"Fall Blakely" Kein Dopingfall - Baskets-Chef Wiedlich verteidigt Bonner Vorgehen

BONN · Der "Fall Blakely" ist kein Dopingfall und nach Meinung von Jan Pommer, dem Geschäftsführer der Basketball-Bundesliga (BBL), sogar "viel Lärm um Nichts". Am Freitag veröffentlichte die Nationale Anti Doping Agentur (NADA), dass "alle Proben der Zielkontrollen, die die NADA am 26. Januar 2013 im Rahmen von Wettkämpfen im Basketball nahm", negativ ausgefallen sind.

Zu den Kontrollierten zählte der in Bonn aussortierte, anschließend aber von Ludwigsburg verpflichtete US-Profi Marqus Blakely, der am 26. Januar sein letztes Bundesliga-Spiel für die Neckar Riesen bei deren Auswärtssieg in Tübingen bestritten hatte.

Betroffenheit in Bonn, Erleichterung in Ludwigsburg, Gelassenheit in Köln - dieser Stimmungs-Dreiklang herrschte am Freitag an den Handlungsorten des Basketball-Krimis. Betroffenheit in Bonn, weil die "saubere" Entscheidung, den beim Medizin-Check mit einem Befund der im Wettkampf verbotenen Substanz Tetrahydrocannabinol (THC) aufgefallenen Spieler nicht zu verpflichten, nach dem von der NADA besiegelten "Freispruch" in den Hintergrund zu geraten droht.

Erleichterung in Ludwigsburg, "weil in den letzten Tagen so einiges auf uns eingeprasselt ist und wir froh sind, dass nichts an der Sache dran ist", so Björn-Lars Blank, Pressesprecher der Neckar Riesen. Und Gelassenheit in Köln, wo BBL-Chef Pommer dem GA sagte: "Ich hätte auch ein positives Ergebnis professionell aufgenommen."

Pommer fand jedoch heftige Worte der Kritik am Verhalten des Bonner Mediziners Peter-Martin Klassen. "Bestürzt hat mich die Pflichtvergessenheit des Mannschaftsarztes", sagte der Jurist: "Er hat offenbar geschützte Informationen, entgegen seiner ärztlichen Schweigepflicht, mehrfach an die Medien weitergegeben. Das ist rechtswidrig." Der General-Anzeiger berichtete in seiner Ausgabe vom 5. Februar über den "Fall Blakely". Der US-Amerikaner war wenige Tage nach der gezielten Dopingkontrolle urplötzlich "aus familiären Gründen" abgereist.

Der positive THC-Befund hatte Ende Dezember in Bonn dazu geführt, dass die Telekom Baskets ihren Wunschkandidaten nicht verpflichteten. Blakelys Manager Sam Porter ließ sich dadurch nicht davon abbringen, seinen Klienten nur wenige Tage später anderen Bundesligisten anzubieten. Ludwigsburg griff zu. Beim dortigen Einstellungstest war Blakely nach Angaben des Clubs THC-negativ. Nach Pommers Worten wird die BBL aus dem "Fall Blakely" Lehren ziehen. Man werde die Ereignisse der letzten Tage zum Anlass nehmen, die Vereinheitlichung der Medizin-Checks bei den Clubs voranzutreiben.

Seit jenen letzten Tagen des Jahres 2012 befanden sich die Baskets nach GA-Informationen in der Zwickmühle zwischen dem Ligainteresse, aus Imagegründen eine PR-taugliche Begründung für das Wegschicken von Blakely zu finden, und der von Hauptsponsor Telekom präferierten Strategie, "Klartext" zu sprechen. Die Baskets folgten zunächst dem Ligainteresse, später aber dem Wunsch des Sponsors nach Transparenz.

Baskets-Präsident Wolfgang Wiedlich verteidigte am Freitag das Vorgehen seines Clubs. "Der negative Nada-Test steht in keinerlei Widerspruch zu dem, was wir öffentlich gesagt haben. Kein Vertreter unseres Clubs hat je behauptet, dass der Spieler in einem Wettkampf gedopt war", sagte Wiedlich. Vielmehr hätten Baskets-Vertreter auf Fragen von Medien "ohnehin bereits öffentliche Berichte über Testergebnisse kommentieren müssen, um einerseits weitere Spekulationen zu begrenzen und andererseits die Baskets vor Vertuschungsvorwürfen zu schützen".

Die NADA wies darauf hin, dass negative Ergebnisse von Dopingkontrollen in der Regel nicht veröffentlicht werden. Aufgrund der Medienberichte sei es aber in diesem Fall notwendig, die Ergebnisse zu publizieren. Die Proben seien im WADA-akkreditierten Labor mit standardisierten Testverfahren analysiert worden. Die NADA betont, dass für sie - wie auch für die Welt Anti-Doping-Agentur (WADA) - ausschließlich Tests relevant sind, die in WADA-akkreditierten Laboren ausgewertet werden.

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