Halbzeit-Bilanz der Baskets Nicht alles, aber vieles gut gemacht

Müsste man den Telekom Baskets Bonn nach der Hinrunde in der Basketball-Bundesliga eine Beurteilung schreiben, könnte es im Fazit lauten: Nicht alles, aber vieles gut gemacht.

 Eines der Bilder der Hinrunde: Die Bonner Spieler (von links: Tony Vroblicky, Angelo Caloiaro, Andrej Mangold, Mickey McConnell, Geno Lawrence und rechts am Bildrand Steve Wachalski) bejubeln ihren Comeback-Sieg im Eurocup gegen Paris Levallois. Während der gesamten Partie hatten sie zurückgelegen und in den letzten 30 Sekunden die Partie doch noch gedreht.

Eines der Bilder der Hinrunde: Die Bonner Spieler (von links: Tony Vroblicky, Angelo Caloiaro, Andrej Mangold, Mickey McConnell, Geno Lawrence und rechts am Bildrand Steve Wachalski) bejubeln ihren Comeback-Sieg im Eurocup gegen Paris Levallois. Während der gesamten Partie hatten sie zurückgelegen und in den letzten 30 Sekunden die Partie doch noch gedreht.

Foto: Jörn Wolter / wolterfoto.de

Sechs Spieler gehalten, vier neue Spieler geholt und ein Team geformt: Der Club ist im Bezug auf das Kernziel "Playoffs" auf Kurs. Mit Platz sechs nach 17 Spielen haben die Baskets auf dem selben Rang abgeschnitten wie vor einem Jahr, diesmal aber mit mehr Abstand nach unten.

Dass man aber eben nicht alles gut gemacht hat, drückt Sportmanager Michael Wichterich in seiner Bewertung aus: "Wir sind verhalten zufrieden, wenn man auf den sportlichen Erfolg schaut." Drei Ziele hatten die Baskets vor der Saison: Play-off-Runde erreichen, ins Top-Four des BBL-Pokals einziehen und die nächste Runde im Eurocup erreichen. Wichterich: "Letzteres haben wir nicht geschafft. Aber bei zwei von drei Zielen sind wir noch gut im Rennen."

Gerne hätten sich die Bonner auch den einen oder anderen Ausreißer in der Bilanz von sieben Niederlagen bei zehn Siegen erspart. Sowohl in Frankfurt (71:84) als auch im Heimspiel gegen Hagen (80:92) lieferte die Mannschaft von Trainer Mathias Fischer enttäuschende Leistungen ab. "Man muss da aber differenzieren. In Frankfurt haben wir zu Saisonbeginn gespielt und hatten uns noch nicht richtig gefunden. Mit so einer Niederlage kann man dann besser leben als mit einer wie gegen Hagen. Die war enttäuschender", sagt Wichterich. Einen Spieltag zuvor hatten die Baskets noch einen starken Auftritt in München hingelegt (107:112) und wurden dann kalt erwischt.

Was nichts daran ändert, dass die Bonner über die Entwicklung froh sind und es auch sein dürfen. Die Leistungskurve zeigt nach holprigem Start nach oben. Mit 87 erzielten Punkten im Schnitt sind die "Fisherman's friends" die drittbeste Angriffsmannschaft in der Liga und damit auch die Freunde der Fans. Die honorieren zudem den exzellenten Team-Basketball. 19,2 Assists pro Spiel machen ihre Mannschaft zum Vize-Herbstmeister in dieser Kategorie - hinter München. "Wir haben uns als Team gefunden, sowohl sportlich als auch von den Charakteren her - und einen guten Rhythmus entwickelt. Dass wir keinen Spieler beim Allstar Game hatten, ist ein Qualitätsmerkmal. Bei uns ist die Last auf viele Schultern verteilt", stellt Wichterich fest.

Auch das belegen Zahlen. Kein Spieler kommt auf mehr als 26 Einsatzminuten. Es gab acht verschiedene Topscorer und sechs Spieler, die mindestens einmal mehr als 20 Punkte in einem Spiel erzielten. In den vergangenen Wochen blieb in aller Regel nur einer von bis zu zwölf eingesetzten Spielern auf dem Statistikbogen ohne zählbaren Erfolg. Wichterich: "Wenn das Gros der Mannschaft eine normale Leistung abruft und zwei bis drei Spieler einen sehr guten Tag erwischen, sind wir für den Gegner sehr schwer auszurechnen."

Dass Baustellen bleiben, stellt auch Fischer im Interview fest. Rebound und Freiwurf nennt er, in der Defensive ist auch noch Luft nach oben. Da rangieren die Baskets mit im Schnitt 82 zugelassenen Punkten auf Platz elf. Im Großen und Ganzen darf Fischer aber einigermaßen entspannt auf die Hinrunde zurückblicken - und auch auf seine personellen Entscheidungen. Drei der vier neuen Spieler haben eingeschlagen. Tadas Klimavicius ist der erhoffte starke Center, Mickey McConnell eine starke Ergänzung zu Spielmacher Eugene Lawrence und Dirk Mädrich inzwischen eine starke Center-Alternative. Von Angelo Caloiaro, auch wenn Fischer das öffentlich so nicht sagt, muss man noch deutlich mehr erwarten.

Bei der Konkurrenz hatten nicht nur die Bonner vor allem von einem Club mehr erwartet. "Wie die Artland Dragons in den letzten Wochen aufgetreten sind, hat mich wirklich überrascht. Davon haben wir profitiert", sagt Wichterich. Die individuell hervorragend besetzten Norddeutschen sind auf Platz sieben zurückgefallen. Wichterich warnt: "Da wird sicher an einigen Stellschrauben gedreht werden."

Gleich wieder den Rhythmus aufnehmen ist die Devise der Baskets für den Jahres-Heimauftakt gegen Crailsheim (Sonntag, 17 Uhr). Wenn man in Bonn nicht alles, aber weiterhin vieles richtig macht, stehen die Chancen gut, die angestrebten Ziele zu erreichen.

Das Qualifikationsspiel zum Top-Four-Turnier im BBL-Pokal gegen Göttingen findet am 24. Februar (20 Uhr, Telekom Dome) statt.

Baskets nach Noten

Mickey McConnell ist im Vergleich zur Vorsaison ein deutliches Upgrade als Backup-Pointguard. Der US-Amerikaner ist mit überdurchschnittlicher Spielintelligenz ausgestattet, verteilt kluge Assists, zieht zum Korb, wenn es Erfolg verspricht - und das schätzt er meist richtig ein. Kommt er für Geno Lawrence gibt es nie einen Bruch im Spiel. Die beiden Spielmacher ergänzen sich blendend - vielleicht das beste Duo der Liga. (4 von 5 möglichen Bällen)

Dirk Mädrich hatte mit Startschwierigkeiten zu kämpfen. Gerade in Bonn hatte man den Neuzugang aus Vechta als gefährlichen Dreierschützen in Erinnerung. Bei Rasta war er der Star des Teams, bei den Baskets wollte er "den nächsten Schritt in der Karriere" tun. Aber an die geänderte Aufgabenstellung musste er sich gewöhnen. Inzwischen nähert er sich alter Form - ein bisschen Luft nach oben hat er aber immer noch. (3,5 von 5 möglichen Bällen)

Benas Veikalas ist ebenfalls noch nicht ganz da angekommen, wo ihn die Bonner Fans gerne sehen: an der Dreierlinie. Zu Saisonbeginn plagte ihn eine Verletzung an der Wurfhand, seitdem ist der kleine an den Ringfinger getaped. Aber der unermüdliche Arbeiter hat sich aus seinem Loch herausgegraben. Derzeit ist der Litauer ohnehin dauer-euphorisch: Er wird im April Vater. Noch mehr Euphorie - rechtzeitig zu den Playoffs. (3,5 von 5 möglichen Bällen)

Ryan Brooks gehört sicher zu den besten Nicht-Startern der BBL und ist mit der Energie, die er von der Bank bringt, ein wichtiger Faktor für das Baskets-Spiel. Hat selten einen gebrauchten Tag, sondern funktioniert im Prinzip zuverlässig wie ein Schweizer Uhrwerk. Das Bonner Publikum liebt ihn besonders für die schönsten Höhenflüge der Liga: Brooks' Alley-oops gehören zu den Highlights in den Spielen der Telekom Baskets.(4,5 von 5 möglichen Bällen)

Andrej Mangold mag weniger in den Statistiken auftauchen als andere - seine Gegner dürften ihn dennoch in bleibender Erinnerung behalten. Defense ist seine Hauptaufgabe. Und die erfüllt er. Lästig wie Kaugummi klebt er an den zentralen Spielern der Gegner. Dass er nebenbei noch einen recht zuverlässigen Dreier zu bieten hat, vermag manchen Gegner zu überraschen, gehört aber zum festen Offensiv-Repertoire der Baskets.(3,5 von 5 möglichen Bällen)

Angelo Caloiaro ist so ein bisschen das Sorgenkind der Bonner. Mit reichlich Vorschusslorbeer und dem Etikett "effektivster Spieler der Liga" vom MBC gekommen, wartet man in Bonn noch auf die Zündung des Krachers. Oberflächlich betrachtet. Denn bei einem genaueren Blick in die Statistik ist es doch häufig so, dass er ansehnliche Zahlen auflegt - und man sich wundern muss, wo diese hergekommen sind. Unauffällig geht's auch. (3 von 5 möglichen Bällen)

Geno Lawrence hält die magenta-farbenen Fäden in der Hand. Mit Erfahrung und Übersicht. Er ist der Denker und Lenker im Bonner Spiel, er gibt seinem Team, was es braucht: Assists oder Punkte - oder beides. Wichtige Dreier in der Crunchtime? Kein Problem! Lawrence hat auch in der Hinrunde wieder bewiesen, dass er kein Ersatzmann für Jared Jordan, sondern ein Glücksgriff der Baskets-Verantwortlichen war. (4,5 von 5 möglichen Bällen)

Tadas Klimavicius muss man ebenfalls als Glücksgriff bezeichnen. Trotz Verletzung zu Saisonbeginn hat sich der Litauer schnell zurechtgefunden. Nicht der längste Center der Liga, aber mit seiner Erfahrung und Spielintelligenz macht er das allemal wett. Ist er am Brett gefährlich, haben die Dreierschützen außen mehr Platz. Damit steht und fällt die Taktik. Er ist in der Lage, die anderen mitzureißen, wenn's nicht so gut läuft. (5 von 5 möglichen Bällen)

Florian Koch braucht Zeit. Das ist sein Problem. Zeit, sich zu entwickeln. Aber auch Zeit, sich zu zeigen. Der Trainer sagt, er sei ein Trainingsweltmeister - im positiven Sinne. Man wünscht ihm, dass er in der Rückrunde auch in den Spielen mehr von seinem Können aufs Feld bringt. Selbstbewusst und ohne Hektik. Die gesteigerte Spielzeit ist schon ein positiver Ansatz, aber es bedarf weiter der Geduld. Besonders seiner eigenen. (2,5 von 5 möglichen Bällen)

Steve Wachalski ist der Spieler im Baskets-Kader, der im Vergleich zur Vorsaison den größten Schritt vorwärts gemacht hat. Der stille Flügelspieler machte gegen die TBB Trier sein bestes Spiel im Baskets-Trikot. Wer da allerdings erst bemerkte, dass Wachalski ein sicherer Distanzschütze ist, kann vorher nicht genau hingesehen haben. Die acht Dreier bei zehn Versuchen machten ihm zum GA-Sportler des Monats November. (3,5 von 5 möglichen Bällen)

Statistik mit Ball

Höchster Sieg: 99:77 im BBL-Heimspiel gegen die Artland Dragons Quakenbrück. Höchste Niederlage: 48:76 im Eurocup bei Straßburg IG.

Meiste Punkte: 28 - von Tadas Klimavicius beim 92:71 gegen die Löwen Braunschweig. Meiste Dreier: Acht (von zehn Versuchen) - Steve Wachalski im Spiel gegen die TBB Trier, das 88:71 endete.

Siege in Serie: Einmal hatten die Bonner wettbewerbsübergreifend einen 6:0-Lauf und einmal einen 5:0-Lauf, aber es ging auch schon anders herum: 0:5 Niederlagen in Serie.

Topscorer: Acht verschiedene Baskets-Spieler zeichneten sich als beste Werfer einer Partie aus (McConnell, Mädrich, Veikalas, Brooks, Caloiaro, Lawrence, Klimavicius, Wachalski). Sechs Spieler machten bereits 20 oder mehr Punkte in einem Spiel (McConnell, Veikalas, Brooks, Caloiaro, Klimavicius, Wachalski).

Zwei Drittel aller Feldkörbe (66 % oder 19,2 pro Spiel) werden durch einen Pass vorbereitet (Bester: Lawrence mit 5,6 Assists pro Spiel, McConnell 4,6). Lawrence war im Eurocup der einzige Spieler überhaupt, der in vier Spielen eine zweistellige Assistzahl erzielte.

Wenn die Baskets das Rebound-Duell für sich entschieden oder ausgeglichen gestalteten, gewannen sie die Partie (6:0), verloren sie das Rebound-Duell sah es anders aus (4:7).

Wettbewerbsübergreifend wurde ein Drittel der Baskets-Partien mit einer Differenz von fünf oder weniger Punkten entschieden (sechs gewonnen, drei verloren).Vier Spiele gingen in die Verlängerung, eines (beim Mitteldeutschen BC) gleich doppelt; es war allerdings das einzige, das die Baskets letztlich gewannen. In Oldenburg, Paris und München unterlag das Fischer-Team in der Overtime.

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