglichst preiswerte minimalistische Mobile oder aber auf Style und Qualität. Mit dem Adam beschreitet Opel letzteren Weg. Und das ist gut so.

 Der Adam meistert agil und platzsparend den Stadtverkehr, ist aber auch langstreckentauglich.

Der Adam meistert agil und platzsparend den Stadtverkehr, ist aber auch langstreckentauglich.

Foto: Opel

Am 22. September 2012 präsentierte Opel offiziell den Adam als stylischen Kleinwagen unterhalb des Corsa. Die 3,70 Meter lange Steilhecklimousine trägt den Namen des Firmengründers, der das Unternehmen exakt 150 Jahre zuvor ins Leben gerufen hatte. Seit Anfang des Jahres haben sich bereits 18 302 Kunden für den Kleinen entschieden, den Opel derzeit mit drei Benzinmotoren und einem Aggregat für Flüssiggas anbietet. Die Leistung liegt bei 51 kW/70 PS, 64 kW/87 PS und 74 kW/100 PS. Für die Kraftübertragung sorgt grundsätzlich ein Fünfgang-Schaltgetriebe.

Neben vier Ausstattungsstufen lockt der Hersteller etwas bemüht eine eher virtuelle jugendliche Zielgruppe mit zahllosen Möglichkeiten zur Individualisierung. Dazu zählen knallige Farben und dicke Räder ebenso wie zusätzliche Pakete für Design oder Funktion, bis hin zu einem Dachhimmel, dem Dutzende von LED-Lämpchen das Flair eines Sternenhimmels verleihen. Das hat seinen Preis. Unter 11 500 Euro geht beim Adam nichts.

Mit mittlerer Motorisierung (64 kW/87 PS) und Topausstattung "Slam" sowie Start-Stopp-Automatik sind bereits 15 495 Euro fällig. Auf den ersten Blick ist das ein ordentlicher Schluck aus der Pulle. Doch dafür tritt ein gut ausgestattetes Auto an. Tempomat, Bordcomputer, Klimaautomatik oder Soundsystem mit Freisprecheinrichtung sind unter anderem ebenso serienmäßig an Bord wie LED-Tagfahrlicht, Lederlenkrad oder 17-Zoll-Räder aus Leichtmetall.

Zweifarbig mit beispielsweise roter Karosserie und schwarzem Dach lackiert, entsteht ein echter Hingucker, der allerdings weitere 1250 Euro erfordert. In diesem Paket sind zudem dicke 18-Zöller in Schwarz enthalten. Der Adam geriet formal eigenständig und huldigt keinem schwerfälligen Retrolook. Der Innenraum macht gleich aus mehreren Aspekten Spaß. Das Design ist ansprechend, die Materialien hochwertig, und die Verarbeitung kann ohne Wenn und Aber mit dem Attribut "Premium" werben. Da muss der Adam keinen Vergleich mit einem Audi A1 scheuen. An der Funktionalität gibt es ebenso wenig zu kritteln.

Dem Jugendwahn ist das "Radio IntelliLink" für 300 Euro geschuldet. Ohne Smartphone gibt es beispielsweise keine Navigation. Freisprech-Funktionen sind sogar ausdrücklich nur mit einschlägigen Produkten von Apple möglich. Das Heischen des Herstellers mit viel Schischi und Tand um nebulöse Zielgruppen birgt die Gefahr, dass der Adam in Richtung eines automobilen Spielzeugs rückt, was er nicht verdient. Denn in der täglichen Fahrpraxis erweist er sich als praktisches Auto, das agil und platzsparend den Stadtverkehr ebenso souverän meistert wie die lange Strecke.

Der 1,4-Liter-Benziner agiert leise und drehfreudig. Mit 12,5 Sekunden für den Spurt aus dem Stand auf Tempo 100 tritt der Adam flott an und ist mit maximal 176 km/h richtig zügig unterwegs. Fahrer und Beifahrer sitzen gut. Die Einstellungsmöglichkeiten für den Fahrerplatz könnten auch in höheren Segmenten mithalten. Erstaunlich hoch fällt der Fahrkomfort aus, den die Entwickler bei Opel trotz des überschaubaren Radstands von 2,31 Metern realisieren konnten. Selbst die mächtigen 18-Zöller trüben diesen positiven Eindruck nicht.

Naturgemäß können die Fondplätze Erwachsene nur im Kurzstreckenbetrieb befriedigend befördern, und bei 170 Litern Gepäckraumvolumen erweist sich der Mulchballen aus dem Gartencenter nicht als das ideale Transportgut. Bei umgeklappten Fondlehnen schluckt der Adam jedoch maximal 663 Liter, und damit ist die große Ferienreise kein unerfüllbarer Wunsch.

Zwei Wochen mit dem Adam lassen nur zwei Wünsche offen. Einmal einen modernen kleinen Diesel, der den Praxisverbrauch von 6,9 Litern Benzin auf 100 Kilometern deutlich drücken könnte. Oder wenigstens ein Schaltgetriebe mit sechs Gangstufen, das die Drehzahl auf Strecke spürbar senkt. Aber das hat Opel schon verstanden. Neu entwickelte Schaltboxen und zusätzliche Motoren stehen im Jahr 2014 für den Adam auf dem Programm. Klein aber fein überzeugt der Adam bereits jetzt. Wer nicht wirklich auf das Transportangebot eines größeren Autos angewiesen ist, ist mit dem kleinsten Opel bestens motorisiert.

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