GA-Serie "Rheinische Landpartie" Wanderung zur majestätischen Burg Eltz

Wierschem · Die "Rheinische Landpartie führt ins Elzbachtal. Von der Mosel geht es wandernd entlang des kleinen Elzbachs zu einer der malerischen Burgen Deutschlands - zur Burg Eltz.

 In der Vorburg von Burg Eltz gibt es Flammkuchen und Wildbraten.

In der Vorburg von Burg Eltz gibt es Flammkuchen und Wildbraten.

Foto: Sabrina Bauer

Der Blick zierte bis in die 1990er Jahre hinein die Rückseite des 500-Mark-Scheins: Majestätisch erhebt sich die Burg Eltz auf einem 70 Meter hohen Felsen aus dem Elzbachtal empor. Zu drei Seiten umfließt die "Elz" die Anlage und hat ihr auch den Namen gegeben - nur die Schreibweisen haben sich über die Jahrhunderte geändert. Die strategisch günstige Lage machte die Burg zu einer uneinnehmbaren Festung auf dem Handelsweg zwischen Eifel und Mosel.

An der Mosel beginnt auch der Ausflug durch das idyllische Elzbachtal. Startpunkt der Wanderung ist der Bahnhof in der Ortschaft Moselkern - dem Tor zur Burg Eltz, wie sich der Ort mit rund 630 Einwohnern gern bezeichnet. Bereits der Bahnhof lohnt einen genaueren Blick. Das Jugendstilgebäude mit der kleinen Empfangshalle wurde 1912 erbaut. Holzschnitzereien am Nebengebäude deuten auf die lange Tradition der Moselregion als Weinbaugebiet hin.

Vorbei an Fachwerkhäusern und Weinreben geht es durch den Ortskern entlang der Elz. Am Wegesrand sticht ein altes Industriegelände ins Auge. Bis zum Zweiten Weltkrieg befand sich hier eine Decken- und Flanellfabrik, später zog eine Wollfabrik ein. Seit 1993 steht das Areal nach einem Hochwasserschaden allerdings leer. Mit Musik- und Kulturveranstaltungen versucht ein Förderverein seit einigen Jahren das Industriedenkmal vor dem Verfall zu retten und neu zu beleben.

Burg Eltz
13 Bilder

Burg Eltz

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Auf dem weiteren Weg durch die Ortschaft preist ein Blechschild selbst gemachte Marmeladensorten an. In dem kleinen Lädchen mit der leuchtend roten Markise - "Dagmars Marmeladenladen" - können sich Wanderer mit Zitronenmarmelade oder Holunderblütenlikör für ein späteres Picknick an den Ufern der Elz eindecken. Am Ortsausgang markiert der Landgasthof Ringelsteiner Mühle den Start des Wanderwegs durch das Elzbachtal.

Von hier aus schlängelt sich die Strecke mit einigen Steigungen oberhalb des Wasserlaufs durch den Wald. Nach einer halben Stunde Fußmarsch geben die Bäume plötzlich den Blick auf die Burganlage frei. Über eine schmale Steinbrücke überquert man den Elzbach und erklimmt die Steinstufen bis zur breiten Brücke. Türme unterschiedlicher Form und Größe schachteln sich ineinander, aus den massiven Festungsmauern ragen Rot-Weiß bemalte Erker heraus.

Der verwinkelte Aufbau der Burg deutet auf ihre bewegte Entstehungsgeschichte hin: Seit mehr als 850 Jahren befindet sich die Burg im Besitz der Familie von Eltz. Im 13. Jahrhundert trennte sich die Familie in drei Stämme auf, die fortan jeweils ihren eigenen Bereich der Burg erweiterten und bewohnten, bis 1815 die Linie Eltz-Kempenich zum alleinigen Besitzer der Burg wurde. Die Häuser Rübenach und Rodendorf können heute mit ihrer Originaleinrichtung besichtigt werden, während in dem modernisierten Kempenicher Haus die Kastellane Angelika Nelius und Stefan Ritzenhofen leben.

Über Pflastersteine führt der Weg hinauf in den Burghof. Im Innenhof der Anlage, die zum ersten Mal im 12. Jahrhundert namentlich erwähnt wurde, warten die Besucher staunend auf den Beginn der geführten Rundgänge durch die Innenräume. Jährlich besichtigen rund 190 000 Touristen die Burg Eltz. Die Ritterburg ist auch für ausländische Gäste ein beliebtes Ausflugsziel.

Vor allem aus den USA, aber auch aus Italien, Spanien, Großbritannien, Brasilien und Russland kommen die Besucher. Je nach Bedarf werden daher auch englischsprachige Touren angeboten. Als beste Besichtigungszeiten empfiehlt Nelius den Sonntagmorgen oder den Nachmittag ab 15 Uhr. "Dann kann es auch mal sein, dass man nur mit zwei Personen durch die Burg geführt wird", so die Kastellanin.

Die Zeitreise in das Leben von vor 800 Jahren beginnt in der Waffenkammer. Die Wände sind übersät mit Lanzen und Feuerwaffen aus dem 14. bis 17. Jahrhundert. Eine Waffe vereint Elemente von Axt, Lanze und Speer. Wer von so einer Pike getroffen wurde, war pikiert - der Ursprung für die heutige Redewendung.

Über schmale Wendeltreppen, vorbei an prunkvollen flämischen Wandteppichen und schweren Ritterrüstungen, zeigt die Führung vor allem den Komfort, den die Bewohner von Burg Eltz durch die Jahrhunderte hier genossen haben. Die Hälfte der 80 Zimmer war dank Kaminöfen beheizbar, in jedem vierten Raum befand sich zudem eine Toilettenanlage, die mit Regenwasser durchgespült wurde. Im Kinderzimmer steht ein Bett aus dem Jahre 1525 - es ist das letzte in Deutschland erhaltene Bett aus der Renaissancezeit mit einer Bemalung.

Die Zeitreise endet in der großen Küche mit der Erklärung für die Redensart "ins Fettnäpfchen treten". Die Schatzkammer in den Kellergewölben können die Besucher im Anschluss eigenständig erkunden. Hier lagern Trinkgefäße und Besteck, aber auch Schmuck und Waffen aus mehr als acht Jahrhunderten Familiengeschichte.

"Hoch, mächtig, verblüffend, finster. So etwas habe ich noch nicht gesehen", schrieb der französische Schriftsteller Victor Hugo 1863 über die Burg. Auch wenn der Blick auf die imposante Burganlage heute nicht mehr auf einem Geldschein prangt, bleibt das Bild von der Festung mitten in dem grünen Elzbachtal in Erinnerung.

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