Allstar Day 2014 Chris Ensminger - Ein Spieler, der die Liga 14 Jahre prägte

BONN · Heiko Schaffartzik warf einen katastrophalen Pass in Richtung Kabinengang. Was war bloß in ihn gefahren? Nicht Allstar-würdig, hätte man sagen können. Doch was niemand im Publikum wusste: Das Manöver war abgesprochen. Denn dort, wo das Leder hinflog, wartete ein BBL-Denkmal auf seinen Einsatz.

Alle Augen waren auf die Ecke gerichtet, aus der Jared Jordan den Ball holte. Er kam zurück aufs Feld und direkt hinter ihm: Chris Ensminger, der 14 Jahre in der Bundesliga spielte, davon die letzten vier Jahre bei den Telekom Baskets. "Ense" trug die Farben des Teams International, und während Teams und Zuschauer immer noch im Stehen applaudierten, warf er den Ball ein - zu seinem Freund Jared Jordan, so, wie er es früher getan hatte.

[kein Linktext vorhanden] In der nächsten Auszeit klatschten sie ihn alle ab, egal ob Berliner, Oldenburger, Münchner oder Quakenbrücker - und der Hüne strahlte. Bis zur Pause stand der 40-jährige Routinier noch einmal auf den Brettern, die sein Leben als Basketballer geprägt haben. Bei der Ehrung durch den BBL-Geschäftsführer musste der Riese dann doch schlucken. "Das ist für mich ein extrem emotionaler Moment", gab er unter dem tosenden Applaus der wieder ausnahmslos stehenden Zuschauer zu, "dass ich hier in Bonn, wo ich vier Jahre gespielt habe, noch einmal ein paar Minuten spielen durfte."

Er wandte sich auf Deutsch ans Publikum, obwohl ihm das in emotionalen Momenten besonders schwer fällt. Nach verlorenen Spielen waren immer nur englische Stellungnahmen aus ihm herauszuholen gewesen. Es wurde eine Dankesrede, die seine Mitspieler, die Vereine und ihre Mitarbeiter, die Gegner, die Schiedsrichter, mit denen er einige Auseinandersetzungen hatte, und ausdrücklich die Fans einschloss, die in den gegnerischen Hallen "immer Ensminger raus" gerufen haben. Manche rufen es heute noch - ein geflügeltes Basketball-Wort.

Dem MVP des Allstar Games 2010, das ebenfalls in Bonn stattgefunden hatte, war es vorbehalten, die Punkte zum 51:51 und 53:53 zu erzielen, ehe sein kurzes Comeback dann vorbei war. Ensminger: "Sven Simon von der BBL hatte im Dezember die Idee, mich mitspielen zu lassen. Ich fand es toll. Als ich einlief, hatte ich eine Gänsehaut."

In der Pause würdigte Pommer den jetzigen Trainer des Pro-B-Ligisten Gotha als einen der ganz Großen der Liga. Er überreicht ihm ein Trikot aus vier Vierteln, je eine für seine Stationen: Weißenfels (heute Mitteldeutscher BC), Bamberg, Paderborn und Bonn. Da konnte der 2,08-Meter-Hüne seine Emotionen nicht verbergen und hatte Tränen in den Augen.

Das Wichtigste, was er mitnehme, seien die vielen Freunde, die er und seine Familie in 14 Jahren Bundesliga gefunden hätten.

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