Umbau mit Tiefenwirkung - Tipps zu Fahrwerksänderungen

Roßbach/Wied · Schneller wird man damit nur selten - manchmal sogar langsamer. Doch für viele Autofahrer reicht es schon, wenn das eigene Auto etwas sportlicher aussieht.

 Wie tief ist zu tief? Konkrete Grenzen hat der Gesetzgeber zwar nicht festgelegt, doch eine Abnahme des neuen Fahrwerks ist Pflicht. Foto: KW automotive GmbH

Wie tief ist zu tief? Konkrete Grenzen hat der Gesetzgeber zwar nicht festgelegt, doch eine Abnahme des neuen Fahrwerks ist Pflicht. Foto: KW automotive GmbH

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Breitere Reifen und ein tiefer gelegtes Fahrwerk verhelfen selbst Familienkutschen zu einer Spur mehr Dynamik. Doch wenn die Bodenfreiheit zu sehr leidet, wird es kritisch.

Wer sein Auto tieferlegen möchte, hat zwei Möglichkeiten: Den Austausch der Fahrwerksfedern oder ein Komplettfahrwerk, bestehend aus Dämpfern und Federn. "Das Tieferlegen mittels Fahrwerksfedern simuliert quasi einen Beladungszustand des Fahrzeugs. Die Federkennung ist gegenüber der Serie verändert, wodurch das Fahrzeug eine straffere Auslegung bekommt", erklärt Harald Schmidtke vom Verband der Automobil Tuner (VDAT).

Sind die neuen Federn gut auf die Dämpfer abgestimmt, kann sich das Fahrverhalten dadurch verbessern. "Auf der anderen Seite können extreme Tieferlegungen in Verbindung mit falschen Dämpfern und extremen Niederquerschnittsreifen zur Verschlechterung des Fahrverhaltens führen und die Traktion mindern", warnt Jürgen Wolz, Technischer Leiter beim TÜV Süd.

Wer es ernst meint mit dem Tieferlegen, wählt daher zumeist die Variante zwei und baut gleich ein komplett anderes Fahrwerk mit aufeinander abgestimmten Dämpfern und Federn ein. Das können verstellbare Gewindefahrwerke sein oder sogar adaptive Fahrwerke, die sich selbständig regulieren. "Gewindefahrwerke sind die aktuellen Marktführer bei Komplettfahrwerken", erklärt Schmidtke. "Die Tieferlegung kann hier individuell eingestellt werden, wobei die im Gutachten vorgegebene, geprüfte Tieferlegung zu beachten ist."

Bei adaptiven Fahrwerken sorgt eine Elektronik dafür, dass das Fahrwerk optimal angepasst wird. Hierbei gehe es nicht nur um Sportlichkeit, es könne auch der Komfort im Vordergrund stehen.

Wird das Fahrwerk verändert, ist der Besuch bei einer Prüforganisation Pflicht. Sowohl Tieferlegungsfedern als auch Komplettfahrwerke müssen Teilegutachten oder eine ABE besitzen, erläutert Schmidtke. "Nach dem Einbau ist in jedem Fall die Abnahme beim TÜV erforderlich", ergänzt Wolz.

Nicht ganz so eindeutig verhält es sich mit der Mindestbodenfreiheit. Vorgeschrieben ist lediglich, dass im verkehrsüblichen Betrieb weder das Fahrzeug noch Verkehrseinrichtungen beschädigt werden dürfen. "Unter Berücksichtigung der Rahmenbedingungen ergibt sich in der Praxis aus den Vorschriften eine Mindestbodenfreiheit von acht bis zehn Zentimetern", so Schmidtke.

Der Eingriff lässt sich nach Meinung von Joseph Schloßmacher von Audi auch am Spritverbrauch ablesen: "Grundsätzlich profitiert der Kraftstoffverbrauch von der besseren Aerodynamik, die mit einer reduzierten Trimmlage einhergeht."

Einig sind sich die Experten darin, dass Veränderungen am Fahrwerk nichts für Freizeitschrauber sind. "Da es sich um wesentliche Bauteile eines Fahrzeuges handelt und die Fahrsicherheit betroffen ist, sollte man den Einbau einer Fachwerkstatt überlassen", rät Wolz.

Der Preis für eine Tieferlegung beginnt bei rund 500 Euro für neue Federn inklusive Montage und Vermessung. Am anderen Ende der Skala können für ein elektronisch gesteuertes Fahrwerk mit entsprechender Verkabelung auch bis zu 3200 Euro berechnet werden.

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